Basthorst. Das junge Label Hasenschnaps produziert die Spirituose mit Zutaten aus der Hasenapotheke. Wie die Gründerinnen auf den Namen kamen.

Bisher hat der laue Sommer eher nach Kräutertee geschmeckt. Mehr Sonne wäre schön. Für uns Menschen und für den Feldhasen. Dessen Nachwuchs leidet nämlich extrem unter der Nässe. Junge Feldhasen können bei anhaltendem Schietwetter erfrieren oder in ihrer Sasse ertrinken. Kommt der Feldhase durch, braucht er etwa 70 verschiedene Kräuter, um gesund zu bleiben. Wildtier-Kenner bezeichnen diese Mischung als „Hasenapotheke“, Jäger und Landwirte bringen die Wildackersaaten als Lock-Äsung aus. Andere machen Kräutertee draus. Oder Gin.

Anna Lena Kaufmann geht leidenschaftlich gern zur Jagd, liebt den in ihren Augen unterschätzten Feldhasen und mag Gin. 2021 kam ihr eine Schnapsidee, ein Jahr später ließ sie sich das Label Hasenschnaps schützen und tat sich mit Fabian Rohrwasser und Frauke Weithart zusammen, die wie sie für das Projekt Hasenschnaps brennen – im wahrsten Sinn des Wortes. Das Herzstück der Hasenschnaps-Destillerie steht seitdem in einer kleinen Blockhütte auf Gut Basthorst.

Auf Gut Basthorst wird jetzt auch Gin produziert

Um das Labyrinth aus Schläuchen, Gläsern und Kupferrohren zu durchschauen, braucht es einen wie Fabian Rohrwasser. Der staatlich geprüfte Brenner und Absolvent der ersten bayerischen Brennerklasse hat sein Handwerk bei Winzern in Franken und Doldenhopfern in Bayern gelernt. Jetzt lebt er im Kreis Herzogtum Lauenburg und brennt, was ihm schmeckt. Whisky in Schretstaken, Gin auf Gut Basthorst.

„Gänseblümchen, Sauerampfer, Kiefernsprossen, Wiesenklee, Rotklee und Wacholderbeeren als Basis.“ Anna Lena Kaufmann verrät nur ein paar Zutaten, die in die Kupferbrennblase kommen. Der Rest bleibt geheim. Alle Zutaten werden in Alkohol eingelegt und dann destilliert. Meistens sind in den ersten Tropfen noch zu viele Bitterstoffe, danach wird es immer köstlicher. „Was hier rauskommt, hat meist über 80 Prozent. Das wird dann auf Trinkstärke runtergemischt“, erklärt Fabian Rohrwasser.

Abgabe wird staatlich überwacht

An der kleinen, feinen Destille in Basthorst wird „unter Verschluss“ gearbeitet. Das heißt, alle alkoholführenden Bauteile der Anlage sind verplombt und werden von staatlichen Prüfern auf die Abfüllmenge hin überwacht. Der ausführende Kupferschmied hat das Nebeneinander von verplombten und frei zugänglichen Maschinenteilen ästhetisch hochwertig hinbekommen. Das Herzstück ist die Brennblase, die über ein Wasserbad per Holz beheizt wird. Rohrwasser brennt zwei- bis viermal die Woche.

Pro Tag können bis zu 800 Liter, also 1600 Flaschen produziert werden. In Marketingsprache übersetzt entsteht auf diesem Weg ein Manufakturprodukt auf gehobenem Niveau.

Frauke Weithart kümmert sich um Werbung und Vertrieb dieses Produkts. Wie will sie aus dem allgemeinen Gin-Hype herausstechen? „Die Vorgabe war ein Wald und Wiesenspaziergang durch das Hasenrevier mit einem charakteristischen Wachholdergeist als Basis“, sagt sie. Das muss man sich jetzt vorstellen, auf der Zunge zergehen lassen oder einfach bestellen und probieren.

Überzeugt hat der Hasenschnaps jedenfalls schon ein paar der wichtigsten Verkoster. Im Mai wurde der Hasenschnaps-Gin mit der Goldmedaille des „International Spirits Award“ ausgezeichnet. „Ein halbes Jahr, nachdem wir hier mit den Rohprodukten standen und gespannt gewartet haben, bis der erste Tropfen rauskam. Da sind wir schon stolz drauf“, sagt Anna Lena Kaufmann. Gemeinsam mit Frauke Weithart will sie das Vertriebs- und Gastronomen-Netz behutsam ausbauen. Handarbeit bleibt den jungen Frauen wichtig. Neben dem Etikett kleben sie jetzt also auch den runden Aufkleber mit der Goldmedaille per Hand auf jede Flasche.

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Mit dem Etikett kommt auch der Hase wieder ins Spiel. Ein ungarischer Künstler hat das Tier mit großen Augen und imposanten „Löffeln“ in feiner Zeichnung für die junge Spirituosenmarke gezaubert. Wer auf dieser Hasenbasis von Tee auf Cocktail umstellen möchte, kann so viel variieren, wie die grüne Wiese hergibt. Neben der Hasenapotheke empfiehlt die Basthorster Destillerie ein gutes Tonic-Water, etwas Eis und für den Sommergeschmack Limette, Zitrone, Basilikum oder Minze.