Aumühle. Andrea Tschacher (CDU) hat mit Abstand das Direktmandat gewonnen. Auch im Wahlkreis 35 hat die SPD herbe Verluste eingefahren.

Jubel bei den Christdemokraten aus dem Wahlbezirk Lauenburg-Süd (Wahlkreis 35), die sich am Sonntagabend in der Fürst Bismarck Mühle in Aumühle versammelt haben, Katerstimmung bei der SPD: Die CDU gewinnt die Landtagswahl mit großem Abstand. Das ist seit der ersten Prognose um 18 Uhr klar. „40 Prozent wären gut gewesen, aber mit mehr als 43 Prozent habe ich in meinen kühnsten Erwartungen nicht gerechnet. Ich bin von diesem Ergebnis überwältigt. Es bestätigt die gute Arbeit unseres Ministerpräsidenten“, sagte die CDU-Landtagsabgeordnete An­drea Tschacher, als die Prognose übertragen wurden.

Landtagswahl: Fast alle Wahlkreise fallen an die CDU

Angesichts dieser Zahlen war bereits klar, dass fast alle Wahlkreise an die CDU fallen würden. Auch Andrea Tschacher wird erneut in das Kieler Parlament einziehen. Die gebürtige Dresdnerin (49), die seit vielen Jahren in Aumühle lebt, holte mehr als 40 Prozent der Stimmen in ihrem Wahlkreis und gewann damit direkt. Seit vielen Jahren ist Tschacher in der Kommunalpolitik auf Ortsebene und im Kreis Herzogtum Lauenburg aktiv.

2017 unterlag sie knapp mit 0,4 Prozentpunkten Abstand Kathrin Bockey von der SPD (mittlerweile Bürgermeisterin der Samtgemeinde Elbmarsch). Tschacher rückte vier Monate später nach, weil die CDU-Landtagsabgeordnete Petra Nicolaisen aus Wanderup (Schleswig-Flensburg) in den Bundestag kam und ihr Kieler Mandat räumte. Diesmal reichte es auf Anhieb für die Verwaltungsbeamtin aus Aumühle.

Anika Pahlke (SPD) zeigte sich sehr enttäuscht

Ihre ebenfalls aus Aumühle stammende SPD-Kontrahentin Anika Pahlke verfolgte Prognose und Hochrechnungen erst in Lauenburg, später in Geesthacht. „Das ist ein herber Schlag für die ganze Partei. Dass es so heftig werden würde, hatte ich mit Blick auf die Gespräche, die ich in den letzten Wochen mit den Wählern führen durfte, nicht erwartet“, sagte Pahlke.

Zur Wahlparty in den Geesthachter Lindenhof waren kaum zwei Handvoll Parteigenossen gekommen. Denen war so überhaupt nicht zum Feiern zumute. „Die SPD hatte ein Pro­blem, ihre Wähler zu mobilisieren. Das sieht man an der schlechten Wahlbeteiligung“, befand der Geesthachter Co-Ortsvorsitzende Muammer Kazanci.

SPD vermutet Fehler im Wahlkampf

Im Wahlkampf seien Fehler gemacht worden, ergänzte die Fraktionsvorsitzende Petra Burmeister. Etwa, dass der Partei-Generalsekretär Kevin Kühnert, anstatt nach Geesthacht in die elftgrößte Stadt Schleswig-Holsteins zu kommen, nur im kleinen Ratzeburg Station machte. „Alles unter 20 Prozent ist echt deprimierend. Da sind jetzt ein paar Rücktritte fällig, und Thomas Losse-Müller (der Spitzenkandidat, die Red.) muss den Fraktionsvorsitz übernehmen“, meinte Burmeister.

Doch selbst im „roten“ Geesthacht, wo die Sozialdemokraten eigentlich traditionell stark sind, bewegten sich die Verluste ähnlich wie auf Landesniveau.

Grüner Kandidat hatte sich mehr erhofft

In gedämpfter Feierlaune präsentierte sich gestern Abend Knut Suhk, Direktkandidat der Grünen für den Wahlkreis 35. „Das ist im Wahlkreis ein insgesamt gutes Ergebnis. Dass ich es nicht sofort schaffe, das Direktmandat zu erobern, war ja klar“, so Aumühles Bürgermeister. Jedoch: „Ich bin aber angetreten, um genau dies zu schaffen.“

Was Suhk versöhnt sind die Ergebnisse, die er und die Grünen in früheren Hochburgen anderer Parteien erzielen konnten, etwa in Aumühle. „In einem von drei Wahllokalen liege ich mit meinem Ergebnis vor Frau Tschacher, in den anderen wird noch gezählt“, so Suhk gegen 20.20 Uhr.

In der ehemaligen SPD-Hochburg Geesthacht haben die Grünen in manchen Wahllokalen die Genossen hinter sich gelassen. „Mit unseren Themen und dem Haustierwahlkampf konnten wir punkten.“ Obwohl es voraussichtlich auch für Schwarz-Gelb sicher aber für Schwarz-Grün reicht, hofft Suhk auf eine Fortsetzung für Jamaika: „Wer weiter regieren will, sollte über seinen Schatten springen.“