Ratzeburg. Für 2,5 Millionen Euro soll der Landkreis mit digitale Sirenen ausgestattet werden. Neben einem Alarm sind auch Durchsagen möglich.
Diese Kritik gehe am Kern vorbei: Norbert Brackmann, Fraktionschef der CDU im Kreistag, widerspricht Vorwürfen, die Kreispolitik leite Fördergeld für den Neubau von Feuerwehrgerätehäusern und die Notstromversorgung um. Die Ausgaben für die Sirenen-Modernisierung im Kreis Herzogtum Lauenburg mit zunächst 500.000 Euro übersteige zwar die Förderung neuer Notstromaggregate (100.000 Euro) sowie für den Bau neuer Feuerwehrgerätehäuser (200.000 Euro). Doch diese seien Aufgaben der jeweiligen Städte und Gemeinden – anders als der Katastrophenschutz.
Mit 13 Millionen Euro werde sich der Kreis zudem für den geplanten Neubau der Kreisfeuerwehrzentrale engagieren, sagt der Christdemokrat. Brackmann sitzt neben seiner Fraktion auch dem Haupt- und Innenausschuss des Kreistags vor. Den Zuschussbedarf für Sirenen schätzt er für die kommenden Jahre auf etwa 2,5 Millionen Euro.
Kreis Herzogtum Lauenburg setzt auf digitale Sirenen
Beschwerden aus Städten im Südkreis, der Kreis bezahle mit der Förderung Aufgaben, für die er sowieso zuständig ist, greifen aus Brackmanns Sicht zu kurz. Es sei zwar einerseits richtig, dass die Sirenen im 25-Kilometer-Umkreis um das Atomkraftwerk Krümmel derzeit nicht Aufgabe der Städte und Gemeinden seien. „Sobald die Atomaufsicht des Landes feststellt, dass vom weitgehend geräumten AKW Krümmel keine Gefahren mehr ausgehen, ändert sich jedoch die Verantwortlichkeit.“ Die Zuständigkeiten fielen in einigen Jahren dann an die jeweiligen Kommunen zurück.
Vertreter von Kreis, Städten und Gemeinden sowie Institutionen haben sich an einem Runden Tisch über die anstehenden Aufgaben ausgetauscht. Brackmann: „Ich kann die Neiddiskussion nicht verstehen. Wir ergreifen über unsere eigentlichen Zuständigkeiten hinaus die Möglichkeit, besonders kleine Gemeinden zu unterstützen, etwa für den notwendigen Bau neuer Feuerwehrgerätehäuser.“
Neue Sirenen ermöglichen auch Durchsagen an die Bevölkerung
Das deutlich höhere finanzielle Engagement für die Alarmierungstechnik sei notwendig, um einen künftigen Flickenteppich im Kreis zu vermeiden. Und um zukunftsfähige Technik durchzusetzen.
In Planung ist die Umstellung auf Digitaltechnik. Anders als in anderen Landstrichen Deutschlands, wo Sirenen weitflächig außer Betrieb genommen oder abgebaut wurden, soll im Herzogtum die Möglichkeit geschaffen werden, über die neuen Signalgeber auch Durchsagen zu ermöglichen, etwa im Falle einer Katastrophe, wie der verheerenden Flut im Ahrtal. Nicht genug, dass Verantwortliche in Rheinland-Pfalz zu spät reagiert hatten: Mit Zusammenbruch von Handy-Netzen und Stromversorgung konnten viele Menschen nicht mehr vor der anrollenden Flutwelle gewarnt werden.
Mit einem unabhängigen kreisweiten Netz von Sirenen wollen die Verantwortlichen im Herzogtum Lauenburg Vorsorge treffen. Wie viele Sirenen dafür nötig sind, muss zunächst getestet werden. In einem ersten Schritt geht es um 80 Standorte. Der Kreis übernimmt Planung, und Ausschreibung. Brackmann: „In drei Jahren soll die Finanzierung stehen.“ Die Hoffnung, dass das Digital-Netz dann bereits Realität sein könne, bezeichnet der Christdemokrat als ambitioniert.