Geesthacht. Alle Parteien prangern reduzierten Service an. Ratsversammlung will bei ihren nächsten Sitzung Protestantrag beschließen.
Ein Werbeslogan der Kreissparkasse (KSK) Herzogtum Lauenburg lautet: „Wir sind vor Ort. Wir wollen unsere Kunden da abholen, wo sie stehen.“ Damit könnte die Sparkasse vor den Selbstbedienungsstandorten in der Geesthachter Oberstadt und im Stadtteil Grünhof anfangen. Dort stehen KSK-Kunden, die nicht auf Online-Banking umsteigen können oder wollen, seit Anfang Oktober im Regen, was den Service angeht.
Wie berichtet, hat das Geldinstitut an den beiden Standorten sowohl die Drucker für die Kontoauszüge als auch die Geräte für das Tätigen von Überweisungen ohne Vorankündigung entfernt. Es kam zu großem Protest in der Bevölkerung. Sogar der Vorstand des Bürgervereins soll sich im Auftrag seiner 700 Mitglieder für einen Auszugsdrucker einsetzen.
Vorstoß des Bürgervorstehers blieb ohne Erfolg
Zuletzt hatte sich Geesthachts Bürgervorsteher Samuel Walter Bauer (SPD) im Auftrag des Hauptausschusses der Stadt bei dem Geschäftsführer der Kreissparkasse, Stefan Kram, dafür eingesetzt, den alten Zustand wieder herzustellen. Mit wenig Erfolg. Die Sparkasse hält an ihrer Argumentation eines geänderten Kundenverhaltens fest.
Die Fraktion der Grünen ist über „das kundenunfreundliche Verhalten der Kreissparkasse entsetzt“, wie die Partei jetzt mitgeteilt hat. Es sei fraglich, ob dieses Vorgehen durch politische Beschlüsse des Kreistags und des Verwaltungsrats abgedeckt sei.
Im Juni stimmte der Kreistag einer Neuausrichtung des Filialnetzes zu
Hintergrund: Im Juni hatte der Kreistag einer Neuausrichtung des Filialnetzes zugestimmt. Dadurch fiel etwa der Bankautomat in Düneberg weg, und es wurden die Kundenberater aus der Oberstadt abgezogen. Der Selbstbedienungsstandort bleibe erhalten, hieß es. Von Einsparmaßnahmen war keine Rede.
„Wir überlegen einerseits, durch ein gezieltes Quartiersmanagement den Stadtteilen Impulse zu verleihen, gleichzeitig wird dort das Versorgungsangebot immer weiter ausgedünnt. Dass dadurch die dortigen Bewohner frustriert werden, ist mehr als nur verständlich“, sagt Grünen-Ratsherr Jens Kalke.
Grüne fordern, den vollen Service wieder herzustellen
Die Kreissparkasse dürfe nicht nur die technikaffinen Kunden im Blick haben, sondern habe den Auftrag, allen Bevölkerungsschichten Bankdienste anzubieten. Die Grünen fordern daher, an beiden Standorten den vollen Service wieder herzustellen. Zum gescheiterten Versuch von Bürgervorsteher Bauer sagt Marcus Worm, Grünen-Mitglied im Sozialausschuss: „Offensichtlich müssen wir noch stärkere Zeichen setzen. Sollen wir etwa als Stadt erst das Konto bei der Kreissparkasse kündigen, damit etwas passiert?“
Ein starkes Zeichen wäre es, wenn alle Lokalpolitiker in der kommenden Sitzung der Ratsversammlung am Freitag, 12. November, beschließen, dass die Stadt Geesthacht die KSK auffordert, in der Oberstadt wieder Geldautomaten zur Ein- und Auszahlung und einen Kontoauszugsdrucker aufzustellen. Im größten Stadtteil wohnen knapp 10.000 Menschen. Darüber hinaus solle in Grünhof der Kontoauszugsdrucker zurückkehren.
KSK-Geschäftsführer stand für ein Gespräch nicht zur Verfügung
Die Chancen für eine Mehrheit in der Ratsversammlung stehen gut. Es handelt sich um einen interfraktionellen Antrag, also einen, der von allen Parteien eingebracht wurde.
Gern hätte unsere Zeitung auch mit KSK-Geschäftsführer Stefan Kram über die Hintergründe der Einsparungen und die daraus resultierenden Beschwerden gesprochen. Wiederholte Anfragen waren erfolglos. Von seinem Sprecher kam lediglich die Antwort, dass Kram terminlich stark eingebunden sei. Stattdessen teilte die KSK mit: „Derzeit prüfen wir die Situation in der Oberstadt und arbeiten an einer möglichen Lösung.“