Norderstedt. Deutscher Schulpreis: Eine Gemeinschaftsschule in Norderstedt ist unter den Nominierten. Was der Jury beim Besuch besonders gut gefiel.

Noch 20 Schulen in ganz Deutschland und 140 im Ausland haben die Chance, den Deutschen Schulpreis 2022 der Robert Bosch Stiftung zu gewinnen. Eine von ihnen ist die Gemeinschaftsschule Harksheide. Jetzt besuchte eine Jury aus Mitgliedern, die in der Schulpraxis, den Bildungswissenschaften und der Bildungsverwaltung tätig sind, zwei Tage lang die Schule am Exerzierplatz in Norderstedt.

Die Jury-Teams fahren zurzeit durch ganz Deutschland, um die 20 für den Preis nominierten Schulen zu begutachten und Gespräche mit Schulleitung, Lehrkräften, Eltern, Schülerinnen und Schülern zu führen, Projekte und Unterrichtseinheiten zu beobachten.

Schule Norderstedt: Gemeinschaftsschule Harksheide bald beste Schule im Land?

Der Wettbewerb steht in diesem Jahr unter dem Motto „Unterricht besser machen“. Die Siegerschule wird mit 100.000 Euro ausgezeichnet, vier weitere Schulen erhalten je 25.000 Euro. 5000 Euro indes sind der Gesamtschule schon jetzt sicher – die bekommen alle Nominierten, die nicht unter die Top-Five kommen, als Anerkennung dafür, sich überhaupt der umfangreichen Bewerbung gestellt zu haben. Anfang Juli werden 15 Schulen ausgesucht, die den Deutschen Schulpreis 2022 unter sich ausmachen und am 28. September an der Preisverleihung mit Bundeskanzler Olaf Scholz in Berlin teilnehmen dürfen.

„Schon das Gebäude dieser Schule bietet eine gute Basis für den Unterricht und wird bestens genutzt“, lobte Dr. Falk Radisch, Professor für Schulpädagogik mit den Schwerpunkten Schulforschung und Allgemeine Didaktik an der Universität Rostock.

Jury Deutscher Schulpreis: Zusammenarbeit in Harksheide wird gelobt

„Der Unterricht an dieser Schule wird nicht nur einfach durchgeführt, sondern Vor- und Nachbereitung gehen bis in die digitale Bearbeitung eine sich gegenseitig ergänzende und weiterführende Einheit ein, und alles wird im Team organisiert, das ist selten“, sagte Dr. Anna Praetorius, Professorin für pädagogisch-psychologische Lehr-Lernforschung und Didaktik an der Universität Zürich.

„Der Fokus des Kollegiums hat eine positive Grundhaltung mit vielen Teamsitzungen, und so entsteht eine ungewöhnlich intensive Kooperation, das zeigt sich schon darin, dass es sehr wenig Personalwechsel gibt“, sagt Ralf Dietl, ehemaliger Prozessbegleiter für das Pädagogische Qualitätsmanagement an Deutschen Auslandsschulen. Der Kern sei Freude an der Arbeit mit der Schüler- und Elternschaft, währen die Schülerinnen und Schüler Stolz an ihrem Tun zeigen würden, selbstständig arbeiten könnten.

Gemeinschaftsschule Harksheide: Erste Bewerbung war 2017

„Es gibt hier eine besondere Lernatmosphäre, die entspannt und hochkonzentriert zugleich ist, einen hohen Anspruch an sich selbst hat und von gegenseitigem Respekt geprägt ist“, lobte Dietl. So werde an der Schule nichts zerstört, beispielsweise die Arbeiten aus dem Kunstunterricht, die in den Gängen aushängen. „Den Schülerinnen und Schülern werden nicht nur fachliche, sondern überfachliche Kompetenzen und Fertigkeiten vermittelt“, ergänzte Anna Praetorius.

„Uns geht es einerseits um Partizipation der Schülerinnen und Schüler, darum, dass sie auch für ihren Alltag lernen, dass sie in ein Netzwerk Schule eingebunden werden, und andererseits darum, dass wir Kontakt zu den Schulen bekommen für eigene Forschungsprogramme, beispielsweise für die Lehrkräfte-Ausbildung“, sagte Andrea Preußker, Teamleiterin der Robert Bosch Stiftung GmbH.

Schule Norderstedt: Harksheide hat 385 Schülerinnen und Schüler

„Wir haben uns 2017 schon einmal für den Schulpreis beworben, jetzt, nach fünf Jahren, wollten wir wissen, wo und wie wir stehen, und wie Expertinnen und Experten uns sehen“, sagte Rainer Bülck, der seit 20 Jahren an der Schule unterrichtet und seit fünf Jahren Schulleiter ist. „Das Leistungsvermögen muss an die individuelle Lage der Schülerinnen und Schüler angepasst werden“, sagte Bülck. „Wir suchen die Schätze, die in jeder Schülerin, in jedem Schüler stecken“, sagte Iris Sajons, Unterstufen-Koordinatorin.

Zurzeit hat die Gemeinschaftsschule 19 Klassen und eine DAZ-Klasse, insgesamt 385 Schülerinnen und Schüler und fast 50 Lehrkräfte. Worin würde die Gemeinschaftsschule den Gewinn investieren? „Wir wissen, dass sich die Schülerinnen und Schüler eine Pausenhof-Gestaltung mit mehr Sitzgelegenheiten, Schatten- und Sonnenplätzen, Sonnensegel und Regenschutz wünschen“, sagt Bülck.