Lauenburg. Nach wenigen Minuten ist die Lauenburger Feuerwehr vor Ort. Eine erste Bewährungsprobe für die neue Einsatzschutzkleidung.
Wenn die Lauenburger Feuerwehr zu einem Brandeinsatz in die Altstadt gerufen wird, beschleicht die Einsatzkräfte ein mulmiges Gefühl: enge Gassen, altes Fachwerk und nicht selten Autos, die den Einsatzfahrzeugen den Weg versperren. Dabei geht es hier um jede Minute.
Am späten Dienstagabend kam der Alarm: In der Werkstatt eines Hauses an der Elbstraße war ein Feuer ausgebrochen. Anwohner hatten die Flammen und den Rauch in der ehemaligen Schmiede bemerkt. Sofort riefen sie über den Notruf 112 die Feuerwehr zur Hilfe. Gleichzeitig versuchten sie, mit Feuerlöschern und einem Gartenschlauch die Flammen einzudämmen. Nur wenige Minuten später war der Löschzug zur Stelle. Weil die Werkstatt inzwischen stark verraucht war, drang der Angriffstrupp unter Atemschutz zum Brandherd vor. Einen Zugang gab es nur über die enge Twiete und dichter Qualm nahm den Rettern die Sicht. Trotzdem konnten sie das Feuer schnell unter Kontrolle bringen.
Einsatz für die Feuerwehr: Werkstatt in Lauenburger Altstadt in Flammen
Vor dem Gebäude waren inzwischen weitere Einsatzfahrzeuge eingetroffen. Jetzt ging es darum, die verrauchte Werkstatt zu belüften. Dazu kam in der schlecht zugänglichen Werkstatt eine sogenannte hydraulische Ventilation zum Einsatz. Der Wohnbereich wurde mithilfe eines Überdruckbelüfters vom Qualm befreit. Nachdem der Brandrauch aus dem Gebäude abgezogen war, konnte die Einsatzstelle an den Eigentümer übergeben werden. Die Polizei hat die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen. „Durch das beherzte Eingreifen der Anwohner konnte vermutlich Schlimmeres verhindert werden. Trotzdem können wir immer wieder nur darauf hinweisen, dass sich niemand selbst in Gefahr bringen sollte“, sagte Wehrführer Lars Heuer nach dem Einsatz.
Erste Bewährungsprobe für die neue Einsatzschutzkleidung
Der Einsatz am Dienstagabend hatte noch einen anderen Aspekt: Erstmals musste sich die neue Einsatzschutzkleidung der Feuerwehr bewähren. Lauenburgs Politiker hatten im vergangenen Jahr einstimmig die Finanzierung von 115 Garnituren Einsatzschutzkleidung sowie 60 Flammschutzhauben beschlossen. Im Stadthaushalt waren dafür 160.000 Euro eingeplant. Die Verwaltung hatte drei Firmen angeschrieben, doch nur eine hatte ein Angebot abgegeben, das den erforderlichen Standards entspricht. Das Problem: Der eingeplante Kostenansatz wurde um knapp 4000 Euro überschritten und hätte damit den Haushaltsrahmen gesprengt. Doch die Firma hat noch einmal nachgebessert und für einzelne Positionen Rabatte eingeräumt.
Die Erprobung der neuen Kleidung lief allerdings schon länger. In einem Tragetest über ein halbes Jahr wurden Anzüge getestet und von sieben Mitgliedern der Wehr bewertet. Die Ergebnisse wurden an die Stadt übergeben, die daraufhin die europaweite Ausschreibung veröffentlichte. Die neue Schutzkleidung ist gut sichtbar und weist einen hohen Sicherheitsstandard auf. Gleichzeitung lobten die Testträger die guten Trageeigenschaften. „Das ist ein echter Hightech-Anzug, der uns künftig bei Einsätzen schützt“ freut sich der Wehrführer.
Rettungskräfte ziehen sich nach dem Einsatz auf offener Straße um
Aber auch die beste Schutzkleidung ist nach einem Brandeinsatz wie am Dienstag in der Altstadt stark kontaminiert. Die unter Atemschutz eingesetzten Kräfte mussten die Anzüge an der Einsatzstelle ablegen. Mit anderen Worten: Sie zogen sich auf offener Straße aus und schlüpften in ihre mitgebrachten Jogginghosen.
Im Lauenburger Katastrophenschutzzentrum gibt es derzeit keine Möglichkeit, private Kleidung und kontaminierte Schutzkleidung voneinander zu trennen.