Geesthacht. Die ÖPNV-AG sammelt Ideen: Umstiegspunkt auf der Elbbrücke, bessere Anbindung der HEW-Siedlung oder das Projekt „Elbmarsch-Stern“.
Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember sind die Bewohner der neuen Hafencity in Geesthacht – das sind aktuell 800 und nach Fertigstellung aller Baumaßnahmen etwa 2400 Menschen – besser an das öffentliche Nahverkehrsnetz angebunden. Die siebenminütige Fahrt von der Steinstraße bis zum ZOB können sie werktags nun im Halbstundentakt antreten (wir berichteten).
Zuvor verkehrte die Linie 539 aus Niedermarschacht nur stundenweise. Auch für die Oberstadt und nach Edmundsthal gibt es seitdem Verbesserungen durch die Ausweitung des 339ers zur Ringlinie. Und dennoch: Weiteres Verbesserungspotenzial gibt es immer.
Mit Haltestelle auf der Elbbrücke vom Heuweg nach Bergedorf
Deshalb soll sich in diesem Jahr wieder die Arbeitsgemeinschaft ÖPNV treffen, die coronabedingt seit 2019 pausiert. Neben Vertretern der Stadtverwaltung, der Verkehrsbetriebe und der Fraktionen der Ratsversammlung nimmt auch der Verkehrsplaner des Kreises daran teil. „Es geht um nachhaltige Mobilität und darum, wie wir unseren Busverkehr noch attraktiver machen können“, betont Bauamtsleiter Peter Junge.
Einige Fraktionen haben ihre Ideen bereits kundgetan. Gerhard Boll (Die Grünen) kann sich beispielsweise einen Umstiegspunkt auf der Elbbrücke vorstellen. „Der 4400 aus Tespe fährt da sowieso vorbei. Für Leute aus dem Heuweg wäre das eine bessere Anbindung nach Hamburg, anstatt vorher erst den Umweg zum Geesthachter ZOB nehmen zu müssen“, sagt Boll.
FDP ist der Richtweg ein Dorn im Auge
Des Weiteren bringt er das Projekt „Elbmarsch-Stern“ zur Anbindung nach Lüneburg wieder ins Spiel. „Die Fahrpläne waren fertig, doch dann hat der Kreis Lüneburg nicht mitgemacht“, so Boll. Auch müsse es mehr dynamische Haltestellen-Anzeigen geben, der begonnene barrierefreie Umbau der 150 Haltestellen fortgeführt werden.
Der FDP ist der Richtweg, auf dem die Bundesstraße 404 durchs Stadtgebiet führt, ein Dorn im Auge. Viele Schüler aus der Unterstadt sind hier zu den Schulen in der Oberstadt und umgekehrt unterwegs. „Wir sollten schauen, ob wir eine Querungsmöglichkeit schaffen können, damit man auf der anderen Straßenseite in den Bus steigen kann“, sagt Dagmara Strauer. Karl Hermann Rosell von der CDU bringt einen autonomen Busverkehr, wie er in Lauenburg oder im Bergedorfer Villengebiet getestet wurde, für die Anbindung einiger Stadtteile ins Gespräch. „Die sind noch nicht so weit. Die können nur rechts abbiegen“, gibt Boll jedoch zu bedenken.
SPD wünscht bessere Anbindung der HEW-Siedlung mit Neubaugebiet Finkenweg Nord
Die SPD wünscht sich zum einen eine bessere Anbindung der HEW-Siedlung mit dem Neubaugebiet Finkenweg Nord durch den Wegfall der 239 als Ringlinie und ganz generell eine Entzerrung der Abfahrtzeiten. Insbesondere an der Hansastraße seien Taktlücken von 40 Minuten keine Seltenheit, obwohl mehrere Linien verkehren. Am Sonnabend gebe es zudem am ZOB längere Umstiegszeiten in den 8800 oder X80 nach Bergedorf. „Die Linien sollten einheitlich in einem 15-Minuten-Takt fahren“, sagt Leon Haralambous.
Das sogenannte Rendezvous-System am ZOB, also dass aus allen Stadtteilen die Busse meist gleichzeitig ankommen und jeder eine sofortige Umstiegsmöglichkeit hat, ist eine Errungenschaft aus den Anfangszeiten der Arbeitsgemeinschaft ÖPNV vor rund zehn Jahren. Damals hatten sich auch Studierende speziell mit dem Thema beschäftigt.
Die Linke möchte kostenlosen innerstädtischen ÖPNV über Umlage finanzieren
Dass der 8800 über die Autobahn und nicht mehr über Escheburg und Börnsen nach Bergedorf fährt, war für die Geesthachter damals eine sehr sinnvolle Neuerung. „Seit 2010 gibt es aber keine wirklich neue Überlegung. Uns fehlt etwa eine Aussage, wie viel Personen wir befördern wollen“, mahnt Bauamtsleiter Peter Junge.
Mit einem radikalen Vorschlag hatte Die Linke im vergangenen Jahr geliebäugelt: Der Einführung eines kostenlosen innerstädtischen ÖPNV, die über eine Umlage für alle Einwohner finanziert wird. Geesthacht (rund 31.000 Einwohner) zahlt derzeit rund eine halbe Million Euro für den Busverkehr. Damit wird unter anderem die Stadtfahrt (1,80 Euro) subventioniert.