Hannover/Lübeck/Sylt. In Hamburg, Kiel und Lübeck sind private Feuerwerke weiter erlaubt. Wer Ruhe sucht, ist auf den Inseln besser aufgehoben.

Der Vorstoß der Deutschen Umwelthilfe für ein Böllerverbot in Städten läuft im Norden weitgehend ins Leere. In Hamburg, Kiel und Lübeck sind keine Verbote privater Silvester-Feuerwerke geplant. Die Umwelthilfe hatte ihren Vorstoß mit der Feinstaubbelastung begründet. Sie beantragte nach eigenen Angaben Feuerwerk-Verbote in 98 deutschen Städten, darunter auch Brunsbüttel, Flensburg, Hamburg und Kiel.

In Hamburg wurde der EU-Grenzwert nach Angaben der Innenbehörde 2011 zum letzten Mal überschritten. In anderen Jahren sei auf Grund der meteorologischen und geografischen Situation keine Überschreitung zu verzeichnen, auch nicht zum Jahreswechsel 2018/2019. Im Hinblick auf Müllvermeidung und Kosten der Straßenreinigung ist es aus Sicht der Umweltbehörde wünschenswert, das private Feuerwerk auf ein angemessenes Maß zu beschränken.

Lübecks Stadtsprecher Hansjörg Wittern sagte, Anträge verschiedener Fraktionen, Feuerwerke zu verbieten oder einzuschränken, hätten keine Mehrheit gefunden. Das Zünden von Böllern sei im Umkreis von bis zu 200 Metern von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie Reetdach- und Fachwerkhäusern verboten.

Ganzjähriges Feuerwerksverbot auf Sylt

Auch die Stadt Kiel hält ein Verbot der Böller zur Luftreinhaltung nicht für sinnvoll. Allerdings hat die Ratsversammlung die Verwaltung beauftragt, ein Konzept für ein zentrales Stadt-Feuerwerk zum Jahreswechsel zu erarbeiten, wie ein Stadtsprecher sagte. Ein solches Angebot biete die Chance, „den Anteil von privatem Feuerwerk deutlich zu reduzieren“, heißt es in dem auf Antrag der FDP beschlossenen Papier. Es könnte frühestens zum Jahreswechsel 2020/21 stattfinden.

Flensburg arbeitet gemeinsam mit der Hochschule an einem alternativen Angebot für den Jahreswechsel 20/21 etwa mit einer Lichtshow. „Wir sind kein großer Fan des herkömmlichen Feuerwerks“, sagte ein Stadtsprecher. Ob die Stadt generelle Verbote, wie von dem Verband gefordert, aussprechen kann, werde noch geprüft.

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Im zu Lübeck gehörenden Ostseebad Travemünde dürfen Bürger neben dem offiziellen Feuerwerk weiterhin am Strand böllern und Raketen starten lassen. In Timmendorfer Strand (Kreis Ostholstein) gibt es bei der Strandparty zum Jahreswechsel dagegen erstmals statt eines Feuerwerks eine umweltgerechte Laser- und Pyro-Show. Außerdem werden am Strand, wo traditionell bis zu 10 000 Menschen das neue Jahr begrüßen, nach Angaben der Timmendorfer Strand Niendorf Tourismus GmbH erstmals feuerwerksfreie Zonen ausgewiesen.

Auf Sylt herrscht dagegen ganzjährig Feuerwerksverbot - auch über den Jahreswechsel. Anlass ist laut Ordnungsamt der Schutz der zahlreichen reetgedeckten Gebäude, für die Feuerwehr ein Brandrisiko darstellt. Wegen des beständig vorhandenen Windes gilt das Abbrennverbot auch außerhalb der Ortschaften und am Strand. Der Sylter Einzelhandel unterstützt dies mit einem freiwilligen Verzicht auf den Verkauf von Raketen, Fontänen und Böllern der Klassen II, III und IV. Ganz aufs Feuerwerk verzichten müssen Sylturlauber aber nicht: Am Hörnumer Hafen wird mit einem offiziellen Feuerwerk das neue Jahr begrüßt.

Bei Verstoß droht Geldbuße von bis zu 10.000 Euro

Auf der südlichen Nachbarinsel Amrum geht es noch ruhiger zu. Nicht nur privates Feuerwerk ist Tabu. Es gibt auch kein offizielles Feuerwerk. Auch auf Föhr ist das Abbrennen von Chinaböllern, Raketen, Kanonenschlägen grundsätzlich untersagt. An Silvester wird aber eine Ausnahme gemacht: An Stränden und Deichen darf geböllert werden, sofern im Umkreis von 200 Metern keine Häuser stehen. Es wird derzeit aber diskutiert, die Knallerei zum Jahreswechsel 20/21 zu verbieten.

Das Abbrennverbot gilt auf Amrum und Föhr ebenso wie auf Sylt aufgrund einer erhöhten Brandgefahr vornehmlich für reetgedeckte Häuser in den historischen Ortskernen. Verstöße gegen das Verbot können mit einer Geldbuße bis zu 10.000 Euro geahndet werden.

In Mölln (Herzogtum Lauenburg) will der Baumarkt Werkers Welt nach Angaben seines Prokuristen Detlev Schmalfeld in diesem Jahr komplett auf den Verkauf von Silvesterfeuerwerk verzichten. „Wir wollen damit einen Beitrag zum Umweltschutz leisten und wir denken auch an die Tiere, die ja oft unter der Böllerei leiden“, sagte Schmalfeld. Die Mehrheit der Kunden habe positiv auf diese Ankündigung reagiert. Auch der Hagebaumarkt in Lübeck werde voraussichtlich im nächsten Jahr keine Feuerwerkskörper mehr verkaufen, sagte Marktleiter Jens-Dieter Haß.