Geesthacht. Wrestling-Liga veranstaltet Show mit spektakulären Akteuren vor bis zu 600 Zuschauern. Wer auf der Teilnehmerliste steht.
Das Autohaus Mercedes Brinkmann hat einen guten Ruf nicht nur wegen der Fahrzeuge, das Hauptgebäude ist auch immer wieder als Veranstaltungshalle gefragt. Der Dirigent und Pianist Justus Frantz spielte hier schon Klavier. Deutlich härtere Töne werden nun am 2. September zu hören sein. Die Wrestler rücken an, zum ersten Mal überhaupt gibt es einen Kampfabend in Geesthacht. Veranstalter ist die Liga Power of Wrestling.
Die Mitarbeiter der POW haben am Mittwoch die Geschäftsräume ausgemessen für den Aufbau der Tribünen. Bis zu 600 Zuschauer sollen die Show sehen können, die Preise sollen zwischen 40 Euro für Plätze vorn am Ring bis zu 12 Euro auf den hinteren Rängen liegen, die Feinheiten werden noch geregelt. Der Ticketverkauf läuft dann über Eventim.
Kampfsport: Westler treten zu mindestens sechs Kämpfen an
Am Abend sollen mindestens sechs Kämpfe „einer der erfolgreichsten Wrestlingligen Europas stattfinden“, so POW-Präsident Jörg Vespermann. Er hat Wrestler aus aller Welt in seinem Team. Die Wrestler stehen während der Pause und nach den Kämpfen für Fotos und Autogramme zur Verfügung. Zugesagt haben bisher Florenz de la Hunt, Chris „the Bambikiller“ Raaber, Demolation Davies, Rockn Rolla, „der Jägermeister“ Ernst Jäger, Vincent Heisenberg, auch bekannt als Lord Heisenberg, und „der fliegende Holländer“ Leon van Gasteren. Zum krachenden Finale soll es einen „Battle Royal“ geben. Heißt konkret: jeder gegen jeden. Das geht so lange, bis alle Wrestler bis auf einen über das oberste Ringseil nach draußen befördert worden sind. Thorsten Müller vom Sponsor Provenzial Versicherungen packt zur Gage noch eine Schippe drauf: Für den letzten Mann gibt es 2500 Euro Extra plus einen pompösen Pokal – den Schutzengel-Cup.
Wie es sich für harte Kerle gehört, laufen die Wrestler zu Gitarrenriffs und Heavy Metal ein. Bis auf einen: Florenz de la Hunt, 1,92 Meter groß, 93 Kilogramm schwer, am Kampfabend 38 Jahre alt. „Ich liebe es, Dinge auch mal anders zu machen als meine Wrestler-Kollegen“, sagt der Hamburger. Bei ihm gibt es sphärische Klänge zu hören wie etwa den Templer-Marsch aus der TV-Serie „Knightfall“.
Florenz de la Hunt gibt sich gern arrogant
Das passt, denn er hat sich für seine Auftritte als Wrestler eine eher böse Figur kreiert. Der von ihm verkörperte schwarze Ritter ist arrogant, ein Unsympath. Wenn er schon beim Einlaufen mit Buhrufen empfangen wird, ist er durchaus zufrieden. Sie zeigen ihm: Er ist bekannt bei den Zuschauern, seine Figur weckt Emotionen. Und das ist gut für die Show. „Meine Umwandlung beginnt, wenn meine Musik beginnt zu spielen. Die Rolle behalte ich bei, bis ich wieder im Auto sitze“, verrät er.
Die Wrestler erfinden sich ihre Rollen selbst, verrät Florenz de la Hunt. Bei ihm war es eine Sympathie zu Fantasy-Elementen. Es kann Jahre dauern, bis die Kampffigur stimmig wie eine zweite Haut sitzt. Hunt ist seit gut 20 Jahren in der Szene dabei, holte sich die Begeisterung 1999 durch Fernseh-Übertragungen aus den USA.
Kämpfen die Wrestler, oder spielen sie nach Drehbuch?
Schließlich wollte er auch Wrestler werden, recherchierte die Möglichkeiten und landete bei Jörg Vespermann in Hannover. „Ich spielte damals Fußball und hatte nie etwas mit Kampfsport zu tun“, erzählt er. Die niedersächsische Landeshauptstadt ist eine Wrestling-Hochburg in Deutschland. „Es ist ein sehr langwieriger Lernprozess, ich habe vier Jahre trainiert, um das erste Mal im Ring zu stehen“, berichtet er.
Mittlerweile ist Florenz de la Hunt selbst als Trainer tätig. Die Grifftechnik ist anspruchsvoll, hinzu kommt Kraft- und Ausdauertraining und das schauspielerische Verschmelzen mit seiner Rolle.
Der Ring besteht aus Stahl mit einem zwei Zentimeter dicken Holzboden, darüber ist nur ein Plane und keine Abfederung. Das alles macht Wrestling trotz aller Entertainmentelemente zu einem sehr harten Sport. „Du brauchst allein zwei Jahre, um fallen zu können“, sagt Jörg Vespermann. Er widerspricht, dass alles abgesprochen sei. „Wir haben kein Drehbuch“, meint er. „Wie soll das gehen, für jeden Kampf eine Dramaturgie? Dafür sind es viel zu viele.“