Geesthacht. Marion Adamus näht stilechte Westernkleider und verarbeitet dafür meterweise Stoffe. Ein Kunde: Freizeitpark „Pullman City“ im Harz.

Laut der Countryband Truck Stop fängt der wilde, wilde Westen gleich hinter Hamburg an. Wenn man Marion Adamus im Geesthachter Stadtteil Grünhof besucht, kann man den Liedzeilen locker Glauben schenken; die passionierte Hobbyschneiderin näht detailverliebte und außergewöhnliche Westernkleider.

Alles begann im Jahr 2010 mit einem Besuch in dem Westernstadt-Freizeitpark „Pullman City“ im Harz. „Wir waren mit Freunden dort und ich war sofort fasziniert von der Lebensart“, erinnert sich die 61-Jährige. Dabei hat sie mit Westernfilmen eigentlich gar nichts am Hut – und ein Kleid, das ihr gefiel, war dort auch nicht zu finden. Aber der Wild-West-Stil ließ sie daraufhin nicht mehr los. „Ich habe mir dann Stoff besorgt und mir ein eigenes Kleid genäht“, sagt die ehemalige Friseurin.

Die hochwertigen Korsagen kommen aus England

Für dieses Hochzeitskleid im Western-Stil hat sich die Braut cremefarbene und schwarze Stoffe gewünscht.
Für dieses Hochzeitskleid im Western-Stil hat sich die Braut cremefarbene und schwarze Stoffe gewünscht. © Denise Ariaane Funke | Denise Ariaane Funke

„Mit einem Westernkleid kann sich jede Frau den Traum erfüllen, einmal Prinzessin zu sein“, schwärmt die Geesthachterin. „Zuerst wird der Unterrock genäht, dann kommt die obere Lage dazu. Pro Rock sind das locker drei Meter Stoff“, erklärt Marion Adamus: „Das Besondere an einem Westernkleid ist, dass es mehrteilig und daher mit anderen Kleidungsstücken kombinierbar ist.“

Nur die Korsagen näht sie nicht selbst, die werden über das Internet aus England bezogen. „Dort werden die besten Korsagen hergestellt. Der Unterschied liegt in den Stäben, die in den englischen sind aus gedrehtem Metall, die anderen meistens aus Plastik, und die verformen sich schnell beim Tragen“, erklärt die Hobbynäherin. Je nach Aufwand sitzt sie mehrere Tage an einem Kleid. „Wenn bei beispielsweise viel Spitze vernäht wird, ist das schon ziemlich zeitintensiv, zum Schluss wird immer das Rockband am untersten Saum angebracht.“

Die Stoffe bezieht sie gern direkt in Geschäften. „Im Internet sieht man nicht, wie ein Soff fällt und wie er beschaffen ist“, sagt sie. „Ausgeführt“ wurden ihre Kleider zunächst in „Pullman City“. „Nach und nach wollten immer mehr Freundinnen Kleider haben, die ich ihnen dann nähte. Mein Mann kam dann auf die Idee, dass ich das doch gewerblich machen könnte“, erinnert sie sich.

Adamus näht für Line-Dance-Gruppen und Western-Ladies

Gesagt – getan: Der entsprechende Kleingewerbeschein war schnell beantragt und Marion Adamus fuhr die nächsten vier bis fünf Jahre regelmäßig nach „Pullman City“, um dort ihre Westernkleider zu verkaufen. „Ich habe dort wirklich richtig gut verkauft. Das Problem war, dass die gewerblichen Händler mit den Jahren eifersüchtig wurden. Meine Kleider gefielen den Frauen, da sie nicht ganz so hochgeschlossen waren und meine Korsagen über den Kleidern getragen werden. Das fanden die Händler nicht gut, die hielten wiederum an dem ,Oldstyle’ fest, also eher so wie bei der Mode aus ,Unsere kleine Farm’“, erinnert sich Adamus, die dann ihre Zelte im Harz abbrach und sich kurzerhand ein kleines Studio in ihrem Haus einrichtete.

„Die Corona-Krise spüre ich auch. Schließlich finden keine Feste und Veranstaltungen mehr statt. Deshalb habe ich entsprechend wenig Aufträge“, berichtet Adamus, die sonst für Line-Dance-Gruppen, Western-Ladies und -Bräute ihre traumhaften Kleider näht. „Gewöhnlich habe ich zweimal im Jahr einen Tag der offenen Tür, dann ist es hier rappelvoll“, sagt Marion Adamus, die ihre Kleider sogar schon bis nach Dänemark verkauft hat. Einen kleinen Einblick in ihre Nähkunst gibt es auf der Facebook-Seite „Western Style für Ladies“.