Norderstedt. Betreiber K-Motion will ein hochmodernes Kino in Norderstedt bauen – weiterer Investor hat Pläne für ein Hotel.

Die Corona-Pandemie kann die Kinobetreiber Matthias Kemme und Christof Gläser von K-Motion zwar zurückwerfen, aber nicht stoppen. Unverändert stehen sie zu ihrem Projekt: In Norderstedt wird Norddeutschlands modernstes Kino gebaut. Sieben Säle, etwa 1000 pandemie-gerecht angeordnete Plätze soll das Cinemotion Norderstedt bekommen. 2024 soll das Millionenprojekt zwischen Ulzburger Straße und Rüsternweg eingeweiht werden. Vorausgesetzt, der Kinobetrieb kann irgendwann in den nächsten Monaten wieder aufgenommen werden.

Die Pandemie bedingt längere Planungsphase hat zu einer markanten Änderung der Idee rund um die Bebauung des Filetgrundstücks in Norderstedt-Mitte geführt. Ein Hamburger Geschäftsmann, so berichten Gläser und Kemme, wolle neben dem Kino ein Boarding-House oder ein Hotel mit Gastronomie platzieren. Den Namen des Investors wollen die Kinobetreiber nicht verraten. Er habe aber bereits Erfahrungen mit dem Bau von Boarding-Häusern. Es sei noch nicht geklärt, ob sich der Investor auch an der Finanzierung des Kinos beteilige, sagt Matthias Kemme.

Wenn alles planmäßig verlaufen wäre, hätte Norderstedts Großkino bereits in diesem oder im nächsten Jahr eingeweiht werden können. Doch seit Corona wütet, bleiben die Kinoleinwände dunkel. Auch die des Spectrum-Kinos an der Rathausallee, das ebenfalls von Kemme und Gläser betrieben wird. Die K-Motion GmbH & Co. KG betreibt deutschlandweit 14 Kinos.

Die Kinobetreiber sind bislang über die Runde gekommen

So soll das Cinemotion an der Ulzburger Straße aussehen. Von 2024 an sollen die Kinofans hier Blockbuster erleben können.
So soll das Cinemotion an der Ulzburger Straße aussehen. Von 2024 an sollen die Kinofans hier Blockbuster erleben können. © HA | K-Motion

Der Lockdown wirft die Kinobetreiber weit zurück, aber sie geben nicht auf. „Wir haben in den letzten Jahren gut gewirtschaftet und sind finanziell bisher über die Runden gekommen“, sagt Matthias Kemme, der sich kaum noch erinnern kann, wann im Spectrum der letzte Film gezeigt wurde. „Das muss im Oktober gewesen sein.“ Kurz vorher hatte das Kino nach einer längeren Zeit der zwangsweisen Schließung wieder für einige Zeit geöffnet werden können, bevor es erneut dicht machen musste. K-Motion hat in der Zwischenzeit staatliche Corona-Hilfe in Anspruch genommen, aber Matthias Kemme hadert mit den Behörden: „Die Hilfen sind gut, aber sie müssten zeitnaher ausgezahlt werden.“

Die aktuellen Herausforderungen haben die beiden Kinobetreiber zum Anlass genommen, um mit Norderstedts Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder über das Kino der Zukunft zu sprechen. Nach Kemmes Worten sind dabei beide Seiten zu der Ansicht gekommen, dass Cinema-Komplexe unter neuen Gesichtspunkten geplant werden müssen, um möglichen weiteren Pandemiebeschränkungen von vornherein aus dem Weg zu gehen. Im Mai soll ein weiteres Gespräch mit dem Norderstedter Bauamt geführt werden.

„Wir brauchen viel Platz in den Kinosälen, um von vornherein Abstände zu wahren“, sagt Matthias Kemme und nennt ein Beispiel: „In einen 200er-Saal werden wahrscheinlich nur 130 Sitzplätze installiert, Gemeinschaftsplätze für Paare oder Familien inklusive.“

Das Spectrum-Kino zeigt künftig den besonderen Film

Er und sein Partner sind zuversichtlich: „Der Bedarf für ein zweites Kino in Norderstedt ist vorhanden.“ Das Spectrum an der Rathausallee bleibt bestehen und soll demnächst mit neuen sanitären Anlagen ausgestattet werden. Dort sollen nach den Plänen der Betreiber nach der Einweihung des neuen Kinos anspruchsvollere Filme und besondere Filmreihen zu sehen sein. Das Spectrum werde weiterbestehen „als ein echtes Arthouse-Kino, ein Spielort für den besonderen Film“.

Im Cinemotion wollen sie vor allem Mainstream-Filme und aktuelle Blockbuster zeigen. Für diese Filme ist das Spectrum mit seinen drei Sälen für die Filmverleiher zu unattraktiv und zu klein für normalerweise etwa 700 Film-Neustarts im Jahr. Haben kleine Kinos nicht die Kapazität, bekommen sie die Kopien von aktuellen Kassenschlagern erst zwei Wochen nach allen großen Standorten.

„Doch dann wollen viele den Film schon nicht mehr sehen. Und andersherum können wir viele besondere Filme nicht zeigen, weil das Mainstream-Kino zu viel Platz beansprucht. Diese Situation ist der Tod für die kleinen und mittleren Kinos in Deutschland“, beschrieb Gläser das Dilemma einmal im Abendblatt.

Vor Corona zählte das Spectrum mit 140.000 Besuchern pro Jahr zu den Top Drei der 14 Kinos, die K-Motion betreibt. Für Norderstedt und Umgebung prognostizierten die Kinobetreiber 2018 ein Potenzial von etwa 230.000 Besuchern jährlich. Genug Publikum für beide Kinos in Norderstedt. Und für Blockbuster, aber auch für besondere Filme, Opern-Liveübertragungen aus der New Yorker Met, Dokumentarfilmfestivals und andere Highlights müsse der Norderstedter nicht mehr nach Hamburg fahren.

Kemme hatte auch angekündigt, dass im neuen Kino der komfortable Filmgenuss geboten werden soll, mit Premiumlogen in begrenzten Bereichen.

Aber das ist alles noch Zukunftsmusik. Fest steht: Der nächste James-Bon-Film wird von September 2021 an noch im Spectrum laufen – wenn die Kinosäle bis dahin denn wieder geöffnet sind.