Lauenburg. Weil die Millionen-Förderung erst im August kommenden Jahres fließt, haben Lauenburg und Kita-Verein einen ungewöhnlichen Plan.
Die Nachricht hatte in Lauenburg Freude und gleichzeitig Enttäuschung ausgelöst: Im Mai dieses Jahres beschloss der Jugendhilfeausschuss des Kreises, dass die Stadt fast 3,2 Millionen Euro Fördermittel für den Bau einer Kita erhält. Allerdings nicht wie erhofft in diesem Jahr, sondern erst im August 2023. Jetzt soll ein Trick helfen, den geplanten Baustart in diesem Jahr doch noch zu retten.
Die neue Kita des Vereins Wabe wird auf dem Grundstück neben der Seniorenwohnanlage der Dana Grundstücksverwaltung am Glüsinger Weg errichtet. Geplant sind hier 140 Plätze, davon 30 für Krippenkinder. Auch einige Details des Konzeptes sind bereits bekannt: Demnach ist eine Betreuung der Kinder zwischen 6 und 18 Uhr ganzjährig möglich.
Neue Kita in Lauenburg wird keine Schließzeiten haben
Schließzeiten, etwa in den Sommerferien, wird es nicht geben. Geplant ist unter anderem auch ein Saunabereich für die Kinder. Etwa 30 Betreuungskräfte sind vorgesehen. Außerdem soll es Frühstück, Mittagessen und ein Snackangebot für die Kleinen in der Einrichtung geben.
Schon im Mai 2020 hatte die Stadtvertretung den Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan gefasst und damit Baurecht geschaffen. Damals waren alle Beteiligten davon ausgegangen, dass der Bau der Kita 2021 beginnen würde. Doch daraus wurde nichts.
Knackpunkt des Projektes ist von Anfang an die Finanzierung. Bereits im Juli 2018 hatte die Stadt beim Kreis die Aufnahme dieser Plätze in den Kindertagesstättenbedarfsplan beantragt. Im Juni 2019 hatte der Kreis Herzogtum Lauenburg die Prüfung der Baukosten in Höhe von fünf Millionen Euro an die Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR übergeben.
Kompliziertes Vertragskonstrukt soll es nun retten
Der Hamburger Verein Wabe, der in der Hansestadt, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hessen 23 Kitas betreibt, hatte das 4500 Quadratmeter große Areal neben der Seniorenresidenz von der Dana Grundstücksverwaltung erworben. Zuvor jedoch hatte das ehemalige Bauhofgelände der Stadt Lauenburg gehört.
Jetzt haben die Stadtvertreter in nichtöffentlicher Sitzung ein Vertragskonstrukt beschlossen, das den Kita-Neubau noch in diesem Jahr ermöglichen soll. Der Verein Wabe, der im Sinne der Gemeinnützigkeit keine Gewinne erzielen darf, hat das 100-prozentige Tochterunternehmen Queen Bee Immobilien ins Spiel gebracht.
Queen Bee Immobilien kommt ins Spiel
Laut Handelsregisterauszug beschäftigt sich das Unternehmen unter anderem mit dem Erwerb, der Verwaltung und Vermietung von Immobilien sowie der Beteiligung an anderen Unternehmen. Geschäftsführer von Queen Bee ist, wie auch vom Verein Wabe, Marcel Graff. Die Idee: Queen Bee errichtet die Kita und vermietet diese an die Stadt Lauenburg. Der Verein Wabe tritt in ein Untermietverhältnis mit der Stadt ein und betreibt die Kita.
Mit dem Eintritt der Stadt Lauenburg in dieses Vertragskonstrukt soll das Risiko des Vereins Wabe abgefedert werden – und der Baustart für die Kita doch noch in diesem Jahr erfolgen. „Die Stadtvertretung hat den Beschluss mit breiter Mehrheit gefasst. Ich freue mich, dass es nun endlich losgehen kann“, sagt Bürgermeister Andreas Thiede.
Baukosten um zwei Millionen gesteigert
Nach Informationen unserer Zeitung hatte die Politik das Vertragswerk keineswegs einmütig begrüßt. So soll das Unternehmen Queen Bee Immobilien bisher unter anderem keinerlei Aussagen zu den Kosten des Kita-Neubaus getroffen haben. Ursprünglich war man bei der Wabe mal von Kosten in Höhe von 5 Millionen ausgegangen.
Im Januar dieses Jahres sprach Marcel Graff vor dem Ausschuss für Bürgerangelegenheiten bereits von einem Betrag von 7,2 Millionen Euro für den Kita-Neubau. Von einer langfristigen, unkalkulierbaren Belastung für die Stadt sei während der Diskussion die Rede gewesen.
Wohl auch, weil einige Stadtvertreter urlaubsbedingt fehlten, fand die Verwaltungsvorlage trotzdem eine politische Mehrheit.
Baustart soll am 1. September dieses Jahres sein
Unabhängig von der politischen Diskussion dürfte vielen Lauenburger Eltern ein Stein vom Herzen fallen, dass der Baustart nicht noch einmal verschoben werden soll.
Unabhängig davon, dass die Fördermittel erst im Sommer nächsten Jahres fließen, soll in Kürze der erste Spatenstich erfolgen. „Wir müssen sehen, dass wir mit dem Vorhaben im Winter so weit sind, dass die Witterung die Fertigstellung nicht verzögert“, hatte Wabe-Sprecherin Claudia Janson vor vier Wochen gesagt. Mittlerweile gibt es schon einen konkreten Termin. Am 1. September, also in gut sechs Wochen, soll Baustart sein.
Kita Wabe auf zweitem Platz beim Deutschen Kita-Preis
Der Verein Wabe betreibt in Lauenburg bereits eine Kita am Birnenweg. „Kinderstube der Demokratie“ heißt das Konzept, für das die Lauenburger Kita 2020 mit einem zweiten Platz beim Wettbewerb um den Deutschen Kita Preis geehrt wurde.
In der Kita Wabe entscheiden die Kinder, wann sie essen oder schlafen wollen, wer sie trösten oder mit ihnen Geburtstag feiern darf, wann sie draußen toben oder lieber drinnen singen wollen. Die Kinder sind auch nicht in feste Gruppen eingeteilt, sondern sie suchen sich selbst aus, was sie gern machen möchten. Die Betreuer verstehen sich als Lernbegleiter und Impulsgeber der Kinder. Dieses offene Konzept will der Verein Wabe dann auch in der neuen Kita am Glüsinger Weg umsetzen.