Hamburg. Ginge es nach den Menschen in den Städten, der Kieler Landtag sähe ganz anders aus. Sofern sie denn zur Wahl gegangen sind.
Große regionale Unterschiede bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein. Besonders die Ergebnisse in den Wahlkreisen der Städte Lübeck und Kiel weichen teilweise deutlich vom vorläufigen amtlichen Gesamtergebnis ab.
Die drei Wahlkreise mit der geringsten Wahlbeteiligung liegen in Lübeck und Kiel. Dort erzielten SPD und Grüne ihre besten, die CDU wiederum ihre schlechtesten Ergebnisse – und auch AfD und Linke lagen über dem Landesschnitt.
In Lübeck lag die Wahlbeteiligung zum Teil bei nur 50 Prozent
Negativer Spitzenreiter bei der Wahlbeteiligung ist der Wahlkreis Lübeck-West: Dort ging nur jeder zweite Wahlberechtigte zur Wahl (50,6 Prozent). Auf Platz zwei und drei der Nichtwähler-Wahlkreise folgen Kiel-Ost (52,7 Prozent) und Lübeck-Ost (56,7 Prozent). Besonders viele Schleswig-Holsteiner wählten in den Wahlkreisen Rendsburg-Ost (74,8 Prozent), Eckernförde (72,9 Prozent) und Plön-Nord (72,8 Prozent).
Während die CDU um Spitzenkandidat Daniel Günther insgesamt einen klaren Wahlsieg davontragen konnte, sähe der Kieler Landtag deutlich anders aus, wenn es nach den Einwohnern der Landeshauptstadt gehen würde: Die Grünen wären deutlich stärker, lagen in zwei der drei Kieler Wahlkreise weit über ihrem Landesergebnis: In Kiel-Nord, dem Wahlkreis von Monika Heinold, erzielten sie mit 21,1 Prozent der Stimmen ihr bestes, in Kiel-West mit 18,8 Prozent ihr zweitstärkstes Ergebnis.
In Kiel und Lübeck lag die SPD teils deutlich vor der CDU
Des einen Freud, des anderen Leid: Ihr landesweit schlechtestes Ergebnis kam für die Christdemokraten ebenfalls aus Kiel (und aus Flensburg). Nur 22,6 Prozent der Zweitstimmen gingen in Kiel-West (und Flensburg) an die CDU, in Kiel-Ost votierten 22,9 Prozent für Günthers Partei. Im gleichen Wahlkreis erzielte die SPD eines ihre landesweit besten Ergebnisse: 32,4 Prozent sind mehr als fünf Prozent über dem Landesschnitt.
Noch besser schnitten Torsten Albigs Sozialdemokraten nur im wahlfaulen Lübeck-West ab: Mit 33,1 Prozent lag die SPD dort siebeneinhalb Prozentpunkte vor der CDU (25,6). Im Wahlkreis Nordfriesland-Nord wiederum musste die SPD eine echte Schlappe einstecken und kam nur auf 23 Prozent, das schlechteste Ergebnis landesweit. Dicht gefolgt die Wahlkreise Eckernförde, dem Heim-Wahlkreis von Daniel Günther, und Flensburg-Land: Dort entfielen 23,1, respektive 23,3 Prozent aller Stimmen auf die SPD.
Wo die Linke stark ist, verliert die FDP
Auch die Linken würden wohl am liebsten nur die Stimmen aus den schleswig-holsteinischen Städten zählen: Alle Wahlkreise, in denen sie über die Fünf-Prozent-Hürde kamen, liegen in Kiel, Lübeck und Flensburg.
Dagegen hätte Wolfgang Kubickis FDP wohl einiges einzuwenden: In den Städten Kiel, Lübeck und Flensburg lagen die Liberalen nahezu durchgängig bei weniger als zehn Prozent. Die Hochburg der FDP liegt in Hamburgs Speckgürtel. Zwei der drei Stormarner Wahlkreise bescherten den Liberalen Traumergebnisse: In Stormarn-Mitte lag Wolfgang Kubickis Partei bei 13,8 Prozent, in Stormarn-Süd bei 13,6. Ähnlich hoch ging es für die FDP nur in Dithmarschen-Süd, wo sie ebenfalls auf 13,6 Prozent kam.
Die AfD kommt nirgendwo auf mehr als acht Prozent
Bleibt die AfD, deren erklärtes Ziel es war, als Überraschungssieger aus der Landtagswahl hervorzugehen, die die Fünf-Prozent-Hürde aber nur knapp überspringen konnte. Für die Rechtspopulisten gibt es ein klares Nord-Süd-Gefälle: Während die drei nördlichsten ländlichen Wahlkreise (Nordfriesland-Nord/-Süd, Flensburg-Land) der AfD zwischen 3,8 und 4,1 Prozent der Stimmen überließen, kam sie in Lauenburg-Süd auf acht Prozent. Zweistellig wurde die AfD aber nirgends im Norden.