Schwarzenbek. Zwei Mitarbeiterinnen haben gekündigt, die Öffnungszeiten sind eingeschränkt. Nur eine Stelle wird neu besetzt. Was das bedeutet.

Eigentlich ist die Stadtbücherei Schwarzenbek 31 Stunden pro Woche geöffnet, aktuell sind es nur 26 Stunden. Diese Reduzierung hat nur bedingt mit der Corona-Pandemie und dem eingeschränkten Zugang zum Rathaus zu tun. Grund sind zwei Kündigungen, unter anderem die der stellvertretenden Büchereileiterin Mareike Ernst.

„Die beiden Mitarbeiterinnen sind schon jetzt nicht mehr im Haus, auch wenn die Kündigungen erst zum 1. April zum Tragen kommen. Die Folge sind reduzierte Öffnungszeiten, weil immer zwei Mitarbeiterinnen in der Bücherei sein müssen. Hinzu kommen aber auch weitere zeitaufwendige Tätigkeiten in anderen Bereichen“, erläuterte der neue Hauptamtsleiter Jannik Strey am Dienstagabend im Hauptausschuss.

Bücherei Schwarzenbek: Reduzierte Öffnungszeiten durch Kündigungen

„Die Büchereizentrale, mit der wir einen Vertrag haben, akzeptiert die Kürzung der Öffnungszeiten noch wegen der Pandemie. Sie wird aber nicht ewig ein Auge zudrücken. Entweder wir handeln, oder wir verlieren die Zuschüsse“, machte der Hauptamtsleiter deutlich.

Denn nach dem Vertrag ist eine Mindestöffnungszeit von 28 Stunden vorgeschrieben. An dem Vertrag hängen aber auch hohe Zuschüsse. Alleine für das Personal gibt es jährlich 75.000 Euro, mehr als 30.000 Euro fließen in die Ausstattung mit Medien. Wird der Vertrag nicht eingehalten, muss die Stadt Schwarzenbek diese Kosten übernehmen.

Digitalisierung der Ausleihe bringt nicht gewünschten Erfolg

„Wir haben viel Geld in die Digitalisierung investiert. Wir haben ein elektronisches Ausleih- und Rückgabesystem. Das müsste doch eine deutliche Arbeitsentlastung darstellen“, sagte Calvin Fromm (SPD). Dem pflichteten seine Parteifreunde Maik Picker und der Ausschussvorsitzende Nils Hilger sowie CDU-Mann Gerhard Moldenhauer bei. Außerdem seien die Personalkosten in den vergangenen Jahren von 227.000 auf 324.000 Euro gestiegen. Deshalb seien Einsparungen dringend erforderlich, so Fromm weiter.

Jannik Strey ist neuer Hauptamtsleiter in Schwarzenbek.
Jannik Strey ist neuer Hauptamtsleiter in Schwarzenbek. © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

„Ich verstehe nicht, wenn wir sechs Mitarbeiterinnen mit 188 Wochenarbeitsstunden sowie zusätzlich eine Auszubildende und eine Mitarbeiterin vom Bundesfreiwilligendienst haben, wieso wir dann nicht mehr als 26 Stunden Öffnungszeit hinbekommen?“, fragte SPD-Fraktionschef Maik Picker.

Strey begründete das mit vielen anderen Tätigkeiten und auch der Organisation von Veranstaltungen und Verwaltungstätigkeiten in der Bücherei. Büchereileiterin Patricia Fasheh konnte aus terminlichen Gründen nicht an der Sitzung teilnehmen. Deshalb sprang der Hauptamtsleiter in die Bresche.

CDU: Mitarbeiterinnen sollten sich auf ihre Kernaufgabe beschränken

„Die Bücherei wurde zu einem Kommunikationszentrum und Veranstaltungsort ausgebaut. Das haben wir so nicht gewollt. Es wäre besser, wenn sich die Mitarbeiterinnen auf ihre Kernaufgabe wie das Ausleihen von Büchern und anderen Medien beschränken würden“, betonte Moldenhauer.

Ganz so drastisch wollte es Calvin Fromm nicht formulieren, er monierte aber, dass zu viel Zeit für Veranstaltungen und das Ausfahren von Büchern mit dem eigens dafür angeschafften Fahrrad eingesetzt werde. „Wenn es eine oder zwei Veranstaltungen weniger gäbe und die Zeit für das Ausfahren der Bücher reduziert werden würde, könnten wir die geforderten Öffnungszeiten auch erreichen“, so Fromm.

Vollzeitstelle kann neu ausgeschrieben werden

„Die Bücherei ist ein Erfolgs­modell. Wir haben ein sehr attraktives Angebot, das wir nicht gefährden dürfen“, mahnte Bürgermeister Norbert Lütjens. „Es greift auch zu kurz, nur auf die Öffnungszeiten zu schauen. Zum Vertrag mit der Büchereizentrale gehört es auch, dass wir Veranstaltungen, Integration und einen Ort der Begegnung bieten“, sagte die Gleichstellungs­beauftragte Petra Michalski am Rande der Veranstaltung gegenüber unserer Zeitung.

Am Ende einigten sich die Politiker auf einen Kompromiss: Frei geworden sind eine Stelle für eine Fachmitarbeiterin mit 22 Wochenstunden und eine Stelle für eine Diplom-Bibliothekarin mit 39 Wochenstunden.

Die Politiker belegten eine Stelle mit einem Sperrvermerk und gaben eine Vollzeitstelle mit 39 Wochenstunden frei. Wie diese Stelle und mit welcher Qualifikation besetzt wird, überließen sie dem Bürgermeister. „Wir gehen davon aus, dass die Öffnungszeiten so verlängert werden, dass wir weiter Zuschüsse erhalten“, so CDU-Fraktionschef Hans-Jürgen Stribny.