Kreis Segeberg. Während des Lockdowns entdecken viele Menschen regionale Bio-Höfe und Lieferservices. Diese Anbieter sind besonders beliebt.
Im Corona-Lockdown sind Spaziergänge und Radtouren beliebte Freizeitbeschäftigungen. Hofläden, Verkaufsautomaten und Biokisten-Anbietern hat das jede Menge neue Kunden beschert. „Viele Leute haben meinen Bio-Hof auf ihren Ausflügen entdeckt und für einen Umsatzzuwachs von 200 Prozent gesorgt“, freut sich Maurice Blank. Auf Hof Lemsahl (Redderbarg 15) bietet der Hamburger Gemüse, Küchenkräuter und Erdbeeren aus ökologischem Anbau an.
Wegen der großen Nachfrage hat der 34-Jährige seinen Hofladen von zehn auf 45 Quadratmeter erweitert und öffnet zusätzlich zum Sonnabend auch freitags. Darüber hinaus bietet er Eier und Geflügel aus eigener Freiland-Aufzucht an. Und: Seit zwei Wochen bevölkern 450 flauschige Gänseküken einen Stall. Bis Jahresende werden die Kleinen unter Blanks Obhut zu stattlichen Weihnachtsgänsen heranwachsen.
Bio-Produkte im Trend: Höfe und Anbieter bei Hamburg
Lag Bio schon vor der Pandemie im Trend, ändert sich nun bei immer mehr Menschen offensichtlich das Bewusstsein für gesunde Ernährung, hochwertige, regionale Produkte und artgerechte Tierhaltung.
Einen Boom verzeichnet auch das Vorzeige-Gut Wulksfelde in Tangstedt mit Hofladen und Lieferservice (www.gut-wulksfelde.de). Vor Corona versorgten die Fahrer monatlich bereits bis zu 3000 Kunden. Inzwischen sind es 4500 in und weit um Hamburg herum, die regelmäßig bestellen oder ein Bio-Kisten-Abo haben. „Rein rechnerisch erreichen wir alle 1,5 Kilometer einen Kunden und sind für ihn näher als jeder Supermarkt. Viele sparen sich den zusätzlichen Wocheneinkauf, indem sie deutlich mehr Produkte aus dem hofeigenen Anbau sowie aus unserem Sortiment mit mehr als 3000 Produkten bestellen“, sagt Lieferserviceleiter André Houillon.
70 Prozent mehr Umsatz und 2500 Neukunden
„Corona hat auch uns einen enormen Schub gegeben“, resümiert Dirk Lehmann. 70 Prozent mehr Umsatz und 2500 Neukunden bescheren Norddeutschlands größtem Bio-Lieferservice (www.lehmannsbio.de) großen Zuwachs. Mittlerweile reichen die Kapazitäten in Bad Oldesloe nicht mehr aus; auf dem Nachbargrundstück entsteht aktuell eine zusätzliche Lagerhalle mit 1800 Quadratmetern.
Deutlich kleiner geht es im Biogarten Nahe (www.wohngruppe-miteinander.de) zu. Jeden Dienstag verlassen 50 Abo-Kisten mit frischem Obst und Gemüse in Bioland-Qualität den Hof – vor Corona gingen 30 Lieferungen nach Norderstedt, Hamburg oder Sülfeld. Das Besondere: Die Nahrungsmittel werden von Menschen mit Unterstützungsbedarf der Wohngruppe Miteinander angebaut und geerntet. „Der soziale Aspekt ist vielen Kunden wichtig, und sie unterstützen ihn durch ihre Bestellungen oder den Einkauf im Hofladen“, sagt Geschäftsführerin Corina Dierfeld.
Kunden kommen in Scharen: Hofladen muss Eier zukaufen
Ortsnachbar Dirk Oldenburg betreibt an der Bundesstraße 432 in Nahe eine Milchtankstelle und seit Februar 2020 zusätzlich ein Hühnermobil – zeitgleich mit dem Start der Pandemie, doch die machte ihm keinen Strich durch die Rechnung. „Unsere 225 Hühner können gar nicht genug Eier legen, so schnell sind sie vergriffen“, sagt der Landwirt.
Auch die Eier von 450 eigenen Hühnern decken bei Weitem nicht die gestiegene Nachfrage im Hofladen Hemdingen (www.hofladen-hemdingen.de). „Wir müssen wöchentlich 900 Eier zukaufen, um den Bedarf der Kunden zu decken“, erklärt Cornelia Moor. Die kämen in Scharen von Hamburg bis Neumünster und würden es genießen, den engen Lockdown-Wänden der eigenen Wohnung zu entfliehen – Familienausflug, Landpartie und Klönschnack inklusive.
Wegen Corona: Hofläden rund um Hamburg beliebt wie nie
Der gehört auch für Angela Geist unbedingt zu jedem Einkauf. Trotz oder gerade wegen Corona hat die Henstedt-Ulzburgerin mit ihrem Hofladen Reiherstieg (www.hof-reiherstieg.de) im Sommer 2020 einen Traumstart hingelegt. „Dass täglich bis zu 200 Kunden kommen, damit hätte ich anfangs nicht gerechnet“, sagt Angela Geist.
„Die Leute legen Wert auf gute Lebensmittel und möchten sich entsprechend beraten lassen, etwa über unser Gallowayfleisch aus eigener Aufzucht, hausgemachte oder regionale Produkte, deren ausgewählte Erzeuger ich alle persönlich kenne. Das schafft Vertrauen und Anerkennung und wird auch nach der Pandemie Bestand haben.“