Geesthacht. Zeichen auf Wachstum: Jetzt arbeiten im Hausarztzentrum Geesthacht sechs Mediziner. Irina Agapov stößt aus Grünhof zum Team hinzu.

Im Oktober vor neun Jahren ist das Hausarztzentrum Geesthacht eingezogen in das Gebäude der Kreissparkasse an der Bohnenstraße. Zum Start waren es drei Ärzte und fünf Arzthelferinnen. Seitdem stehen die Zeichen auf Wachstum.

Ab dem 1. Juli sind es 16 Köpfe, die hier arbeiten, räumlich erweitert wurde im vergangenen Jahr. Als weitere Medizinerin – die sechste – stößt mit Irina Agapov eine Fachärztin für Allgemeinmedizin zum Team, die zudem als Partnerin von Praxisgründer Dr. Thomas Völkel ins Geschehen eingreift.

Zwei alteingesessene Hausärzte waren Vorgänger des Ärztezentrumsgründer

„Think big“, dieses Denken im Geschäftsbereich war zunächst noch nicht so ausgeprägt in der medizinischen Karriere von Dr. Völkel. Er praktiziert seit 1998 in Geesthacht, übernahm die Praxis von Dr. Köhler in der Rudolf-Messerschmidt-Straße.

Der wiederum war der Nachfolger von Dr. Busch, an den sich ältere Bürger noch erinnern werden. Er war bereits in den Nachkriegsjahren Arzt in Geesthacht und hatte im alten Purwin-Haus praktiziert. Nach dem Umzug 1960 übergab er 1974 die Praxis an der Rudolf-Messerschmidt-Straße an Dr. Köhler.

Krankenhauskonzerne wollten plötzlich in Geesthacht mitmischen

Dort würde Dr. Völkel möglicherweise immer noch behandeln, wenn es gegen Mitte der 2000er-Jahre nicht einen Umbruch gegeben hätte. „Ich erlebte, dass alle großen Namen nach Geesthacht kamen“, schildert er die Situation.

Die Unternehmen Asklepios, denn Helios, alle wurden plötzlich kassenärztlich tätig. Schließlich entstand das medizinische Versorgungszentrum (MVZ) an der Elbe am Buntenskamp, die Johanniter übernahmen auch eine Praxis.

Dr. Völkel fand sich umzingelt von Konkurrenz

„Ich fasste es nicht. Plötzlich war ich umzingelt in meiner abgelegenen kleinen Praxis“, erinnert er sich – und ging in die Gegenoffensive. „Ich dachte, ,da muss ich mich mal groß machen und auf die Pauke hauen.“

Er stellte eine Kollegin an und nannte die Praxis als Marketingkniff so nüchtern wie eindrucksvoll „Hausarztzentrum Geesthacht“. Und nach dem Umzug 2012 in die Innenstadt standen mit 250 Quadratmetern zudem mehr als doppelt soviel Praxisfläche als zuvor zur Verfügung.

Ein Kollege hat überraschend seine Praxis geschlossen

„Die Patientenversorgung in Geesthacht ist eigentlich nicht so schlimm“, findet Dr. Völkel. Aktuell allerdings gibt es ein Problem. „Es wird eine große Herausforderung, Patienten von Dr. Jörg Heinze zu übernehmen, der überraschend vor kurzem seine Praxis geschlossen hat“, sagt Irina Agapov.

Es klingt nicht so, als ob der Facharzt für physikalische und rehabilitative Medizin sie wieder öffnen kann. „Aus akuten gesundheitlichen Gründen geben wir Ihnen bekannt, dass wir ab Montag – den 14.06.2021 – den Praxisbetrieb einstellen“, vermeldet die Homepage der Praxis.

Die neue Medizinerin kennt sich aus in der Ärzteszene in Bergedorf und dem Kreis

Über ein Kontaktformular können sich Patienten noch bis zum 30. Juni die Patientenakte ausdrucken lassen. Patienten mit ausstehender Zweitimpfung werden vom Impfzentrum übernommen. Von weiteren Nachfragen zu den Gründen der Schließung wird gebeten, „zur Wahrung der Privatsphäre abzusehen“.

Irina Agapov wurde auf der Krim geboren. Eine neue Ärztin für Geesthacht ist sie nicht. Bisher war sie seit 2017 mit dem Allgemeinmediziner Bernd Wanzenberg in der Hausarztpraxis Grünhof-Tesperhude tätig, zuvor lange in der Geriatrie. „Ich kenne hier wohl alle geriatrischen Patienten“, vermutet sie.

Der fachliche Austausch in einem größeren Team war ausschlaggebend

Erste Station in Deutschland war zu Beginn der 2000er-Jahre die Unfallklinik in Boberg, es folgten Krankenhäuser im Kreis. „Es war immer mein Traum, in einer großen Praxis zu arbeiten. Ich habe nun lange in einer kleinen gearbeitet, das war sehr familiär, aber es gab weniger Kontakt mit anderen Ärzten.“

Und genau das reizt Irina Agapov: Der fachliche Austausch mit mehreren Kollegen in einem größeren Team. „Ich würde gern einen Arzt ausbilden“, wünscht sie sich für die Zukunft. „Wer mit mir arbeitet, wird hundertprozentig ein Hausarzt“, sagt sie und lacht herzlich.

„Man muss Zeit haben, mit den Patienten zu reden“

Auch Dr. Thomas Völkel ist Hausarzt mit Leib und Seele. Er weiß viel von seinen Patienten. „Man muss Zeit haben, mit ihnen zu reden“, findet Dr. Völkel. „Sonst bringt es auch keinen Spaß. Es muss aber alles seine Grenzen haben, sonst wird die Wartezeit für die anderen zu lang.“