Schleswig-Holstein. Seit drei Wochen tragen Kinder und Jugendliche an Schulen keine Masken mehr. Am Beispiel Pinnebergs zeigt sich der Anstieg deutlich.
In Schleswig-Holstein ist die Zahl der mit Corona infizierten Kinder und Jugendlichen in kurzer Zeit stark gestiegen. Vier Wochen nach dem Ende der Herbstferien gibt es zudem immer mehr per PCR-Test festgestellte Infektionen bei Lehrern. Die erhöhten Fallzahlen in beiden Bereichen sind dem Corona-Schul-Monitor des Bildungsministeriums zu entnehmen.
So sind seit den Ferien landesweit 1449 Schüler und 87 Lehrer an Corona erkrankt. Damit stammen 20 Prozent aller bisher gemeldeten Infektionen bei Schülern aus den zurückliegenden vier Wochen. Die Corona-Schulstatistik existiert seit 15 Monaten. In dieser Zeit gab es insgesamt 7257 Schüler-Infektionen.
Viele Corona-Fälle an Schulen in Schleswig-Holstein
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sprach am Montag von einer „besorgniserregenden“ Tendenz und fordert von Bildungsministerin Karin Prien (CDU) die sofortige Rückkehr zur Maskenpflicht an Schulen. Der Landeselternbeirat der Gymnasien verlangt eine Ausweitung der Testpflicht. Seit dem 1. November ist das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung in schleswig-holsteinischen Klassenräumen nicht mehr vorgeschrieben. Nur noch Ungeimpfte müssen sich testen lassen.
Die Landesregierung nimmt die Häufung der Fallzahlen allerdings noch nicht zum Anlass, entschieden gegenzusteuern. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sprach in der vergangenen Woche von „leicht steigenden Infektionszahlen im Schulbereich“. Am Verzicht der Maskenpflicht – erst am 26. Oktober beschlossen – will das nördlichste Bundesland festhalten. Experten hätten das empfohlen, das Infektionsrisiko an Schulen sei gegenüber sonstigen Aktivitäten von Kindern nicht erhöht.
Auch mehr Infektionen an Schulen in Pinneberg
Am Beispiel des Kreises Pinneberg zeigt sich indes der rasante Anstieg der Corona-Fälle. Am 4. November lag die Inzidenz bei den bis zu 12-Jährigen noch bei 121,3. Eine Woche später meldete die Kreisverwaltung einen deutlich höheren Wert: 198,7. Bei den 13- bis 18-Jährigen ist die Tendenz ähnlich: Von 92,1 (4. November) auf 162,5 eine Woche später.
Andere Bundesländer sind inzwischen vom vorschnellen Verzicht auf die Maskenpflicht in Schulen abgerückt. Bayern etwa hat die Mund-Nasen-Bedeckungen wieder eingeführt. In Hamburg wurde diese Pflicht nie gestrichen und gilt weiterhin. In der Metropole haben sich seit Ferienende laut Schulbehörde 1196 Schüler und 80 Beschäftigte mit Corona infiziert – vorwiegend im privaten Umfeld und dabei überwiegend im „Kreis der Ungeimpften“, wie es aus der Sozialbehörde heißt.
Lehrer fordern Rückkehr zur Maskenpflicht an Schulen
Die Impfquote der bis 17-Jährigen beträgt in Hamburg 50,3 Prozent. „Wir wollen jetzt nicht auf Masken verzichten“, so eine Sprecherin der Schulbehörde. „Lieber eine Sicherheitsmaßnahme mehr, als erneute Schulschließungsdebatten.“ Auch Virologen halten das Tragen von Masken in Schulen weiter für sinnvoll. Zumal es auch das Lehrpersonal schütze. Viele Lehrkräfte haben sich früh impfen lassen, der Schutz ohne Auffrischung lässt nach.
„Deshalb müssen wir zu strengeren Maßnahmen zurückkehren“, fordert Astrid Henke, Landesvorsitzende der GEW. „Denn die Zahlen steigen von Tag zu Tag. Bildungsministerin Prien muss jetzt handeln und die Maskenpflicht im Unterricht wieder einführen.“ Der bundesweit heftige Anstieg lasse auch in Schleswig-Holstein eine Verschlimmerung der Lage befürchten, so Henke.
Schleswig-Holstein bricht Inzidenz-Rekord
Dabei steht das Land zwischen den Meeren bundesweit noch gut da. Gemessen an den eigenen Inzidenzwerten sieht die Lage aber anders aus. Mit einer Inzidenz von 105,2 hat Schleswig-Holstein den bisherigen Höchststand von 103,7 (24. Dezember) am Montagabend überschritten. Ministerpräsident Günther will zwar über neue Corona-Beschränkungen, etwa 2G-Regelungen, nachdenken. Aber diese kommen wohl frühestens in anderthalb Wochen.
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Hinzu kommt, dass die Behörden die Corona-Bekämpfung an Schulen anscheinend nicht einheitlich angehen. So weicht das Gesundheitsamt in Pinneberg etwa von den Vorgaben des Kieler Bildungsministeriums ab. Die oberste Schulbehörde schreibt bei einem Corona-Fall in einer Klasse vor, dass alle Schüler für fünf Schultage täglich einen Schnelltest machen müssen. Die Kreisverwaltung verlangt das nicht, sie empfiehlt es lediglich.
Pinneberg: Tägliche Corona-Tests in Schulen
In einem Standardschreiben des Pinneberger Gesundheitsamtes für Schulen an Eltern heißt es etwa: „Für Ihre Kinder sind zunächst keine PCR-Tests notwendig … Dennoch empfehlen wir zur Sicherheit, dass alle Klassenkameraden regelmäßig 5x wöchentlich einen Corona-Schnelltest vor dem Unterrichtsbeginn durchführen.“
Ob es angesichts einer schleswig-holsteinischen Impfquote von 56 Prozent bei den bis 17-Jährigen sinnvoll ist, nur betroffene Schüler in Quarantäne zu schicken, wird die Infektionsdynamik zeigen. Der Kreis Pinneberg handhabt es so. Hamburg etwa ordnet auch für enge Kontaktpersonen Quarantäne an.