Kiel. Energiewende in Schleswig-Holstein geht laut Branchenverbänden der erneuerbaren Energien zu langsam voran. Woran es vor allem hapert.

Schleswig-Holstein ist beim Ausbau der Sonnen- und Windenergie nach Überzeugung von Branchenverbänden zu langsam unterwegs. Sollen die Ziele der Energiewende erreicht werden, sei deutlich mehr Tempo nötig, ermahnten sie vor ihrem Neujahrsempfang am Mittwoch die Landesregierung. Dabei habe Schleswig-Holstein die besten Chancen, am meisten zu gewinnen, sagte Stephan Frense von der Unternehmensgruppe ARGE Netz. „Die Energiewende bringt mehr Arbeitsplätze, Investitionen und Einnahmen für Kommunen und das Land.“

Das Land müsse seine selbst gesteckten Ziele erhöhen, forderte Margrit Hintz vom Landesverband Erneuerbare Energien (LEE.SH). Allein in Schleswig-Holstein seien bis 2030 etwa 15 Gigawatt Solarenergie nötig. „Photovoltaik wird künftig eine viel größere Rolle spielen müssen.“ Aktuell seien es erst rund 1,8 Gigawatt.

Mehr Flächen für Solarenergie sollten zur Verfügung stehen

Weil Solarenergie auf Freiflächen effizienter sei als auf Dächern, dürften keine Flächen ausgeschlossen werden. Vielerorts sei eine Doppelnutzung möglich. Das gelte zum Beispiel für landwirtschaftliche Flächen, die nicht sehr ertragreich sind. Kommunen sollten Flächen nicht begrenzen, sondern vorurteilsfrei an die Genehmigung herangehen.

Große Chancen sieht Hintz im weiteren Ausbau der Bioenergie. Ihr Vorteil sei die Flexibilität. Sie liefere auch dann Strom und Wärme, wenn der Wind nicht wehe und die Sonne nicht scheine. Mit Bioenergie könne nach einer Studie die Versorgungssicherheit gewährleistet werden, ohne im großen Umfang neue Gaskraftwerke zu bauen, sagte sie.

Auch die Produktion von grünem Wasserstoff sei eine Chance

Große Chancen bestehen laut Hintz auch in der Produktion von grünem Wasserstoff. Elektrolysekapazitäten sollten dezentral dort aufgebaut werden, wo erneuerbarer Strom zur Verfügung stehe, direkt an den Anlagen. „Hierfür haben wir als Land der erneuerbaren Energien ein enormes Potenzial“, sagte Hintz. Das senke die Kosten für den Netzausbau und biete Versorgungssicherheit auch ohne konventionelle Kraftwerke.

Marcus Hrach vom Bundesverband Windenergie wies auf die besondere Verantwortung des Landes Schleswig-Holsteins mit seinen hervorragenden Windstandorten hin. „Wir können das Energieland und das Vorzeigeland werden, wenn wir unsere Karten richtig spielen.“

Insbesondere windstarke Länder stünden in der Verantwortung

Frense forderte einen flexiblen Umgang mit der Regel, nach der in allen Bundesländern zwei Prozent der Landesfläche für Windenergieanlagen zur Verfügung stehen soll. Seiner Überzeugung nach müssten windstarke Länder mehr Flächen nutzen können als windschwächere. Kohlekraftwerke seien auch vorzugsweise dort gebaut worden, wo der Energieträger verfügbar war.

Lange Genehmigungsverfahren und überbordende Bürokratie in Deutschland seien ein großes Problem, sagte Frense. Für eine Windenergieanlage betrage die Planungszeit sechs bis sieben Jahre. „Das ist einfach zu viel.“