Westerhever. Bürgermeister von Westerhever klagt über große Schäden. Warum die ehemals bedrohten Tiere noch geschützt sind.

Als die Nonnengans 1979 unter strengen Schutz gestellt wurde, hatte sie es dringend nötig: Es wurden nur noch rund 30.000 Tiere gezählt. Heute ist das anders. Deutlich mehr als eine Million Nonnengänse soll es geben. Rund 300.000 fallen jedes Jahr an der Nordsee im Bereich Föhr, Pellworm und Dithmarschen ein, um zu überwintern.

Nonnengänse fressen den Weidetieren das Gras weg

Allein im Bereich der Gemeinde Westerhever im Kreis Nordfriesland wurden schon bis zu 70.000 Exemplare gezählt. Aus der bedrohten Art ist für Bürgermeister Olaf Dircks eine Plage geworden. Die Nonnengänse lassen sich auf den Wiesen nieder, wo sie das Gras, das eigentlich für Weidetiere oder als Winterfutter gedacht ist, wegfressen. Für die Betroffenen ist das eine Katastrophe.

„Im vorigen Jahr hat der Deichschäfer aufgegeben“, sagt Dircks. Auch ein weiterer Betrieb schloss seine Türen. Das Problem: Es kommt niemand nach. Dircks fürchtet, dass seine Gemeinde, die etwas mehr als 100 Menschen zählt, immer mehr schrumpft. Normalerweise würde man die Nonnengänse „vergrämen“. Hinter dem harmlosen Begriff steht der gezielte Abschuss von einigen Tieren. Das wirkt, weiß Dircks, nachhaltig. Zumindest für einen Tag wäre man die Nonnengänse los.

Population der Nonnengänse hat sich über die Jahre vervielfacht

Gemacht wird es aber nicht. Einerseits ist die mittlerweile überhaupt nicht mehr bedrohte Nonnengans noch streng geschützt, was auf EU-Ebene geändert werden müsste. Andererseits ist der Bereich Westerhever Vogelschutzgebiet. Abschüsse von Nonnengänsen sind damit nicht möglich.

„Das Problem gibt es bereits seit Jahrzehnten“, sagt Dircks. Allerdings hat sich die Population der Nonnengänse über die Jahre vervielfacht. Zudem blieben die Nonnengänse mittlerweile etwa einen Monat länger als noch vor 20 Jahren hier. Sie hätten sich, so Dircks, neue Brutgebiete in Russland erschlossen, die nicht mehr so weit weg sind. „Nicht nur wir, alle Bereiche, in denen Nonnengänse überwintern, sind betroffen“, so Dircks. „Es sind schon viele Abordnungen aus Politik und Verwaltung hier gewesen“, so der Bürgermeister. „Alle halten die Situation für untragbar. Aber niemand hat eine Lösung.“

Auch interessant

Auch interessant

Auch interessant

Zurück bleiben abgefressene Weiden und viele Kothäufchen

Gerade sind die Nonnengänse aus Westerhever wieder in Richtung ihrer Brutgebiete aufgebrochen. Zurück bleiben ehemals saftige Weiden, die nur noch aus kurzen, kraftlosen Halmresten bestehen, und Millionen kleine Häufchen Gänsekot, die großflächig drapiert die Wiesen sprenkeln.

Im September werden die Nonnengänse dann in riesigen Schwärmen wiederkommen. Es werden mehr sein, als abgeflogen sind. Dann ist ihr in Russland ausgebrüteter und aufgezogener Nachwuchs dabei, der sich dann mit über die Weiden in Westerhever hermacht.