Basedow/Hamburg. Masucci dreht gerade in Hamburg – er spielt den Hamburger Frauenmörder Lutz Reinstrom, der seine Opfer in Salzsäure auflöste.

Die Taten des Hamburger Säuremörders Lutz Reinstrom erschütterten vor 30 Jahren ganz Deutschland. Eine Leiche vergrub der Kürschner in der 750-Seelen-Gemeinde Basedow ab – in einem Fass voller Salzsäure. Nun wird die Geschichte des Säurefassmörders unter dem Titel "Gefesselt" für Amazon Prime als sechsteilige Serie verfilmt.

Die Dreharbeiten in Hamburg laufen – der Stadt, in der Reinstrom mordete und in der er bis heute seine Haftstrafe verbüßt.

Amazon Prime: Filmpreisträger Oliver Masucci spielt den Säurefassmörder

Oliver Masucci, der in diesem Jahr mit dem Deutschen Filmpreis (für "Enfant Terrible") geehrt wurde und 2020 für seine Rollen in "Schachnovelle" und "Enfant Terrible" den Bayerischen Filmpreis bekam, spielt den Frauenmörder Reinstrom, Angelina Häntsch seine Gegenspielerin: Eine Kriminalbeamtin, die auch im realen Leben mit Ermittlungen auf eigene Initiative dem Säurefassmörder auf die Spur kam.

Oliver Masucci bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises in Berlin.
Oliver Masucci bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises in Berlin. © imago images/Eventpress | Unbekannt

Zunächst wurde gegen Reinstrom nämlich nur wegen Entführung und Erpressung ermittelt – eines seiner Opfer hatte er freigelassen, den Schilderungen der Fua wollten die Ermittler anfangs nicht recht glauben, mit Ausnahme einer Kriminalbeamtin.

Diese setzte gegen den Widerstand der eigenen Abteilung weitere Ermittlungen durch. Eine Sonderkommission wurde gegründet, die schließlich die Säurefässer mit den Überresten der gequälten und getöteten Frauen fand. Laut Produktionsfirma soll es in "Gefesselt" vor allem um „das Katz- und Maus-Spiel zwischen Mörder und Ermittlerin“ gehen.

True Crime: Auf diesen Mordfällen basiert die Serie

Rückblick: In einer Ferienhaussiedlung in der Gemeinde Basedow hatte die Polizei in einem Garten ein Säurefass freigelegt. Das Fass enthielt die sterblichen Überreste einer Frau, die zuvor grausam gefoltert und schließlich getötet worden war.

Als Täter wurde Lutz Reinstrom ermittelt, der vielen Menschen in Basedow und Umgebung vertraut war: ein Pelzhändler aus Hamburg, bekannt als netter Nachbar, Geschichtenerzähler und Stimmungskanone, bei Festen ein gern gesehener Gast. Was die Dorfbewohner da noch nicht wussten: Es war nicht die einzige Frau, die Reinstrom auf dem Gewissen hatte. Auf seinem Grundstück in Hamburg barg die Polizei Tage später ebenfalls ein Säurefass.

Lutz Reinstrom war in Basedow als netter Nachbar bekannt

Auch dieser Behälter enthielt die sterblichen Überreste einer Frau, die zuvor vermisst worden war. Wie das andere Opfer hatte sie Briefe an ihre Angehörigen geschrieben, um mitzuteilen, dass sie ein neues Leben führen wollte.

Polizeifoto von Lutz Reinstrom aus dem Jahr 1992.
Polizeifoto von Lutz Reinstrom aus dem Jahr 1992. © picture-alliance/ dpa | dpa Picture-Alliance / dpa Polizei

Erst später stellte sich heraus, dass beide Frauen gezwungen worden waren, die Briefe zu schreiben. Ein drittes Opfer konnte dem bestialischen Sadisten gerade noch entkommen. Sie führte die Polizei schließlich auf die Spur des Verbrechers.

Ermittler wollten geflohenem Opfer zunächst nicht glauben

Im Jahre 2009 wurden die schrecklichen Erinnerungen in Basedow wieder wach. Wieder wurden Fässer gefunden – nur wenige Meter vom ehemaligen Garten des Mörders entfernt. Die Polizei hoffte, weitere Taten aufklären zu können, die Reinstrom ebenfalls angelastet werden. Doch die Spur führte ins Leere. Reinstrom ist inzwischen 72 Jahre alt. Er sitzt eine lebenslange Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung ab.

Reinstrom soll in der Justizvollzugsanstalt als unauffälliger Insasse gelten. Ein Gutachter attestierte Lutz Reinstrom eine „sadomasochistische Fehlentwicklung und eine schwere seelische Abartigkeit“.

Lutz Reinstrom, der Säurefassmörder

  • Lutz Reinstrom wurde 1948 geboren. Er war verheiratet und hat eine Tochter. Die Familie wohnte in Hamburg-Rahlstedt. 1983 errichtete er auf dem Grundstück einen unterirdischen Bunker.
  • Im März 1986 verschleppt er Hildegard K. Er fesselt, foltert und tötet sie, zerstückelt die Leiche nach und nach. Im Oktober 1988 verschleppt er Annegret B., quält sie und tötet sie nach vier Wochen. Im September 1991 entführt er Christa S. Nach zwei Wochen kann sie entkommen.
  • Am 17. September 1991 wird Reinstrom verhaftet. Die Verhandlung beginnt am 10. Januar 1996. Das Urteil wird am 22. Mai 1996 verkündet: lebenslange Haft, anschließende Sicherungsverwahrung.