Schwarzenbek. 2016 beschlossen die Politiker, dass die Stadtverwaltung auf E-Mobilität setzen soll: Jetzt sollte der Beschluss gekippt werden.
Seine Zeit geht zu Ende – sowohl in Schwarzenbek als auch im BMW-Werk in Leipzig. In der Europastadt ist der Leasingvertrag für den BMW i 3 abgelaufen, in Leipzig wird die Produktion eingestellt. Doch während in Leipzig künftig der Mini Country mit E-Antrieb imm Rahmen der E-Mobilität gebaut werden soll, gibt es für den Dienstwagen der Schwarzenbeker Stadtverwaltung noch keinen Nachfolger. „Dann hat die Verwaltung halt ein halbes Jahr keinen Dienstwagen“, beschied SPD-Fraktionschef Maik Picker der Verwaltung.
E-Mobilität: Beschluss für Elektro-Dienstwagen stammt aus 2016
Bereits im Jahr 2016 hatte die Stadtverordnetenversammlung beschlossen, dass die Verwaltung künftig auf E-Fahrzeuge bei ihren Dienstwagen setzen soll. Doch statt eines BMW i 3 – seit 2013 wurden rund eine Viertelmillion Exemplare des Elektrofahrzeugs mit dem auffälligen Design mit gegenläufig öffnenden Türen gebaut –, wurde ein Volvo Kombi geleast. Grund: Der Vertrag war schon vor dem Beschluss unterschrieben. Erst im Jahr 2020 entschied sich die Stadtverwaltung auch wegen der günstigen Leasingkonditionen für das Standardmodell des i 3.
Doch der stand mehr vor dem Rathaus, als dass er tatsächlich genutzt wurde – Grund: die Reichweite. Ohne Range Extender, das ist ein kleiner zusätzlicher Benzinmotor, liegt die Reichweite laut Herstellerangaben bei 310 Kilometern. Verwaltungsmitarbeiter beklagen jedoch, dass im Sommer bei eingeschalteter Klimaanlage der Akku bereits nach 250 Kilometern leer ist und neu geladen werden muss.
Angst vor leeren Akkus im sommerlichen Stau auf der Autobahn
Beim Schnellladen nach CCS-Standard ist der Akku je nach Leistung nach spätestens 45 Minuten wieder zu 80 Prozent geladen. Während Kurzstrecken kein Problem sind, wird der BMW jedoch für Fahrten in die Landeshauptstadt oder zu Kursen in der gut 150 Kilometer entfernten Verwaltungsfachhochschule Altenholz nicht genutzt. Da muss zumindest ein Mal der Akku nachgeladen werden. Zudem sorgen sich die Mitarbeiter angesichts der Akkuleistung, in der Urlaubszeit in einen Stau zu geraten.
Das Problem: Die Ersatzbeschaffung eines Elektrofahrzeugs, die von vielen Städten über die Gebäudemanagement Schleswig-Holstein (GM.SH) abgewickelt wird, würde mindestens zwölf Monate dauern. Da sei es doch einfacher, ein Fahrzeug selber zu leasen, dachte Jannik Strey, Leiter des Fachbereichs Zentrale Steuerung im Rathaus: „In einem eigenständigen Vergabeverfahren bestünde die Möglichkeit, den Lieferzeitpunkt als wichtigstes Auswahlkriterium zu gewichten.“ Und um das Reichweitenproblem zu lösen, sollten auch Hybrid- und Plug-in-Hybridfahrzeuge in die Auswahl einbezogen werden.
Für einen Hybrid hätte der Beschluss von 2016 gekippt werden müssen
Doch dazu wäre die Aufhebung des Stadtverordnetenbeschlusses aus dem Jahr 2016 notwendig gewesen. „Dieser Antrag stammte von unserer Fraktion“, so SPD-Fraktionschef Picker: „Wir wollen konsequent auf Elektro setzen und möchten davon nicht abweichen – auch nicht mit Hybrid oder Plug-in-Hybrid.“
Dass der Leasingvertrag des BMW i 3 schon abgelaufen sei, auch wenn er von der Verwaltung bis Jahresende 2022 verlängert wurde, sei kein Grund, jetzt so eine Entscheidung zu treffen, so Picker, zumal die Reichweiten bei E-Fahrzeugen gestiegen seien. Elektro sei konsequent, alles andere „Mischmasch“, stimmte Roman Larisch (CDU) Picker zu. Mit 13 zu 8 Stimmen wurde der Antrag der Verwaltung zurückgewiesen.
Lange Lieferzeiten bei Kauf und Leasing für viele E-Fahrzeuge
Dass Lieferzeiten neben den Preisen ein großes Problem sind, kann jeder bestätigen, der sich mit Kauf oder Leasing eines E-Fahrzeugs beschäftigt. Laut Online-Portal carwow reichen die Lieferzeiten von drei Monaten (Citroen e-Jumpy Kombi) bis zu fast drei Jahren (Ford Mustang Mach-E).
Für viele weitere, unter anderem den Renault Kangoo Z.E., Honda e oder Audi e-tron gibt es einen vorübergehenden Bestellstopp. Andere wie Porsche, Tesla, Mercedes oder Jaguar scheiden aufgrund ihrer Preise für eine öffentliche Verwaltung aus. Und bei Mittelklassefahrzeugen etwa von VW, Opel oder Ford dauert es zwischen sechs und 15 Monaten bis zur Auslieferung.