Henstedt-Ulzburg. Das traditionsreiche Henstedt-Ulzburger Möbelhaus will nach seinem An- und Neubau einen anderen Schwerpunkt setzen.

Seit 133 Jahren besteht Möbel Hesebeck. Jetzt steuert das Familienunternehmen auf eine neue Ära zu. Geschäftsführer Stefan Langbehn und sein Vater Bernd Langbehn, Vertreter der vierten und fünften Generation, wollen den mittelständischen Betrieb in eine gesicherte Zukunft führen. Dafür muss Altes erst einmal Neuem weichen. Der Discount-Bereich wird geschlossen, alle Möbel und Küchenteile müssen raus, der Räumungsverkauf läuft. Anfang des nächsten Jahres rücken die Bagger an, die die Halle abreißen und Platz für den An-und Neubau schaffen werden.

Der wiederum wird das Gesicht des dann 10.500 Quadratmeter großen Möbelhauses an der Gutenbergstraße 1 verändern, weil die freie Fläche zwischen Einrichtungshaus und Discounter mit eingebaut wird. Mittig wird ein neues Foyer mit Kundenempfang eingerichtet. Das Gebäude soll energieeffizient errichtet werden, beispielsweise mit nachhaltigen Baumaterialien und Photovoltaik-Anlage. Die Eröffnung des neuen Hauses ist für Anfang 2023 geplant, der Verkauf geht trotzdem weiter.

Seit 1982 hat Hesebeck, das Unternehmen ist Mitglied der bundesweiten Marketing-Gemeinschaft „Home Company“, in dem Markt „Hesebeck Discount Profi“ direkt neben dem regulären Möbelhaus gewinnbringend Schnäppchen angeboten. Doch die Familie Langbehn ruht sich nicht auf alten Erfolgen aus, sondern beobachtet, wohin der Trend geht. „Wir trennen uns nach mehr als 40 Jahren bewusst vom Discount-Geschäft, weil es heute wirtschaftlich nicht mehr mit Gewinn arbeitet, zumal viele Kunden sich seit Corona im Internet umschauen“, sagt Stefan Langbehn. Das Discount-Geschäft sei nach der corona-bedingten Schließung eingebrochen und habe sich nicht wieder erholt.

So könnte das neue Hesebeck-Möbelhaus einmal aussehen – die Eröffnung ist für 2023 geplant.
So könnte das neue Hesebeck-Möbelhaus einmal aussehen – die Eröffnung ist für 2023 geplant. © Inbau GmbH, Möbel Hesebeck | Inbau GmbH Möbel Hesebeck

Kein Grund zur Sorge, denn stattdessen steigt die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen und lange haltbaren Möbeln vor allem im Küchenbereich. „In der Krise konnten und wollten die Menschen nicht reisen und haben ihr Reisebudget stattdessen in die Verschönerung ihrer Wohnungen und Häuser gesteckt und in eine bessere Wohnqualität investiert“, beobachten Stefan und sein Vater Bernd Langbehn. Das sei das Signal gewesen, künftig noch mehr auf Qualität und Nachhaltigkeit zu setzen, sodass die Pläne für eine Neugestaltung des Hauses reiften. „Wir trennen uns vom Discount-Marktkonzept, um vor allem im stark nachgefragten Küchenbereich zu expandieren und das Haus damit zukunftssicher zu machen“, sagt Stefan Langbehn. Schwerpunkt des Angebots seien künftig Küchen im mittleren und höheren Preis-Segment, oft auch aus Massivholz, das nur aus Deutschland und Europa kommen soll.

„Wir wollen zum Möbelhaus mit einem separaten, starken Küchen-Fachmarkt werden, bleiben aber im traditionellen und regionalen Bereich“, sagt Langbehn. Denn aus der Region kämen sowohl die Kundschaft als auch die mitarbeitenden Handwerksbetriebe. „Wir wollen die Küchen nicht neu erfinden, sondern sie einerseits individuell nach Kundenwünschen gestalten und andererseits den Wirtschaftsstandort hier in Henstedt-Ulzburg und der Region stärken“, betont Langbehn. Dazu gehöre, die fachliche Kompetenz zu stärken.

Ursprung des Möbelhauses war eine kleine Tischlerei

Derzeit sucht das Unternehmen Personal. Zurzeit hat Hesebeck 65 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Discount-Angestellten würden jetzt für die neuen Herausforderungen geschult. Gesucht werden Tischler und Küchen-Monteure, Küchen-Fachberaterinnen und -berater, die den Kundinnen und Kunden ihre neue Küche vor Ort auch dreidimensional am Computer gestalten können.

Die 1966 von Werner Hesebeck gebaute Tischlerei hinter dem Discount-Gebäude wurde bereits abgerissen. Sie war bis 2002 in Betrieb, wurde verkauft und später wieder von der Familie Langbehn als Hesebeck-Nachfolger erworben. 1990 baute das Unternehmen das große Möbelhaus an der Gutenbergstraße. „Das war eines der ersten Gebäude in diesem Industriegebiet, dem wir jetzt mit unserem Neu- und Umbau einmal mehr starke Impulse geben wollen“, sagt Stefan Langbehn. Er stieg 2011 als Geschäftsführer in die Firma ein.

Ursprung des Möbelhauses war eine kleine Tischlerei an der Henstedter Straße, heute Maurepasstraße, die Hermann Hesebeck 1888 gründete. 1903 legte er den Grundstein für das Möbelhaus mit Tischlerei und Ausstellungsraum. Hermann Hesebecks Urenkel Lisa, Hermann und Werner entwickelten das Möbelfachgeschäft nach dem Zweiten Weltkrieg weiter. 1967 bauten sie eine große Ausstellungshalle am Kronskamp in Henstedt-Ulzburg.

Bernd Langbehn ist ein Neffe Werner Hesebecks und wurde 1977 zum Geschäftsführer bestellt. Auch er baute das Unternehmen weiter aus und veranlasste 1991 den Umzug an den heutigen Standort. Im nächsten Jahr will Bernd Langbehn, der sich operativ bereits aus dem Geschäft zurückgezogen hat, den Stab an seinen Sohn Stefan weiterreichen, um mehr Zeit für den Um- und Ausbau zu haben. „Ich freue mich, dass mit Stefan die fünfte Generation das Möbelhaus führt“, sagt Senior Bernd Langbehn stolz und zufrieden.