Norderstedt. Vier Jahre nach Beschluss der Politik werden die P+R-Parkplätze und Tiefgaragen in diesem Herbst kostenpflichtig.
Für die Autofahrerinnen und Autofahrer in Norderstedt soll in diesem Jahr nun endgültig die Zeit des kostenlosen Parkens auf P+R-Parkplätzen und in städtischen Tiefgaragen vorbei sein. Nach nahezu vier Jahrzehnten des freien Parkens und langen Verzögerungen bei der Einführung des 2017 politisch beschlossenen „Parkraumbewirtschaftungskonzeptes“ will die Stadt nun bis Ende des Jahres die Parkautomaten aufstellen. Mario Kröska, Leiter des Fachbereiches Verkehrsflächen im Rathaus, rechnet damit, dass die Automaten vielleicht schon im Herbst stehen, spätestens aber im Dezember einsatzbereit sind.
Parkgebühren in Norderstedt spätestens ab Dezember
Von dann an gilt auf den etwa 1050 Stellplätze in den Garagen und auf den Park-and-Ride-Parkplätzen der Stadt: Wer parken will, zahlt 2 Euro pro Tag, 10 Euro die Woche oder 40 Euro im Monat, immer montags bis sonnabends zwischen 6 und 18 Uhr.
Die Stadt hofft mit Einführung der Gebühren die Dauerparker aus den Tiefgaragen und von den P+R-Flächen zu vertreiben und so mehr Parkraum für jene zur Verfügung zu stellen, die darauf angewiesen sind – Pendlerinnen und Pendler, die auf die U-Bahn umsteigen wollen, Seniorinnen und Senioren, die bei der Mobilität auf das Auto setzen oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Firmen, die von außerhalb zum Job in Norderstedt wollen und keine Alternative zum Auto haben.
Corona sorgt am Ende für günstigere Automatenpreise
Dass es nun fast fünf Jahre seit dem politischen Beschluss für die Gebühren gedauert hat, bis mutmaßlich im Herbst 2021 die Parkautomaten aufgestellt werden, hat mit diversen Planungshürden und am Ende Problemen bei der Beschaffung der Automaten zu tun. Termine für die Einführung der Gebühren wurde regelmäßig gerissen: Im Februar 2018 wurde vom Rathaus das 3. Quartal 2018 genannt.
Mario Kröska korrigierte sich im Juli auf Spätherbst. Im August hieß es, im November würden die ersten Parkschein-Automaten stehen, komplett umgesetzt sei das Konzept im 1. Quartal 2019. Dann passierte wieder nichts. Und danach kam das Corona-Jahr 2020, und das Rathaus hatte lange ganz andere Sorgen als das gebührenpflichtige Parken.
Auftrag musste mehrfach ausgeschrieben werden
Kröska blieb auf Bitten der Politik trotzdem am Ball und machte die Ausschreibung am 14. Dezember 2020 öffentlich: „Lieferung, Montage und Inbetriebnahme von 18 Parkscheinautomaten für die Tiefgaragen und P+R-Anlagen in Norderstedt-Mitte und Friedrichsgabe“. Sieben Firmen bewarben sich um den Auftrag. Der günstigeste Bewerber setzte sich durch – jedoch, wie es das Rechnungsprüfungsamt der Stadt bemängelte, fehlte bei einem Leistungsinhalt die konkrete Kostenangabe.
Somit fiel das Angebot des Bewerbers durch, und die Stadt musste erneut ausschreiben. Dieses Mal aber nur unter den sieben Firmen, die sich in der ersten Runde schon beworben hatten. Am Ende setzte sich Ende April 2021 der bayerische Hersteller Automatentechnik Baumann durch. 130.000 Euro lautet die Auftragssumme. Das ist 20 Prozent günstiger als erwartet. Kröska hatte den Eindruck, die Firmen der Branche sind nach dem Corona-Jahr froh um diesen Auftrag.
Automaten sollen Wechselgeld geben
Derzeit macht sich Kröska noch Gedanken über die Gestaltung der Automaten. Sie sollen nicht wie Feuermelder aussehen. Ein schönes Blau schwebt ihm vor. Die Automaten werden sämtliche Zahlungsmethoden anbieten: Kleingeld, Scheine, EC-Karte und auch Smartphone-Zahlungsdienste. Ob auch die gängigen Handy-Park-Apps an den Automaten eingeführt werden, das sei noch in Prüfung. Kollegen anderer Kommunen berichteten Kröska von weniger guten Erfahrungen, weil über die Dienste zusätzliche Gebühren anfallen würden.
Der Automat wird übrigens wechseln können. Was zu viel eingeworfen wird, kommt als Kleingeld wieder raus. Alle Karten wird man am Automaten ziehen können, ganz gleich ob Tages-, Wochen- oder Monatstickets. In den ersten Wochen nach der Aufstellung der Automaten werde das Ordnungsamt natürlich ein Auge auf die kostenpflichtigen Parkflächen haben. Für die Parkraumüberwachung sei dort extra eine zusätzliche Stelle geschaffen worden.
Die Automaten sind auch durchaus intelligent. Smartparking nennt sich das. Sie registrieren etwa, wie viele Autos in die Garagen einfahren und gleichen das mit den gebuchten Tickets ab, so Kröska. So könne man die Knöllchen-Schreiber zielgerichtet losschicken, weil man ableiten könne, in welcher Parkgarage potenziell 20 Parksünder stehen könnten.
Ein Monatsticket ist keine Garantie für einen Parkplatz
Kröska bekomme tatsächlich Briefe von Norderstedter Bürgern, die fragen, wann es endlich losgehe mit den Parkgebühren. Weil sie hoffen, dass sie dann wieder besser einen Parkplatz in den Garagen finden, wenn es etwas kostet. Um allzu große Hoffnungen nicht enttäuschen zu müssen: In den Parkgaragen und auf P+R-Plätzen gilt mit Einführung der Gebührenpflicht das Prinzip „Wer zuerst kommt, parkt zuerst!“.
Die Zahl der Dauertickets ist nicht kontingentiert – es werden keine Kapazitäten für Kurzparker reserviert. Das Dauerticket ist umgekehrt keine Garantie auf einen täglichen Parkplatz. Wenn die Parkplätze voll sind, schauen Dauerticket-Inhaber genauso in die Röhre wie alle anderen Autofahrer.
Anteil der Dauerparker auf zehn Prozent geschätzt
Das übertragbare Wochen- oder Monatsticket muss von jedem persönlich am Automaten gezogen werden. Die Verwaltung will den Aufwand so gering wie möglich halten und bietet deswegen keinen En-Gros-Service für Firmen oder ähnliches an. Ebenso wird es keine vergünstigten Jahreskarten geben. Ein Jahr Parken kostet in Norderstedt ab Ende des Jahres also 480 Euro.
Mario Kröska rechnet schon mit mehr Platz in den Garagen und auf den P+R-Parkplätzen. Den Anteil der Dauerparker schätzt er auf mindestens zehn Prozent. Zu beachten sein werde, ob diese ihre Autos in den umliegenden Wohnstraßen abstellen werden und dort für Parkdruck und Frust bei den Anwohnerinnen und Anwohnern sorgen werden. Das Ordnungsamt will auch hier prüfen – und dann steht Norderstedt vielleicht die nächste Diskussion über Parkgebühren oder Anwohnerparkzonen ins Haus.