Geesthacht. Glückwunsch! Drei Schülerinnen vom Otto-Hahn-Gymnasium in Geesthacht haben ihr Sprachdiplom mit Auszeichnung bestanden.
Melike Altay ist erst im August 2019 mit ihrer Familie von der Türkei nach Deutschland übergesiedelt. Enkida Selimi hat es im November 2019 aus Albanien hierher verschlagen. Und bei Hülya Cetin liegt der Umzug aus der Türkei sogar erst 18 Monate zurück.
Wer sich mit den Mädchen unterhält, mag das kaum glauben. Ihre Ausdrucksweise ist so reich an Vokabeln, die Grammatik perfekt – es scheint kaum vorstellbar, dass die drei vorher kein Wort Deutsch gesprochen haben.
Die Schule ist sehr stolz auf die drei Schülerinnen aus Geesthacht
Sie gehören zu den 34 Schülerinnen und Schülern, die am Geesthachter Otto-Hahn-Gymnasium (OHG) in einer von drei DaZ-Klassen unterricht werden. DaZ ist die Abkürzung für „Deutsch als Zweitsprache“.
Melike, Enkida und Hülya haben 2021 die Prüfung zum „Deutschen Sprachdiplom – Erste Stufe“ mit Auszeichnung bestanden und gehören damit zu den besten Absolventen in Schleswig-Holstein. „Die Schule ist sehr, sehr stolz auf euch“, sagte Schulleiterin Kirsa Siegemund, die die Ehrung kurz vor den Weihnachtsferien stellvertretend übernahm und unter anderem jeweils einen Buchgutschein überreichte. Und das, obwohl die beiden Türkinnen anfangs vor allem mit den deutschen Artikeln kämpften. „In unserer Muttersprache gibt es keine Artikel“, sagten sie unisono.
Lehrkräfte müssen im Unterricht einige Schwierigkeiten umschiffen
Das OHG ist das DaZ-Zentrum der Sekundarstufe I (ab Klasse 5) für den südlichen Teil des Kreis Herzogtum Lauenburg. Grundschüler werden in Geesthacht am Buntenskamp und am Silberberg beschult.
Am OHG kümmern sich derzeit sieben Lehrer um die Kinder, die 20 Stunden Deutsch pro Woche lernen. Dabei müssen die Lehrkräfte einige Schwierigkeiten umschiffen. Die Schüler kommen aus Ländern wie zum Beispiel Syrien, Somalia oder Guinea-Bissau. Einige sind Analphabeten, andere kennen nur das arabische Alphabet, manche sind wegen Fluchterfahrungen traumatisiert.
Melike, Enkida und Hülya konnten in „normale“ Klassen integriert werden
„Für einen Schüler aus Eritrea brauchten wir ein kurdisches Wörterbuch mit arabischer Schrift, in der Türkei gibt es die aber nur in lateinischer Schrift“, nennt Siegemund nur ein Beispiel.
Inzwischen haben Melike, Enkida und Hülya ein so gutes Lese-, Text- und Hörverstehen erworben, dass sie am OHG in „normale“ Klassen integriert wurden. Das hatten sie sich so schnell selbst kaum vorstellen können. „Ich dachte anfangs, ich brauche drei Jahre um Deutsch zu lernen“, so Enkida.