Itzehoe. Nach der tödlichen Attacke im Regionalzug nach Hamburg hat die Staatsanwaltschaft nun Anklage erhoben. Wo es zum Prozess kommen würde.
Es wurden mehr als 100 Zeugen vernommen, der Tathergang rekonstruiert und der in U-Haft sitzende 33 Jahre alte Angreifer befragt: Jetzt, rund drei Monate nach der tödlichen Messerattacke von Brokstedt, hat die Staatsanwaltschaft Itzehoe Anklage erhoben. Wie Oberstaatsanwalt Peter Müller-Rakow am Donnerstag auf Anfrage erklärte, wird dem Beschuldigten Ibrahim A. Mord in zwei Fällen sowie versuchter Mord in vier Fällen vorgeworfen.
„Die Tat war aus Sicht der Anklage heimtückisch und erfolgte aus niederen Beweggründen“, sagt Peter Müller-Rakow. Aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse gehe die Anklage davon aus, dass er allein aus Verärgerung über seine aus vielen Gründen ungeklärte persönliche Situation gehandelt habe. Der Angriff habe die Opfer völlig unerwartet getroffen. Das für die tödliche Attacke genutzte Messer soll Ibrahim A. zuvor in einem Supermarkt in Kiel gestohlen haben.
Messerangriff von Brokstedt: 17-Jährige und ihr 19-jähriger Freund überlebten nicht
Die Tat selbst ereignete sich am 25. Januar in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg. Kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof von Brokstedt im Kreis Steinburg hatte der gebürtige Palästinenser die Zugreisenden dann mit dem Messer attackiert. Eine 17-Jährige und ihr 19 Jahre alter Freund überlebten die Verletzungen nicht, fünf weitere Menschen wurden teils schwer verletzt.
Laut Staatsanwaltschaft soll Ibrahim A. mit dem Messer vier weiteren Fahrgästen – zwei Frauen und zwei Männern – erhebliche Verletzungen beigebracht haben, um auch diese zu töten. Dass es dazu nicht gekommen sei, habe allein an der Gegenwehr der Betroffenen gelegen.
Manche von ihnen werden bleibende Schäden von dem Angriff behalten, daher muss sich der 33-Jährige letztlich auch wegen schwerer und gefährlicher Körperverletzung in mehreren Fällen vor Gericht verantworten, so der Oberstaatsanwalt.
Prozess gegen Ibrahim A. würde in Itzehoe stattfinden
Wann es zum Prozess kommt, ist noch unklar. „Jetzt muss das Gericht die Anklageerhebung prüfen“, sagt Frederike Milhoffer als Pressesprecherin am Landgericht Itzehoe, wo der Fall dann verhandelt werden würde. Sieht das Gericht einen hinreichenden Tatverdacht, werden dann Verhandlungstermine festgesetzt.
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Dass sich der Verdächtige in U-Haft befindet, wirkt sich zumindest beschleunigend aus. Inwieweit Ibrahim A. ein Geständnis ablegte, dazu will sich Oberstaatsanwalt Müller-Rakow ebenso wenig äußern wie zum Motiv oder Anlass der Tat. Nur so viel: Der Beschuldigte habe sich gegenüber den Ermittlern geäußert.
Messerangriff von Brokstedt löste Streit zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein aus
Erst wenige Tage vor der Tat war Ibrahim A. aus der Haft in Hamburg entlassen worden. Aus seiner Gefangenenakte geht hervor, dass er sich mit dem Terroristen und Berliner Attentäter Anis Amri verglich. Zudem fiel er im Gefängnis als gewalttätig auf.
Der Fall hatte bundesweites Aufsehen erregt und eine Diskussion zwischen den Ländern Schleswig-Holstein und Hamburg bezüglich des Informationsaustausches zu Kriminalfällen ausgelöst. Schleswig-Holstein will nach der tödlichen Messerattacke in Brokstedt, wie berichtet, eine bessere Datengrundlage auf Bundesebene schaffen und hat dazu auch Anträge bei der kommenden Justizministerkonferenz in Berlin im Mai eingereicht.