Schwarzenbek. Es gibt eine Fortbildung für Angehörige und Pflegende zu Demenz im Alloheim Seniorenzentrum in Schwarzenbek.

Von der Volkskrankheit Demenz sind weltweit mehr als 50 Millionen Menschen betroffen – Tendenz steigend. Hinter dieser Zahl verbergen sich die Betroffenen selbst, aber auch deren Angehörige. „Demenz – Genau hinsehen“ lautete das diesjährige Motto der nationalen Woche der Demenz.

Den Bedürfnissen Betroffener gerecht zu werden, vermittelte nun der Geschäftsführer des DRK in Hamburg und Demenzexperte Hartmut Watschke mehreren Angehörigen und den 15 Teammitgliedern im Alloheim Seniorenzentrum „Alte Oberförsterei“ Schwarzenbek in einer ganz besonderen Fortbildung.

Die Diagnose Demenz ist für daran Erkrankte und Angehörige meistens eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Für die Betroffenen ist es enorm wichtig, dass sie aktiv bleiben, möglichst weiterhin ihren Hobbys nachgehen und Teil der Gesellschaft bleiben. „Rituale im Alltag und feste Tagesstrukturen können dabei helfen“, weiß Alloheim-Einrichtungsleiterin Daniela Orth.

Für Angehörige ist die Diagnose wie ein „Abschied auf Raten“

Doch auch den Angehörigen angemessen zu begegnen, sie „abzuholen“ und verständnisvoll an die Erkrankung heranzuführen, all das ist von enormer Bedeutung. „Für die Angehörigen fühlt sich eine solche Diagnose sehr oft an wie ein Abschied auf Raten. Von Zorn über Trauer und Ohnmacht begegnen uns alle Gefühle. Und alle Gefühle haben ihre Berechtigung“, führt Daniela Orth aus.

Ein Spezialist auf dem Gebiet Demenz ist Hartmut Watschke. Seit Jahren leitet der DRK-Geschäftsführer Fachfortbildungen mit dem Schwerpunkt Demenz und ist darüber hinaus Mitglied in der Deutschen Expertengruppe Dementenbetreuung e.V. .

Das Seminar soll für die Krankheit sensibilisieren

„Demenz ist nicht heilbar. Doch den Umgang damit kann man lernen“, sagt Hartmut Watschke. „Unser Credo lautet ‚Wir dienen Ihrer Lebensqualität‘, und diesen Ansatz leben wir. Neben hervorragender Pflege ist uns die Unterstützung der Angehörigen wichtig, denen wir bei all ihren Fragen, Sorgen und Ängsten rund um das Thema Demenz gerne und kompetent zur Seite stehen“, ergänzt Daniela Orth. Das Seminar mit Hartmut Watschke sollte vor allem sensibilisieren. Watschke erklärte, wie wichtig der Verzicht auf W-Fragen sei. „Ein Warum, Wieso oder Weshalb kann bei Demenzkranken zur Überforderung führen“, sagt er. „Das wiederum mündet oft in Aggression oder Trauer.“

Viel besser – so der Experte weiter – seien Erzählungen aus der Vergangenheit. Auch die Gesprächsdauer ist wichtig. „Zehn Minuten sind ­optimal, um Überanstrengungen zu vermeiden“, stellt Hartmut Watschke fest.

Verlust des Erinnerungsvermögens ist ein großes Problem

Die Betroffenen verlieren ihr Erinnerungsvermögen in Abständen. Dieser Verlust ist für die Betroffenen selbst, aber auch für das Umfeld oft extrem schwierig und hochemotional. „Viele teilnehmende Angehörige hat das sehr beschäftigt“, sagt Daniela Orth. „Was für unsere speziell geschulten Pflegekräfte eher eine Auffrischung von bereits angeeignetem Wissen war, hat viele Angehörige sehr berührt und nachdenklich gemacht.“

„Demenz ist nicht heilbar, doch den Umgang damit kann man lernen“, sagt Hartmut Watschke, Mitglied der Deutschen Expertengruppe Demenz.
„Demenz ist nicht heilbar, doch den Umgang damit kann man lernen“, sagt Hartmut Watschke, Mitglied der Deutschen Expertengruppe Demenz. © Kasdorff, Gabriele | Gabriele Kasdorff / Lauenburg

Die einheitliche Rückmeldung der Angehörigen war ein erweitertes Bewusstsein zum Thema Demenz, welches zum einen zu Veränderungen im Verhalten und Umgang mit den Betroffenen führte, zum anderen aber auch die entstehenden, sehr belastenden Selbstkonflikte im Hinblick auf charakterliche und kognitive Veränderungsprozesse eines Familienangehörigen thematisierte. „Auch diesbezüglich unterstützen wir Angehörige bei ihren Fragen und Sorgen“, verspricht Daniela Orth, „Professionalität ist eine wichtige Säule im Umgang mit Demenz.“

„Alte Oberförsterei“ hat eine Wohngruppe nur für Demente

Die „Alte Oberförsterei“ am Körnerplatz in Schwarzenbek ist eine Einrichtung mit drei Wohnbereichen, von denen einer eine spezielle Wohngruppe mit zehn Bewohnern beinhaltet, die an Demenz erkrankt sind. „Wir haben eine Gesamtkapazität im Haus von 91 Bewohnern und 63 Mitarbeitern, bei uns im Haus wird frisch in der hauseigenen Küche gekocht“, so Daniela Orth.

Weitere Angebote zum Thema Demenz in Schwarzenbek

Ein weiteres Angebot zu dem Thema ist der Spezialkurs „Im Norden sagt man tüdelig...“. Der Lehrgang richtet sich an pflegende Angehörige, ehrenamtlich Pflegende und jene, die sich auf Pflege und Versorgung von Demenz-Erkrankten vorbereiten wollen. Unterrichtet wird am Dienstag, 30. November, und am Donnerstag, 2. Dezember, jeweils von 17 bis 20 Uhr in der Volkshochschule Schwarzenbek, Berliner Str. 1–5. Themen sind die Alltagsbewältigung, Betreuung, Pflege, Tipps zu Hilfsmitteln und Wohnraumanpassung, Entlastungsangebote und Unterstützung sowie Finanzierung- und Rechtsfragen.

Die Teilnehmer sollten zuvor einen Orientierungskursus Demenz besucht haben oder Wissen über Krankheitsbild und Diagnostik besitzen. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Anmeldung unter Telefon 040/25 76 74 50 oder anmeldung@angehoerigenschule.de

Angehörigenschule hilft bei allen Fragen rund um Demenz

Die Angehörigenschule ist eine unabhängige, gemeinnützige Einrichtung mit Stammsitz in Hamburg. Sie hat das Ziel, pflegenden Angehörigen den Rücken zu stärken. Das Programm ist vielfältig: Neben Orientierungskursen und Pflege-Basiskursen bietet sie Spezialkurse zu den Krankheitsbildern Demenz, Parkinson, Schlaganfall, Multiple Sklerose und anderen Themen. Zusätzliche Infos finden Sie unter www.angehoerigenschule.de