Schwarzenbek. Bestatter Axel Möller hat vor dreieinhalb Jahren einen Euro für die Auferstehungskapelle bezahlt. Nun hat er kräftig investiert.

Für den symbolischen Preis von einem Euro hatte Bestatter Axel Möller vor dreieinhalb Jahren die Auferstehungskapelle auf dem Neuen Friedhof an der Möllner Straße in Schwarzenbek erworben. Ein Win-win-Situation, denn die Kirchengemeinde, der Friedhof und Kapelle gehören, konnte sich die Sanierung nicht leisten und Möller brauchte dringend Räume. Aus einem Euro sind mittlerweile eine Million Euro geworden – so viel wird der Bestattungsunternehmer investiert haben, wenn alle drei Abschnitte des 1963 eingeweihten Altbaus saniert sind. Und aus der geplanten Bauzeit von einem wurden zwei Jahre. „Durch die Corona-Pandemie ist es zu Lieferengpässen gekommen, die sich dann natürlich auch auf die Folgegewerke ausgewirkt haben“, so Möller: „Das war nervenaufreibend.“

Beerdigung und Trauerfeier in sanierter Kapelle in Schwarzenbek

Aktuell ist der erste, größte und teuerste Bauabschnitt fertig – in der Kapelle fand am Mittwoch, 1. Dezember, die erste Trauerfeier statt. Wer die alte Kapelle noch kennt, wird sie nun kaum wiedererkennen: Statt eines bloßen Vordachs gibt es jetzt dank eines Anbaus einen echten Vorraum. Die alten dunklen Fliesen sind einem Designboden in hellem Holzdekor gewichen, die Bänke zugunsten variabel aufzustellender Stühle. Die vielleicht größte Veränderung betrifft jedoch die Ausrichtung: Das Podest mit dem Altar wurde entfernt, die Gäste blicken jetzt auf die Seitenwand und durch zwei große Glasfenster direkt auf den Friedhof. Die alte, dunkle Farbgestaltung habe die Stimmung der Trauergäste noch verstärkt, so Möller. Das habe er ändern wollen: „Es ist ein heller, freundlicher Raum geworden, in dem man sich in einem ansprechenden Rahmen von einem lieben Menschen verabschieden kann.“

Kapelle ist jetzt beheizt, Beschallungsanlage sorgt für einen guten Ton

Neu sind auch die elektronische Orgel, das E-Piano und die gesamte Beschallungsanlage samt Mischpult statt der alten Pfeifenorgel. Viel wichtiger für Besucher: Die Kapelle ist endlich beheizt und dank der neuen Fenster auch belüftbar. Neu ist auch das Lichtkonzept mit dimmbaren LED-Leuchten an der Decke und Lichterbändern sowie die Elektrik. Bis zu 150 Plätze bietet die Kapelle jetzt – 100 im Saal und weitere 50 auf der Empore.

Die alten Glasbausteine sind nur noch im Glockenturm vorhanden. „Wir hatten ursprünglich auch vor, sie auszutauschen. Das hätte aber die Statik des Turms verändert“, so Möller. Also blieben sie drin. Das Kreuz auf der Spitze des Turms hingegen war nicht zu retten: „Es war total verrostet und nicht mehr standsicher.“ Das Kreuz im Trauerraum hingegen ist geblieben. Möller: „Es ist fest in der Wand vermauert.“

Kreuz auf dem Turm war verrostet und nicht standsicher

Der Turm erhielt zudem Maueranker, denn die Schwingungen der Glocke hatten für Risse im Mauerwerk gesorgt. Und über die defekten Regenrinnen war Wasser ins Mauerwerk eingedrungen. Auch der alte Estrich musste komplett entfernt und durch einen neuen ersetzt werden. Ob er das Gebäude gekauft hätte, wenn er gewusst hätte, was auf ihn zukommt? Axel Möller sagt voller Überzeugung: „Ja! Ich hätte vielleicht einige Dinge anders gemacht, aber die grundsätzliche Entscheidung war richtig: Ich brauchte weitere Räume und die Schwarzenbeker hätten ansonsten diese Kapelle verloren, weil sie baufällig war.“

Etwa 90 Bestattungen gibt es pro Jahr in Schwarzenbek. Einen Großteil davon kann Möller nun im eigenen Trauerraum anbieten. Die Kapelle, die weiterhin „Auferstehungskapelle“ heißt, vermietet Möller aber auch an andere Bestatter – zu marktüblichen Preisen. „Wir können hier keine Mondpreise nehmen, dass kann man sich auf dem Lande gar nicht erlauben“, so der Bestatter.

Trauerraum offen für andere Bestatter und Kulturveranstaltungen

Auch kulturelle Veranstaltungen können in der Kapelle stattfinden, das ist im Kaufvertrag festgeschrieben. Allerdings müssen die Veranstaltungen zum Charakter des Hauses und seiner Umgebung passen. Auch die Kirchengemeinde darf die Kapelle weiterhin unentgeltlich nutzen. Ein erstes geplantes Konzert wurde coronabedingt allerdings abgesagt.

Im zweiten und dritten Bauabschnitt sollen im Anbau der Kapelle die Toiletten, die auch für Friedhofsbesucher offen sind, modernisiert und eine auch barrierefrei ausgebaut werden. Dazu wird es einen kleineren Abschiedsraum für Trauernde geben sowie Klima- und Hygieneräume, in denen die Verstorbenen gewaschen, eingekleidet und in den Sarg gebettet werden.