Kiel. Der Winter dämpft wirtschaftliche Aktivitäten, zum Beispiel im Tourismus. Die Arbeitsagentur sieht aber auch positive Entwicklungen.
Jahreszeitlicher Dämpfer für den Arbeitsmarkt in Schleswig-Holstein: Im nördlichsten Bundesland ist die Zahl der Arbeitslosen im Dezember gegenüber dem Vormonat um 1300 oder 1,7 Prozent gestiegen, wie die Agentur für Arbeit am Dienstag mitteilte. Die Quote stieg um 0,1 Punkte auf 5 Prozent. In Schleswig-Holstein gab es im Dezember 79 200 Arbeitslose, 13 600 weniger als im Vorjahresmonat. Im Dezember 2020 hatte die Arbeitslosenquote bei 5,9 Prozent gelegen.
Die Chefin der Regionaldirektion Nord, Margit Haupt-Koopmann, bezeichnete den leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit als jahreszeitlich typisch. Verantwortlich sei vor allem der kräftige Zuwachs an Arbeitslosen in den Tourismusregionen Nordfriesland mit 8,4 Prozent und Ostholstein mit 7,0 Prozent.
Arbeitsmarkt Schleswig-Holstein: Jugendarbeitslosigkeit ist gesunken
„Dieser Zuwachs liegt im Monat Dezember traditionell deutlich über dem Durchschnitt des Landes“, sagte Haupt-Koopmann und stellte gleichzeitig fest: „Die insgesamt positive Entwicklung der vergangenen Monate hat sich auch im Dezember fortgesetzt.“ Speziell die Jugendarbeitslosigkeit sei überproportional gesunken. So sei die Zahl der Arbeitslosen unter 25 Jahren im Vorjahresvergleich um 2000 oder 23 Prozent auf 6600 zurückgegangen.
273 Betriebe zeigten nach Zahlen der Arbeitsagentur im Dezember für 8554 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Kurzarbeit an. Im November waren es noch 2358 Beschäftigte. Schwerpunkte waren Hotels und Gastronomie, Einzelhandel und Bau.
Mit 5300 gemeldeten offenen und sozialversicherungspflichtigen Stellen werde das Niveau vom November gehalten, sagte Haupt-Koopmann. Im Vergleich mit Dezember 2020 sei das ein Plus von 1200 Stellen oder 27,6 Prozent. Im Moment werden vor allem im Handel sowie im Gesundheits- und Sozialwesen Arbeitskräfte gesucht.
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Zahl der Arbeitslosen fast auf dem Niveau vom Dezember 2019
Die jüngsten Zahlen der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stammen aus dem Oktober. Im Vergleich zum Vorjahr gab es ein Plus von 19.600 oder 1,9 Prozent. Neue Arbeitsplätze entstanden etwa im Gesundheits- und Sozialwesen (4000) und im Handel (2400). Verluste verzeichneten dagegen zum Beispiel die Bereiche private Dienstleistungen (600), Arbeitnehmerüberlassung und die Finanz- und Versicherungswirtschaft (jeweils 300).
Für Wirtschaftsminister Bernd Buchholz zeigt der Anstieg der Arbeitslosenzahlen noch keine vierte Corona-Welle. Positiv sei, dass die Zahl der Arbeitslosen im Dezember fast auf dem Niveau vom Dezember 2019 vor Beginn der Pandemie gelegen habe. Das zeige, „dass der schleswig-holsteinische Arbeitsmarkt sehr robust ist“. Auf dem Ausbildungsmarkt sind die Auswirkungen der Pandemie nach Einschätzung des FDP-Politikers deutlicher zu spüren. „Wir müssen mehr junge Menschen ausbilden, um dem steigenden Fachkräftebedarf zu begegnen.
Der stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände Nordmetall und AGV Nord, Peter Schlaffke, lobte, die Bundesregierung habe im vergangenen Jahr den Arbeitsmarkt durch viele sinnvolle Maßnahmen stabilisiert. Nun aber gefährde die Politik diese Erfolge durch das geplante Bundesvergabe- und Tariftreuegesetz. Der Plan der Ampelkoalition, dass nur noch tarifgebundene Unternehmen an öffentlichen Ausschreibungen teilnehmen dürfen, führe zu einer Diskriminierung von kleinen und mittleren Unternehmen. Diese schlössen oft keine Tarifverträge ab, orientierten sich aber daran.