Wacken. Die Veranstalter des bekannten Heavy-Metal-Festivals in Wacken haben Lehren aus dem Wetterproblemen 2023 gezogen. Festival-Mitbegründer Jensen hat ein Ziel.

Mit neuem Anreisekonzept wollen die Veranstalter des Heavy-Metal-Festivals im schleswig-holsteinischen Wacken (31. Juli bis 3. August) Probleme nach den Wetter-Kapriolen des Vorjahres ausschließen. „Wir haben 2023 gelernt, dass der Schlamm doch immer wieder anders ist”, sagte Festival-Mitbegründer Thomas Jensen der Deutschen Presse-Agentur. „Wir haben einige hunderttausend Euro in die Hand genommen, um das landwirtschaftliche Gelände durch Schotterwege aus Recycling-Material zu befestigen.”

Wegen schlammiger Platzverhältnisse hatten die Veranstalter 2023 erstmals in der Geschichte des Wacken Open Air (W:O:A) aus Sicherheitsgründen einen Einlassstopp verhängt. Unterm Strich waren deshalb statt erwarteter 85.000 nur 61.000 Metalfans auf dem „Holy Ground”, wie sie Wackens Ackerflächen nennen. Viele andere kamen andernorts unter. „Die Menschen vor allem im südlichen Landesteil haben das Festival wahnsinnig unterstützt, auch den HSV muss man dazu zählen, wo Fans vor dem Volksparkstadion gecampt haben”, sagte Jensen.

Scorpions sind Headliner

Das dreitägige Event gilt als eines der größten Heavy-Metal-Festivals der Welt und startet offiziell am Mittwoch. Einer der Headliner beim 33. W:O:A sind die Scorpions. Die deutsche Rockband spielte bereits 2012 in Wacken. Erwartet werden auch unter anderem Korn, Amon Amarth, In Extremo, Blind Guardian und Knorkator.

In den vergangenen Monaten gab es zudem Spekulationen über einen Wacken-Gig von AC/DC. „Diese Hoffnung muss ich Fans nehmen”, sagte Jensen. Ein Auftritt dieser Größenordnung sei eine logistische Herausforderung. „Das ist eigentlich nicht das Konzept des Festivals.”

Verluste im Vorjahr

Wegen der Wetterprobleme haben die Veranstalter 2023 Verluste geschrieben. „Wir haben natürliche alle Möglichkeiten ausgeschöpft und mit Hilfe der Versicherungen ein paar Sachen abpuffern können”, sagte Jensen. Geholfen habe insbesondere die starke Unterstützung der Metal-Gemeinde. „Wir haben gemerkt, wie stark dieses Festival, wie stark diese Marke ist. Unterm Strich hielt sich der Verlust für uns noch einigermaßen in Grenzen.” Eine genaue Zahl nannte Jensen nicht. 

Die 85.000 Karten für 2024 waren binnen viereinhalb Stunden ausverkauft. Fans kommen erstmals bereits am Sonntag auf die Campingflächen. „Wir haben das Anreisekonzept komplett neu durchgeplant”, sagte Jensen. Die sogenannten Metalheads sollen über verschiedene Anreiseroute geleitet werden. „Die Hauptaufgabe ist in diesem Jahr, alle rechtzeitig auf die Fläche zu kriegen, damit wir möglichst schnell das machen können, was wir alle lieben: Den Heavy-Metal feiern.”

„Die Tickettauschbörse wird gut angenommen”, sagte Jensen. „Wir wollen keinen Schwarzmarkt, weil wir diese Community schützen wollen vor Karten, die nicht original sind.” Vor dem Festival gebe es erfahrungsgemäß meist einen Überhang. „Es ist ja ganz normal, wenn ein Jahr nach dem Ticketkauf familiäre Gründe eine Anreise unmöglich machen oder vielleicht auch nicht mehr die finanziellen Ressourcen vorhanden sind.”

Kein Rückzug der Gründer

Im Juni war die Übernahme des Festival-Gesellschafters Superstruct Entertainment durch das Investment-Unternehmen KKR bekannt geworden. Die ursprünglichen Veranstalter des Wacken-Festivals International Concert Service GmbH (ICS) waren 2019 eine Partnerschaft mit Superstruct Entertainment eingegangen. Superstruct Entertainment ist eine Tochter der Investmentgesellschaft Providence Equity Partners.

„Bei uns ändert sich gar nichts”, sagte Jensen. Er selbst und Festival-Mitgründer Holger Hübner seien weiterhin sowohl an Superstruct Entertainment als auch am Festival beteiligt. „Das wird sich in absehbarer Zeit nicht ändern. Ich bin jetzt gerade 58 geworden. Holger wird 58, aber wir sind noch lange nicht am Ende der Story.” Beide hielten zusammen noch etwa 31 Prozent am Festival, würden diese Beteiligung „irgendwann” auf jeweils fünf Prozent absenken.

„Wir wollen uns weiter für die Metalszene einsetzen, damit diese in Wacken weiterhin die geilste Party haben wird”, sagte Jensen. „Das ist eigentlich der Unternehmenszweck. Holger und ich werden auch nicht zu Investmentbankern.”

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