Henstedt-Ulzburg. Unsicherheit über Zukunft des Real-Kaufhauses beschäftigt Henstedt-Ulzburger. Edeka pocht auf geschlossenen Vertrag.
Real schließt! Real schließt nicht! Real startet einen Ausverkauf! Real widerruft den Ausverkauf! Edeka übernimmt! Edeka steigt aus! Die Meldungen überschlagen sich und ändern sich täglich bis wöchentlich. In Henstedt-Ulzburg wird spekuliert: Was geschieht mit dem Kaufhaus im Gewerbepark Nord, das für viele Henstedt-Ulzburger mehr ist, als eine normale Einkaufsstätte.
Henstedt-Ulzburg: Nachfolger für Real-Kaufhaus gesucht
Real, früher Allkauf, hat das Einkaufsverhalten der Bewohnerinnen und Bewohner am Standort und der umliegenden Orte geprägt. Wer im Gewerbepark einkaufen will, sagt, er fährt mal eben zu Real – und nicht in den Gewerbepark. Selbst dann, wenn man gar nicht zu Real will, sondern stattdessen in eines der vielen sonstigen Geschäfte rund um den Supermarkt.
Doch jetzt ist die Zukunft des Real-Kaufhauses ungewiss. Anfang des Jahres startete der Schlussverkauf des Vollsortimenters, der neben Lebensmitteln ein breites Sortiment an sogenanntem Non-Food, also Elektronikartikel, Haushaltswaren und Textilien anbietet. Alles musste raus, weil Ende Januar Schluss sein sollte. Die große Schnäppchenjagd begann – wurde aber plötzlich ohne Erklärung wieder gestoppt. Die Plakate, auf denen der Sonderverkauf und die nahende Schließung angekündigt worden waren, verschwanden ohne Erklärung sang und klanglos. Was war geschehen?
Das sind die Fakten: Vermieter der Immobile ist die Hamburger Immobilienagentur Redos Real Estate GmbH, die den Gewerbepark 2019 vom Ursprungsinvestor Manfred Feulner aus Wertheim (Baden-Württemberg) übernommen hat. Mieter ist die Real GmbH, die seit 2020 zum Portfolio des in Frankfurt ansässigen Immobilienentwicklers X+Bricks gehört. Strategischer Partner und Geldgeber im Hintergrund ist der russische Milliardär Felix Jewtuschenkow mit seiner SCP Group, die ihren Sitz in London hat. Anfang April 2020 wurde bekannt, dass Edeka, Kaufland und Globus 157 Warenhäuser übernehmen. Edeka sollte deutschlandweit 72 Real-Filialen, darunter auch die in Henstedt-Ulzburg, übernehmen.
Henstedt-Ulzburg: „Klärungsbedarf in vielen Punkten“
„Eigentlich schien bereits alles klar zu sein“, sagt Jürgen Herres, Unternehmenssprecher von Redos Real Estate. „Bis zum 28. Februar sollte Real das Gebäude im Gewerbepark verlassen haben, aber das verzögert sich jetzt.“ Warum das so ist, kann oder darf der Unternehmenssprecher nicht sagen. „Da gibt es noch einigen Klärungsbedarf bei vielen Punkten.“
Fest steht nach seinen Worten, dass Real zunächst im Gebäude an der Gutenbergstraße bleibt und es keinen Leerstand geben wird. Es werde einen Nachmieter geben, aber zum jetzigen Zeitpunkt falle es schwer, ein Übergabedatum zu nennen. „Es gibt eine Handvoll Namen, die als Nutzer und Nachfolger in Frage kommen.“ Ist möglicherweise auch Kaufland unter den potenziellen Nachfolgern? Jürgen Herres schließt es zumindest nicht aus. „Diese Tür wurde nie komplett zugemacht, Kaufland ist noch ein Kandidat.“
Tatsächlich könne ein Vergleich mit dem Wohnungsmarkt gezogen werden: Mieter Real müsse einen Nachfolgemieter suchen, dem wiederum der Vermieter, in diesem Falle Redos Real Estate, zustimmen müsse.
Henstedt-Ulzburg: Edeka verweist auf bestehenden Vertrag
Das Geschehen in Henstedt-Ulzburg und die Aussagen von Redos Real Estate werden von der Edeka Handelsgesellschaft Nord mbH in Neumünster mit Interesse und offensichtlich auch mit Unverständnis verfolgt. „Über die aktuelle Entwicklung sind wir sehr verwundert“ teilt Edeka-Sprecher Max Jendrik Sachau dem Hamburger Abendblatt schriftlich mit.
Und er weist mit Nachdruck darauf hin: „Wir haben weiterhin einen bestehenden Vertrag mit Real.“ Aktuell würden mit Real Gespräche geführt, um die Situation „zeitnah“ zu klären. Über den Stand der Gespräche und Verhandlungen will Edeka-Sprecher Sachau zurzeit nichts sagen. Die Real GmbH mit Sitz in der Düsseldorfer Metro-Straße sieht die Angelegenheit wiederum völlig anders: „Es lag nicht an uns, dass die Verhandlungen mit Edeka gescheitert sind“, sagt Real-Pressesprecher Markus Jablonski. „Edeka kann natürlich auf den Vertrag pochen, hat dann aber wohl eine andere Rechtsauffassung als wir.“ Jetzt kümmere sich die Real GmbH um Alternativen und sei „in Gesprächen“. Markus Jablonski: „Eine Lösung werden wir in Kürze präsentieren.“