Geesthacht. Die Stadtwerke sammeln Daten an einer eigenen Wettstation an der Zentrale an der Mercatorstraße . Nun sind Prognosen möglich.

Vergessen Sie ihre Wetter-App! Es gibt einen genaueren Weg, sich über die Vorhersage für Geesthacht zu informieren. Ab sofort können die Stadtwerke eine präzise Prognose für die kommenden Tage geben. Eine eigene Wetterstation misst seit 15 Monaten an der Zentrale an der Mercatorstraße aktuelle Werte für Temperatur, Niederschlag, Wind, Luftdruck, Luftfeuchtigkeit und Sonnenscheindauer. Die gesammelte Datenmenge reicht nun für Vorhersagen aus.

Demnach sind für den heutigen Donnerstag maximal 18 Grad zu erwarten. Zudem soll es dreimal regnen: gegen 8, 14 und 20 Uhr. Der kräftigste Schauer mit 0,8 Liter Niederschlag pro Quadratmeter wäre demnach gegen 14 Uhr. Der Tag ist in jeweils dreistündige Zeitfenster unterteilt.

Wetter.de prognostiziert für Donnerstag auch 18 Grad

Dagegen prognostiziert wetter.de zwar auch 18 Grad, aber dafür Regen nur am Nachmittag, und zwar durchgängig von 13 bis 19 Uhr. Hier gibt es stündliche Angaben. In der App „Regenradar“ beträgt die Regenwahrscheinlichkeit am Nachmittag 60 Prozent.

„Auch bei uns ist es weiter nur eine Prognose und kein Versprechen. Aber wir können für unsere internen Prozesse jetzt auf zuverlässige Daten zurückgreifen“, sagt Stephan Wollschläger, der Bereichsleiter Infrastruktur.

Geesthachter Bürger sollen von gesammelten Werten profitieren

Mit einem 15 Meter hohen Messturm sowie zwei weiteren kleineren Anlagen nutzen die Stadtwerke die Vorhersagen, um eigene Stromerzeugungsanlagen klimagerecht und ressourcenschonend zu steuern. Zudem dienen die Daten der Planung des eigenen Energieverbrauchs. „Wir können etwa den Gasverbrauch jetzt besser kalkulieren, als wenn wir Werte aus 100 Kilometern Entfernung nutzen“, ergänzt Oliver Urhahn, der Projektleiter der Wetterstation.

Von den gesammelten Werten sollen auch die Geesthachter Bürger profitieren. Die Stadtwerke wollen die Vorhersage für Temperatur, Niederschlag und Sonnenscheindauer alsbald auf ihrer digitalen Stele in der Fußgängerzone (gegenüber Haspa) und voraussichtlich ab Oktober auf ihrer Homepage stadtwerke-geesthacht.de veröffentlichen.

Übrigens: Fürs Wochenende versprechen die Stadtwerke zwar nur Temperaturen von 16 und 17 Grad, aber zumindest soll es trocken bleiben. Wann war 2021 der wärmste Tag in Geesthacht und warum fallen generell Prognosen häufig so ungenau aus?

Je weiter weg eine Wetterstation, desto ungenauer die Werte

Der Regenschirm ist zu Hause geblieben, schließlich war kein Schauer angesagt – und doch regnet es plötzlich beim Spaziergang. Ungenaue Wetterprognosen sorgen oft für Ärger. Je weiter weg eine Wetterstation vom eigenen Ort liegt, desto ungenauer die Werte. Um zuverlässigere Daten zu erhalten, die den Stadtwerken Geesthacht dazu dienen, den Einkauf auf dem Energiemarkt besser kalkulieren zu können, sammeln sie jetzt eigene Wetterdaten. Doch wie kommt eine Vorhersage eigentlich zustande? Und ist es eigentlich nur so ein Gefühl, oder irren sich die „Wetterfrösche“ derzeit öfter als früher? Kaum zu glauben, aber auch an diesem Phänomen ist Corona schuld – jedenfalls indirekt.

Über die ganze Erde verteilt messen rund 17.000 Wetterstationen die Daten, die es für die Wettervorhersage braucht. Dazu kommen Tausende Messfühler, die auf Handelsschiffen und vor allem auf Verkehrsflugzeugen verteilt sind. Von den Messstationen werden bestimmte Daten erfasst wie Windgeschwindigkeit, Temperatur, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit sowie Niederschlagsmengen. Daraus können die Meteorologen Rückschlüsse ziehen, wie sich das Wetter zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort wahrscheinlich entwickeln wird.

Durch eingeschränkten Flugverkehr weniger Daten für Meteorologen

Man geht davon aus, dass eine Prognose für die nächsten sieben Tage heute so zuverlässig möglich ist, wie vor 30 Jahren nur für den nächsten Tag. Die Prognose für die nächsten 24 Stunden trifft mit einer Wahrscheinlichkeit von gut 90 Prozent ein. Die Voraussage für die nächsten drei Tage stimmt immerhin noch mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 75 Prozent. Doch mit Beginn der Pandemie hat sich die Genauigkeit der Vorhersagen wieder verschlechtert.

Durch den eingeschränkten Flugverkehr stehen den Meteorologen weniger Daten zur Verfügung. Nach eigenen Angaben bekommt der Deutsche Wetterdienst derzeit nur noch 20 Prozent der Daten, verglichen mit der Datenfülle vor Corona. Deshalb steht die Prognose-Genauigkeit derzeit auf dem Stand von vor 10 Jahren