Erst am 3. Januar um 4.57 Uhr wird im Johanniter-Krankenhaus das erste Kind geboren. Der neue Erdenbürger selbst hatte es eilig.

Geesthacht. Das erste Baby des Jahres 2021 im Geesthachter Johanniter-Krankenhaus hat etwas auf sich warten lassen. Erst am 3. Januar um 4.57 Uhr in der Früh war es soweit. Dann erblickte Ben Turlach das Licht der Welt.

Dabei hatte es der neue Erdenbürger selbst eilig. Er kam mehr als drei Wochen vor dem errechneten Stichtag zur Welt und gilt per Definition damit als Frühchen. Bei seiner Geburt wog der kleine Ben 2640 Gramm und war 48 Zentimeter groß.

Nach dem ersten Baby des Jahres ging es Schlag auf Schlag

Für die Eltern Finnja und Björn Turlach aus Büchen-Dorf ist es das erste Kind. Glücklich, aber auch erschöpft verbrachte die Familie die ersten gemeinsamen Stunden in einem Familienzimmer der Gynäkologischen Abteilung des Krankenhauses. „Uns war von Anfang an klar, dass wir ins Geesthachter Krankenhaus gehen wollen. Ich bin hier auch schon geboren worden“, sagte Mutter Finnja Turlach. Voraussichtlich noch bis Mittwoch müssen sie zur weiteren Beobachtung vor Ort bleiben.

Während es sich bis zur ersten Geburt des Jahres 2021 also etwas hinzog, ging es am Sonntag dann Schlag auf Schlag weiter. Allein um die Mittagszeit kamen binnen zwei Stunden drei weitere Kinder zur Welt. „Geburten sind ein Wellengeschäft“, weiß der Chefarzt der Gynäkologie, Dr. Klaus von Oertzen, und ergänzt: „2020 hatten wir vier bis fünf Tage mit bis zu acht Geburten.“

Größte Zahl an Geburten seit 23 Jahren

Insgesamt scheint sich der Babyboom in Geesthacht fortzusetzen. Mit 760 Geburten – darunter ein Zwillingspaar – verzeichnete das Johanniter-Krankenhaus 2020 die größte Zahl seit 1997 und eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um sieben Prozent. Den Spitzenwert mit 867 Geburten erreichte die Klinik Anfang der 1990er-Jahre.

2020 wurden in Geesthacht 388 Jungen und 373 Mädchen geboren. Ein Namensfavorit hat sich dabei nicht abgezeichnet. Bei den Mädchen gab es jeweils drei Babys mit dem Namen Tilda und Malina. Bei den Jungs waren die Spitzenreiter Theo (vier) und Leonardo (drei). Auf den Plätzen folgten Emma bei den Mädchen sowie Noah bei den Jungs.

Emotionales Jahr liegt hinter der Abteilung

Derweil stellt die Leitende Hebamme Miriam Jens fest, dass „ein sehr emotionales Jahr“ hinter ihrer Abteilung liegt, in der rund 50 Personen arbeiten. Darunter sind 15 Hebammen, dazu kommen Kinderkrankenschwestern sowie Gynäkologen und Gynäkologinnen. „Die Pandemie hat unsere Arbeit verändert“, sagt Miriam Jens.

Mit Stolz verweist sie jedoch auf die Tatsache, dass sie es im Johanniter-Krankenhaus ermöglichen konnten, die Väter weiter in die Geburt einzubeziehen. Wer einen negativen Schnelltest auf Covid-19 – vor Ort vorgenommen – aufweisen konnte, durfte bei der Geburt und auch danach dabei sein. Einzige Bedingung: Die werdenden Väter durften das Krankenhaus in der Zwischenzeit nicht verlassen.

Geesthachter Geburtsstation erfreut sich großer Beliebtheit

„Das war nur dank des Engagements der Hebammen und der Leistung des gesamten Teams möglich“, hebt Dr. Klaus von Oertzen hervor. Die Klinik hat die Zahl der Familienzimmer dafür auf 14 aufgestockt. „Wir können oftmals Eins-zu-Eins betreuen, also eine Krankenschwester pro Kind, das findet man in großen Häusern nicht“, ergänzt die Leitende Hebamme.

So kommen die werdenden Eltern nicht nur aus der näheren Umgebung, sondern auch aus Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und teilweise dem östlichen Hamburg nach Geesthacht. „Wir hatten sogar eine Mutter, die direkt neben der Lüneburger Klinik gewohnt hat, aber trotzdem zu uns gekommen ist“, berichtet Dr. von Oertzen.

Kommt der Babyboom nach dem Lockdown?

Die Geesthachter Gynäkologie, die seit 2012 mehrfach als babyfreundliche Geburtsklinik zertifiziert wurde, zeichnet sich darüber hinaus durch eine im bundesweiten Vergleich niedrige Kaiserschnittrate aus. Sie lag 2020 in Geesthacht bei 23 Prozent (2019: 20,1 Prozent) gegenüber 31 Prozent in ganz Deutschland. Seit dem Wintersemester 2020/21 ist das Johanniter-Krankenhaus auch klinischer Praxisstandort, an dem Hebammen in einem dualen Studiengang ihren Beruf erlernen können.

Ob diese angehenden Kolleginnen in den kommenden Wochen und Monaten wegen eines coronabedingten Babybooms mit einem verstärkten Arbeitsaufkommen zu rechnen haben, kann derzeit noch nicht gesichert vorhergesagt werden. „Darauf sind wir auch sehr gespannt. Was wir vom Hörensagen von der Mutterschaftsvorsorge wissen, scheint diese Welle aber nicht allzu groß zu werden“, sagt Miriam Jens.

Kinder, die im ersten Lockdown im März gezeugt wurden, sollten verstärkt etwa ab Ende Januar zur Welt kommen – oder wie der erste Geesthachter des Jahres 2021 bereits jetzt. Denn der kleine Ben Turlach ist auch ein „Lockdown-Baby“ wie die Eltern Finnja und Björn Turlach berichten. „Wir haben vorher zwar schon geübt, doch geklappt hat es erst im Lockdown“, schmunzelt Finnja Turlach.