Kasseburg. Mit 207 von 383 Stimmen haben sich die Bürger gegen das Gewerbegebiet entschieden. WFL wirft dem BUND Beeinflussung vor.

Es war ein mutiger Schritt der Gemeinde Kasseburg, ihre Bürger über das rund 40 Hektar große Gewerbegebiet entscheiden zu lassen, was südlich der A 24 und östlich der B 404 entstehen sollte. Jetzt ist die Entscheidung gefallen: 207 Einwohner – und damit rund 54 Prozent – haben sich gegen das geplante Gewerbegebiet entschieden, 175 stimmten dafür. Insgesamt haben 383 Einwohner von den 494 Wahlberechtigten abgestimmt. Das macht eine Beteiligung von rund 77 Prozent.

Vorwürfe gegen den BUND, mit falschen Zahlen gearbeitet haben

Mit dem Entscheid ist zumindest für die kommenden zwei Jahre ein Thema vom Tisch, was für viel Diskussionen und Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Befürwortern geführt hat. „Ich bin wirklich enttäuscht vom Ergebnis und habe niemals damit gerechnet, dass auf solch eine Art und Weise gegen das Gebiet gearbeitet wird“, sagt Bürgermeisterin Anja Harloff.

Da seien vom BUND falsche Zahlen veröffentlicht worden, um die Bürger zu verunsichern, sie selbst sei in den sozialen Medien und unkommentierten Zeitungsberichten angegriffen worden, es habe Beleidigungen gehagelt. „Wir haben uns all die Jahre bemüht, die Bürger umfassend zu informieren. Für Fragen hätte ich immer zur Verfügung gestanden. Der Ausgang ist wirklich bedauerlich“, gesteht sie.

WFL geht juristisch gegen den BUND vor

Ulf Hahn, Geschäftsführer der WFL, ist enttäuscht von der Entscheidung.
Ulf Hahn, Geschäftsführer der WFL, ist enttäuscht von der Entscheidung. © HA | Janina Dietrich

Auch Ulf Hahn, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Kreis Herzogtum Lauenburg, reagiert enttäuscht. „Das ist großer Mist!“, sagt er mit deutlichen Worten, „wir sind mit der Entscheidung absolut nicht glücklich.“ Besonders verärgert ist auch er über die Vorgehensweise des BUND. „Hans-Heinrich Stamer hat bewusst mit Falschaussagen agiert“, behauptet Hahn.

Immer wieder sei von Stamer betont worden, es gehe um ein 100 Hektar großes Gebiet in Kasseburg. „Dabei bezieht sich diese Zahl in unserem Gewerbestandortentwicklungskonzept auf Flächen im gesamten Kreisgebiet, die bis 2035 benötigt würden, und nicht auf Kasseburg“, sagt Hahn.

Obwohl Stamer mehrmals korrigiert worden sei, habe der nicht nachgelassen, mit Falschaussagen zu argumentieren. „Wir können das nicht so stehen lassen und gehen juristisch gegen den BUND-Mann vor“, sagt Hahn.

Viele künftige Vorteile für die Gemeinde fallen jetzt weg

Hans-Heinrich Stamer winkt ab. „Ich sehe nicht, dass die Vorhaltungen gegen den BUND berechtigt sind“, sagt er und bleibt bei seinem Vorwurf, dass nicht die Umweltschützer, sondern die WFL mit falschen Zahlen agiert habe. Seine Zahlen bezögen sich auf einen Bericht zu Gewerbegebieten von überörtlicher Bedeutung aus dem Jahr 2015, und da gehe es um 100 Hektar im Raum Kasseburg.

„Die Gemeindevertretung soll anerkennen, dass sich die Bürger intensiv mit der Materie auseinandergesetzt haben“, fordert Stamer. „Dieser Bericht, auf den sich Herr Stamer bezieht, hat keine Gültigkeit mehr“, entgegnet Harloff verärgert.

Im Kreis gibt es keine Alternative in dieser Größe

Fakt ist: Das Gewerbegebiet kommt in den nächsten Jahren nicht – und damit fallen auch viele Vorteile weg, die die Gemeinde gehabt hätte, angefangen von den Gewerbesteuereinnahmen über eine Busverbindung nach Hamburg und Schwarzenbek, Radwege, Arbeitsplätze, bedauert Harloff.

Der WFL wiederum fehlt jetzt für ihre Planungen im Herzogtum eine 40 Hektar große Fläche. „Im gesamten Kreis haben wir keine Alternative in der Größe und mit so einer guten Anbindung“, sagt Hahn.