Neumünster. Die Sparkasse Südholstein schickt erstmals eine mobile Filiale auf die Straße – und schließt acht weitere Geschäftsstellen.


Die Sparkasse Südholstein mit Sitz in Neumünster geht neue Wege, um ihre Kunden im länd­lichen Raum zu bedienen. Bis Ende des Jahres wird sie ein gepanzertes Fahrzeug als „Sparkasse auf vier Rädern“ einsetzen, das zunächst sieben Gemeinden in den Kreisen Pinneberg und Segeberg an einem festen Tag in der Woche ansteuert, damit die Kunden dort ihre Geldgeschäfte erledigen können.

Zugleich schließt sie weitere acht Geschäftsstellen (zwei in Neumünster, je eine in Norderstedt, Bad Segeberg, Bornhöved, Geschendorf, Henstedt-Rhen und Ellerbek) und schafft drei weitere Selbstbedienungsschalter, sodass sie in Zukunft nur noch über 28 fes­te Filialen mit Mitarbeitern und 25 SB-Schalter verfügt in ihrem Geschäfts­gebiet. Es erstreckt sich zwischen Neumünster, Bad Segeberg und Pinneberg, wo die Sparkasse nach eigenen Angaben 260.000 Kunden hat.

Vorstandschef Andreas Fohrmann
Vorstandschef Andreas Fohrmann © Sparkasse Suedholstein | Sparkasse Suedholstein

„Wir wollen uns nicht aus der Fläche zurückziehen“, begründet Vorstandschef Andreas Fohrmann diese Neuausrichtung der Vertriebsstruktur. „Aber wir müssen dahin gehen, wo die Kunden sind.“ Und die befänden sich heute überwiegend im virtuellen Raum, einer Art Internet-Geschäftsstelle der Sparkasse, wie hausinterne Untersuchungen ergeben hätten. Demnach würde der Kunde im Durchschnitt nur noch ein- bis zweimal im Jahr eine mitarbeitergeführte Geschäftsstelle aufsuchen. Während er 120-mal im Jahr seinen Bankberater über das Callcenter anriefe und sogar täglich mit dem Smartphone oder Laptop seine Bankgeschäfte online und mobil erledige.

Kunden gehen kaum in Filialen

Seit 2014 habe sich das Onlinebanking des Sparkassenkunden zum Teil verdreifacht, während der persönliche Besuch einer Filiale immer weiter zurückgehe. Fohrmann vergleicht diese immer rasanter werdende Entwicklung mit dem guten alten Telefon mit der Wählscheibe und einem Aufpreis für die grüne Farbe bei der Telekom, das noch bis in die 1980er-Jahre das Nonplusultra der deutschen Telekommunikation gewesen sei. Das könne sich heute kaum noch ein junger Mensch vorstellen, der praktisch alle seine Geschäfte, Dienstleistungen und die soziale Kontaktpflege über eine App auf seinem Smartphone erledige.

Die Nordostseesparkasse fährt einen „Zaster-Laster“

Aktuelle Kundenbefragungen hätten ergeben, dass 80 Prozent die Erreichbarkeit ihrer Sparkasse künftig über eine mobile Smartphone-App wünschten. Nur noch jeder vierte, meist ältere Kunde dagegen möchte in eine Filiale gehen, fasst Fohrmann das Ergebnis zusammen.

Mit ihrer mobilen Filiale auf vier Rädern wären die Neumünsteraner nicht die Ersten. Die Nordostseesparkasse setze bereits seit einiger Zeit einen großen Truck dafür ein, der als „Zaster-Laster“ im Norden des Landes unterwegs sei. „Aber mit unserem roten Klein-Lkw als mobile Filiale sind wir die ersten in Schleswig-Holstein“, betont Vorstandschef Fohrmann.

Ein Sparkassen-Mitarbeiter könnte allein diese mobile Filiale betreuen, erläutert Fohrmann. Er wäre Fahrer und Bankberater in einer Person und könnte, ohne aussteigen zu müssen, in den hinteren Bereich des Fahrzeuges gelangen. Dort hinein sollen dann die Kunden kommen, könnten Geld abheben und sich beim Onlinebanking helfen lassen.

 WLAN, Klimaanlage, Heizung und Sitzmöglichkeiten seien vorhanden. Selbstverständlich gebe es dafür ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem mit einem Alarmknopf für den Notfall, erläutert der Sparkassenchef, ohne ins Detail gehen zu wollen. „Aber eine Waffe wird der Mitarbeiter nicht tragen.“

Bankgeschäfte auf dem Parkplatz

Mit den Standorten in Ellerbek, Holm und Brande-Hörnerkirchen (Kreis Pinneberg) sowie Bornhöved, Geschendorf, Hartenholm und Henstedt-Rhen (Kreis Segeberg) solle jetzt abgesprochen werden, wo die Filiale auf vier Rädern haltmachen solle. Es werde aber auf jeden Fall mitten im Ort an einer belebten Stelle sein, möglicherweise auf dem Parkplatz eines Supermarkts. Angedacht sei, die mobile Geschäftsstelle für mindestens zweieinhalb Stunden an einem bestimmten Tag in der Woche dort halten und öffnen zu lassen, die dann gut 1000 Kilometer jede Woche zurücklegen würde. In sechs dieser sieben Gemeinden hat noch oder hatte bis 2013 die Sparkasse Südholstein eine Geschäftsstelle mit Mitarbeitern.

Fohrmann: „Das ist kein Sparprogramm. Wir werden auch keine Arbeitsplätze abbauen, sondern wollen auf andere Weise die Geldversorgung auf dem Lande sicherstellen.“