Geesthacht. Der Chemiekonzern will 2000 Stellen in Deutschland abbauen. An der Charlottenburger Straße sind rund 100 Mitarbeiter beschäftigt.
Der Chemiekonzern Evonik strafft im Zuge seines Umbaus die Konzernstruktur. Die bisherigen Geschäftsbereiche werden ab April 2025 in den zwei neuen Sparten „Custom Solutions“ und „Advanced Technologies“ aufgehen, wie das Essener Unternehmen mitteilte. Dadurch will der Konzern bis Ende 2026 rund 2000 Stellen einsparen. Davon 1500 in Deutschland. Einer von rund 20 Produktionsstandorten in Deutschland befindet sich an der Charlottenburger Straße in Geesthacht.
Ob auch hier Stellen betroffen sind, dazu sagte Konzernsprecher Jörg Wagner auf Anfrage: „Das kann ich nicht ausschließen, aber sicher unterproportional im Vergleich zu anderen Standorten.“ Hintergrund ist, dass die Stellen durch eine Straffung der Verwaltung wegfallen sollen und in Geesthacht vor allem produziert wird. Und: Evonik will weiterhin bis 2032 keine betriebsbedingten Kündigungen aussprechen.
Stellenabbau bei Evonik: Was bedeutet das für Geesthacht?
Erste Pläne zur Umstrukturierung hatte der Chemieriese im Herbst 2023 verkündet und nun präzisiert. Die Essener wollen mit der neuen Organisationsstruktur, bei der eine komplette Führungsebene im Konzern wegfällt, das Unternehmen schneller, schlanker und profitabler gestalten. „Auch in Geesthacht könnten Führungsfunktionen wegfallen, aber das heißt nicht, dass der Mitarbeiter gehen muss, sondern eine andere Funktion bekäme“, so Sprecher Wagner weiter.
Evonik beschäftigt weltweit aktuell rund 32.000 Menschen. Schon länger geplant ist der Verkauf des Polyestergeschäfts mit 400 Stellen und der sogenannten C4-Chemie mit rund 1000 Stellen. In diesem Bereich stellt Evonik unter anderem Antiklopfmittel oder Weichmacher her. Insgesamt wären damit rund 7000 Stellen von den Umbauplänen direkt betroffen.
Frühere Hanse Chemie gehört seit 2011 zu Evonik
Die Geschäfte in der neuen Sparte „Custom Solutions“ (Kundenlösungen) sieht Evonik eher in Nischenmärkten mit spezifischen Produkten. Dazu zählen etwa Zusätze für Lacke und Beschichtungen sowie Produkte für die Kosmetik- und Pharmaindustrie. Die Sparte „Advanced Technologies“ (fortgeschrittene Technologien) soll sich im Wettbewerb vor allem durch vergleichsweise niedrige Kosten behaupten. Gebündelt sind hier etwa Hochleistungskunststoffe und die Chemikalie Wasserstoffperoxid. Beide Sparten erzielen jeweils einen Jahresumsatz von rund sechs Milliarden Euro.
Die 1986 gegründete Hanse Chemie am Standort in Geesthacht kam 2011 zum Evonik-Konzern. Auf 36.000 Quadratmetern finden die dort hergestellte Produkte Anwendung in der Herstellung von Kleb- und Dichtstoffen, Abformmassen und anderen Elastomeren, wie es auf der Homepage zum Standort heißt. Weitere am Standort hergestellte Produkte sind modifizierte Reaktionsharze und Dispersionen. Wichtige Anwendungsfelder dafür sind Beschichtungen und Faserverbundwerkstoffe.
mit dpa