Lauenburg/Schwarzenbek. Der Kreis-Jugendhilfeausschuss berät über die Verteilung der Gelder. Die Stadt Lauenburg hofft auf eine hohe Förderung.
Auch wenn es nur eine Momentaufnahme der Kita-Versorgung ist, zwischen Städten und Gemeinden im Südkreis Herzogtum Lauenburg öffnet sich die Schere. Während Schwarzenbek und Büchen im Vergleich schon gut dastehen, könnten sich die Lauenburger Probleme mit der baldigen Realisierung der Wabe-Kita mit 145 Plätzen in absehbarer Zeit zum großen Teil erledigen. Weiterhin schwierig bleibt die Situation in Geesthacht: Dort fehlen fast 300 Kitaplätze und mehr als 200 Krippenplätze. Und der große Wurf ist vorerst nicht in Sicht.
Nicht weniger als fünf Standorte listet die Prioritätenübersicht des Kreises für den Neu- beziehungsweise Ausbaubedarf in der Elbestadt auf. Mal geht es um 20 neue Plätze am Heuweg und 30 in Düneberg durch Erweiterung, mal um 40 beziehungsweise 45 Betreuungsplätze durch Neubauten am Eichweg und am Worther Weg.
75 Plätze sollen im Neubaugebiet Finkenweg-Nord entstehen
Die größte Zahl nennt die Beschlussvorlage an den Jugendhilfeausschuss des Kreises für die Geesthachter ASB-Kita: 75 Plätze sollen im Neubaugebiet Finkenweg-Nord entstehen. Während für die anderen Projekte Realisierungstermine zwischen Sommer 2022 und 2024 benannt werden, ist das größte Vorhaben in Geesthacht noch ohne Termin.
Lauenburgs Bürgermeister Andreas Thiede blickt optimistisch auf den Kreis-Jugendhilfeausschuss, der am heutigen Donnerstag tagt. „Geht alles glatt, rücken wir mit unserer Wabe-Kita eine Stufe nach vorn, können statt 2023 bereits 2022 mit dem Bau beginnen.“
Bebauungsplan steht, die Baugenehmigung ist beantragt
Im konkreten Fall war es nicht das Fehlen geeigneter städtischer Flächen oder die geringe Neigung von Investoren, Kitas zu errichten, die wie Sand im Getriebe der Planungen gewirkt hatten. „Die bautechnische Prüfung für die Mittelgewährung hatte zunächst nicht vorgelegen“, sagt Thiede über die Verzögerung. „Jetzt sind die Unterlagen eingereicht. Der Bebauungsplan steht, und die Baugenehmigung ist beantragt.“
Mit aktuell genannten fast 3,2 Millionen Euro Fördervolumen durch den Kreis weist die Prioritätenliste für das Lauenburger Vorhaben die größte Einzelsumme aus. Es folgen Düneberg (2,97 Millionen €), 90 neue Kita-Plätze in Dassendorf (noch ohne Termin) mit 1,98 Millionen, 75 Plätze in Wentorf (ohne Termin: 1,65 Millionen €) sowie Schwarzenbek: Im Bereich Dreiangel soll zum Sommer 2023 eine neue Kita mit 60 Plätzen entstehen, Zuschuss 1,32 Millionen Euro. Aktuell weist die Prioritätenliste gut 6,5 Millionen Euro aus, die der Kreis 2021 noch vergeben kann.
Schwarzenbek steht aktuell gut da, weil die Stadt in den vergangenen Jahren zwei neue große Kitas gebaut hat, erläutert Kathrin Kipke, Fachbereichsleiterin Bildung, Sport und Kultur im Rathaus der Stadt. Es besteht zwar weiter Bedarf, aber die Warteliste bewege sich im zweistelligen Bereich: „Das ist noch nicht optimal. Aber in der Regel finden wir in Gesprächen mit den Eltern vertretbare Lösungen.“
Die Suche nach geeigneten Flächen für Neubauten bereitet Probleme
Wie viele andere Kommunen und auch Geesthacht habe auch die Stadt Schwarzenbek Probleme gehabt, geeignete Flächen für Kitas zu finden. Dabei müssen es nicht zwangsläufig stadteigene Grundstücke sein. Kipke: „Für die Planung neuer Wohngebiete muss man schauen, dass man entsprechende Flächen vorsieht.“ Wenn nötig können Städte auch anstreben, die entsprechende Nutzung über städtebauliche Verträge mit den Investoren abzusichern.
Geesthacht reagiert auf die wachsende Nachfrage nach Krippen- und Kita-Plätzen sowie die weiter wachsende Bevölkerung. In den Bebauungsplänen für Finkenweg-Nord und am Westhafen sind Flächen für Kitas vorgesehen, anders als zuvor für das Wohngebiet Besenhorst. „Als der B-Plan erstellt wurde, war die Bedarfssituation im Kitabereich noch eine andere“, sagt Stadtsprecherin Wiebke Jürgensen. Bis zur Realisierung des B-Plans sind viele Jahre vergangen, über die Kita-Situation wurde politisch ausgiebig gestritten.
Ansturm auf Kitaplätze überrascht Geesthacht
Für Geesthachts Hafencity ist eine Kita in Trägerschaft der Diakonie geplant. „Aktuell gibt es Überlegungen und auch schon Gespräche mit einem Investor, ob an der Steinstraße eine zweite Kita entstehen kann. Bei der Kita in Finkenweg-Nord prüfen wir derzeit, ob größer gebaut werden kann als zunächst geplant war“, erläutert Christoph Wieck, Leiter des Fachbereiches Bildung und Soziales im Geesthachter Rathaus.
Darüber hinaus laufen Gespräche mit dem Kreis über das Gesundheitsamt. Die dort bislang tätigen Kreis-Beschäftigten sollen in das frühere Berufsbildungszentrum am Dialogweg umziehen. Die kreiseigene Immobilie an der Otto-Brügmann-Straße würde somit frei. Wieck: „Wir hätten auf dem Grundstück, wo jetzt das Gesundheitsamt ist, gerne eine weitere Kita.“
Geesthacht zieht wegen seiner Nähe zu Hamburg junge Familien an
In spätestens vier Jahren sollen 300 neue Kita- und Krippenplätze fertig sein, kündigt der Fachbereichsleiter mit Blick auf geplante An- und Neubauten an. Und der Bedarf werde weiterwachsen. Während die Verantwortlichen in Geesthacht noch vor wenigen Jahren angenommen hätten, dass maximal 75 Prozent der Kinder einen Kitaplatz benötigten, „melden heute 90 bis 95 Prozent der Familien für ihren Nachwuchs Betreuungsbedarf an“. Dazu komme, dass die Elbestadt aufgrund ihrer Nähe zu Hamburg und ihrer Bildungs- und Freizeitangebote gerade junge Familien anziehe.