Schwarzenbek. Die Diskussion über einen möglichen Umzug des Wochenmarkts auf den alten Markt bekommt durch die Umgehungsstraße neue Impulse.

Seit vielen Jahrzehnten haben die Marktbeschicker beim Wochenmarkt ihre Stände auf dem Ritter-Wulf-Platz. Aber viele Politiker und weite Teile des Einzelhandels sind mit dieser Regelung nicht glücklich. „Der Wochenmarkt gehört als Frequenzbringer ins Stadtzentrum. Das ist der alte Markt, nicht der Ritter-Wulf-Platz“, machte Doris Lehmann, Vorsitzende der Wirtschaftlichen Vereinigung Schwarzenbek (WVS), zuletzt bei der erstmals online abgehaltenen Jahreshauptversammlung des Wirtschaftsverbandes deutlich.

Bau der Umgehungsstraße gibt neue Impulse für die Innenstadt

Eine neue Dynamik hat der jetzt begonnene Bau der Umgehungsstraße in die Diskussion gebracht. „Wenn der zweite Teilabschnitt der Umgehung fertig ist, kann der überörtliche Verkehr aus der Lauenburger Straße herausgenommen werden. Dann ist dort eine Verkehrsberuhigung, vielleicht sogar eine Fußgängerzone und eine stärkere Nutzung für Außengastronomie, Kultur sowie den Wochenmarkt möglich“, erläutert die WVS-Vorsitzende.

Gewerbetreibende und Politik entwickeln Visionen für Innenstadt

Im vergangenen Jahr führte die Wirtschaftliche Vereinigung nach Jahren der Funkstille wieder erste Gespräche mit den Spitzen aller Fraktionen. Einig seien sich alle Beteiligten gewesen, dass etwas für die Belebung der Innenstadt getan werden müsse, so die WVS-Vorsitzende.

Ein zentrales Thema sei dabei eine mögliche Verlegung des Wochenmarkts gewesen. Bislang scheiterten alle Anläufe in diese Richtung am Widerstand der Marktbeschicker. Ein gewichtiges Gegenargument war dabei, dass der Platz auf dem alten Markt nicht ausreiche. Viele Beschicker benötigen ihre Fahrzeuge in unmittelbarer Nähe der Stände, unter anderem als Warenlager und um einen störungsfreien Auf- und Abbau der Stände zu gewährleisten. „Künftig wird es möglich sein, die Fahrbahn der Lauenburger Straße mit einzubeziehen. Das gibt ganz andere Möglichkeiten“, so Lehmann.

Marktschicker haben große Bedenken gegen Umzug

„Die Bestrebungen, den Wochenmarkt auf den alten Markt zu verlegen, hat es schon mehrmals gegeben. Ich sehe das kritisch, auch wenn die Lauenburger Straße durch den Bau der Umgehungsstraße für den Verkehr gesperrt werden kann“, sagt die Blumen- und Pflanzenhändlerin Hannelore Reimers aus Bleckede, die seit 40 Jahren ihre Ware auf den Schwarzenbeker Wochenmarkt verkauft. Ihre Bedenken: Die für die Händler erforderliche Infrastruktur ist auf dem alten Markt nicht vorhanden und muss aufwendig geschaffen werden. Die Händler brauchen Strom, Wasser, genügend Platz für ihre Fahrzeuge und vor allem Toiletten.

Selbst wenn die Lauenburger Straße gesperrt und der Verkehr umgeleitet würde, hätte der Umzug auf den alten Markt und die Lauenburger Straße noch einen weiteren Haken: Es müssten Umleitungen erfolgen und diese schrecken die Kunden ab. Sie wollen schnell und unkompliziert zum Markt kommen, kurze Wege und ausreichend Parkplätze haben. Weitere Wege mit vollgepackten Einkaufstaschen oder -körben würden viele, vor allem ältere Kunden scheuen.

Wie wichtig die Infrastruktur ist, schildert auch die Imbissbetreiberin Doris Schmid. „Wir sind ab 5.30 Uhr hier und richten unseren Wagen her. Andere Händler kommen schon um halb vier und beginnen mit der Arbeit“, sagt Doris Schmid. Da müsse man auch mal zur Toilette. Jetzt steht dafür das WC im Rathaus zur Verfügung.

Alter Markt bietet deutlich mehr Atmosphäre als der triste Platz

Der alte Markt habe aber einen Pluspunkt und das ist die Atmosphäre vor der malerischen Kulisse der St.-Franziskus-Kirche und das Flair der Innenstadt in der Nähe der Geschäfte. Doris Schmid und ihr Mann Michael hatten ihren Imbisswagen nach dem Beginn des Lockdowns am Jahresende auf eigenen Wunsch, der wegen der Corona-Auflagen entstand, viele Wochen lang auf dem alten Markt platzieren dürfen und boten Essen zum Mitnehmen an. Das kam bei den Kunden gut an und hat funktioniert. Sie waren aber froh, jetzt wieder auf den Ritter-Wulf-Platz zu den anderen Marktständen zurückzukehren. „Wir sind wieder zu Hause“, resümiert Doris Schmid.

Für viele Kunden ist der schnelle Einkauf von frischen Produkten aus heimischer Produktion und das bequeme Parken in der unmittelbaren Nähe wichtig. Andere verbinden den Marktbesuch mit einem kleinen Familienausflug. „Der Wochenendeinkauf ist unser liebgewonnenes Sonnabendprojekt“, erzählt Julia Wind-Falk, die regelmäßig aus Havekost mit ihrem Mann und den drei Kindern auf den Wochenmarkt nach Schwarzenbek kommt.

Zuerst werden bei Doris Schmid Würstchen und Pommes frites für die gesamte Familie zum Mitnehmen geholt und in ausreichender Entfernung genüsslich verspeist. Dann erledigen die Havekoster den Einkauf und anschließend ist Spielen und Toben im Stadtpark an der Brücke angesagt.

Der Wochenmarktbummel wird zu einem Familienausflug

„Das Gelände am Stadtpark liegt gleich neben dem Wochenmarkt und es ist groß. Es ist keine Straße in der Nähe und gibt somit keine Gefahr durch den Verkehr für die Kinder. Es ist also ganz entspannt“, freut sich Julia Wind-Falk.

Fleischer Michael Groth, Vorsitzender der Marktgemeinschaft, fasst zusammen: „So wie die Infrastruktur jetzt auf dem alten Markt ist, ist ein Umzug nicht möglich.“ Es fehlen Stromverteiler, Wasser und Toiletten, um die Stände betreiben zu können. „Mag sein, dass der alte Markt mehr Flair bietet und gemütlicher ist. Für uns Marktbeschicker ist das vor allem der Arbeitsplatz, mit dem wir unseren Lebensunterhalt verdienen“, so Groth. Gespräche, in denen alle Beteiligten gehört werden, seien daher für die weitere Entscheidung über einen möglichen Umzug unabdingbar.