Schwarzenbek. Die vor 178 Jahren gegründete Liedertafel ist Schwarzenbeks ältester Verein. Auch ein bekannter Staatsmann lud sie zu Aufritten ein.
Viele freudige Gesichter gab es unter den Mitgliedern der Schwarzenbeker Liedertafel, die sich in der vergangenen Woche zur Jahresversammlung nach der Corona-Pause trafen. Endlich wieder in geselliger Runde beisammen sein und endlich wieder einmal singen – natürlich mit Abstand.
Vorsitzende Jasmin Schmidt gab den kürzesten Jahresbericht zu ihrer Tätigkeit, es waren ja alle geplanten Aktivitäten gestrichen worden in den vergangenen anderthalb Jahren. Dafür nahm der Punkt Ehrungen etwas Zeit in Anspruch. Ute Peters wurde für 60 Jahre Singen im Chor mit einem Blumenstrauß und einer Urkunde des Schleswig-Holsteinischen Sängerbundes ausgezeichnet.
Anfangs durften nur Männer in der Liedertafel singen
„Ich singe schon seit der 5. Klasse. Unser damaliger Lehrer brachte uns das gesamte deutsche Liedgut bei – ohne Textbücher und ohne Noten. Auch nach der Schule war ich in verschiedenen Chören“, sagte die 82-Jährige, die noch immer zu den 47 aktiven Mitgliedern gehört und eine Stütze im Sopran ist.
Zur Schwarzenbeker Liedertafel kam Ute Peters 1973. Damals hatte der bis dahin reine Männerchor beschlossen, auch Frauen aufzunehmen und einen gemischten Chor zu gründen. Ehrenmitglied Lothar Scheunemann, langjähriger Vorsitzender der Liedertafel, erinnert sich: „Das war damals eine große Sache. Wir wollten unserem Chor einen modernen Anstrich geben. Erst sollten nur Ehefrauen aufgenommen werden, das wurde dann schnell geändert.“
Für 25-jährige Mitgliedschaft wurden Anke Schramm, Wiebke Wagner und Cornelia Preuß geehrt.
Nach der Sommerpause sollen die Proben wieder aufgenommen werden. Vielleicht gibt es in diesem Jahr ein Adventskonzert, das mit rund 300 Besuchern in der voll besetzten Kirche St. Franziskus stets sehr gut angenommen wurde.
Schwarzenbeker Chor hat schon vor Otto von Bismarck gesungen
Kein Schwarzenbeker Verein ist so eng mit der Stadtgeschichte verbunden wie die Liedertafel. Als am 27. Juni 1953 Schwarzenbek das Stadtrecht erhielt, begleitete die Liedertafel den Festakt musikalisch. In alten Dokumenten ist nachzulesen, welches sakrale Lied damals vom Chor gesungen wurde: „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“.
Die Liedertafel war aber nicht nur bei der Stadtwerdung dabei, sie sang auch bei Gesellschaften des Reichskanzlers Otto von Bismarck (1815-1898) in Friedrichsruh oder bei der Europapreisverleihung im Jahr 1962 im Kino Grimm.