Geesthacht. Deutscher ESC-Teilnehmer singt zum Abschluss beim Geesthachter Elbfest. Ein Auftritt, der definitiv mehr Zuschauer verdient hätte.
Um eine Minute nach 19.30 Uhr – also fast pünktlich – betritt Isaak Guderian die Bühne beim Elbfest. „Moin Geesthacht“, ruft der Star des diesjährigen Stadtfestes in die Menge und vernuschelt , wie es sich gehört, das mittlere T und H. Von der Stadt hatte der in Nordrhein-Westfalen lebende Musiker zuvor noch nie gehört, wie er kurz vor dem Auftritt backstage verriet. „Aber ich finde den Namen so toll. Den kann man nur Norddeutsch aussprechen“, sagt der Sänger, der beim diesjährigen European Song Contest mit dem Lied “Always on the Run“ Deutschland vertrat.
Ohne Starallüren präsentiert sich der 28-Jährige auch dem Geesthachter Publikum: authentisch, bodenständig und mit Spaß an der Sache. Dass der Musiker, der sich nur Isaak nennt, seine Musik selbst schreibt und kein durchgestyltes Musik-Projekt ist, zeigt er durch eine erfrischende Varianz in der Art seiner Musik. Mal jazzig-funkig, wie bei der reinen Live-Nummer „XTC“, mal anrührend und leise (Farewell) und dann wieder ganz radiokompatibel, wie bei seiner zweiten Single „Never the Same“.
Isaak beim Elbfest in Geesthacht: So war der Auftritt des ESC-Stars
„Ich habe keinen Lieblingsstil und lasse mich von allem beeinflussen. Meine Musik ist dann ein Mosaik daraus“, sagt er. In Geesthacht spielt Isaak mit vierköpfiger Band bestehend aus Gitarre, Bass, Keyboard und Schlagzeug. Er nimmt das Publikum mit, lässt es bei „SOS, I‘m calling“ mitsingen oder an anderer Stelle den Mittelfinger in die Höhe recken, weil das die Botschaft des Songs ist.
Dabei holt er in jeder Phase des Auftritts alles aus seiner rauchigen Stimme heraus. In den gut 80 Minuten singt er auch noch unveröffentlichte Lieder und natürlich seinen Hit „Always on the Run“, mit dem er beim ESC auf dem zwölften Platz landete. „Schöne Atmosphäre hier“, lobt Isaak die Location an der Elbe und hätte mehr Zuschauer verdient, als die etwa 800 Besucher am Sonntagabend auf dem Menzer-Werft-Platz.
Isaak beim Elbfest: Zuschauerzahl lässt zu wünschen übrig
„Es ist schwierig geworden, die Menschen nach Corona zu locken“, sagt auch Sascha Franke, der Organisator des Geesthachter Elbfests. 2016 und 2018 waren schon einmal deutsche ESC-Teilnehmer der Topact beim Elbfest. Während Max Giesinger noch vor rund 3000 Menschen auftrat, waren es bei Michael Schulte noch etwa 1500, schätzt Franke.
Geesthachter beklagen sich gern, dass in ihrer Stadt nichts oder zu wenig los ist. Wenn dann aber doch mal ein national bekannter Künstler auftritt, und das auch noch kostenlos, hält sich die Resonanz indes in Grenzen. An ihrer Herangehensweise wollen Sascha Franke und der Veranstaltungstechniker Sascha Weiß jedoch nichts ändern. „Vielleicht würde man mehr Leute mit Schlager kriegen, aber das sind dann nicht mehr wir“, sagt Franke.
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Derweil nimmt sich Isaak Guderian auch nach dem Auftritt viel Zeit, posiert für Selfies und schreibt Autogramme. Etwa für Nicole Papendorf, die ihre Zwillingsschwester Melanie Achenbach samt Familie sowie Freundin Sonja Kuhn, vom Besuch des Topacts beim Elbfest überzeugen konnte. Die Isaak-Fans freuen sich schon auf den nächsten Auftritt des ESC-Stars in der Nähe. Am 5. Dezember spielt er in Hamburg im Bahnhof Pauli. Im Oktober und November erscheinen drei neue Lieder, im Februar 2025 dann eine neue EP.