Grömitz. Manfred Wohnrade ist neuer Tourismuschef in Grömitz und hat viele Ideen. Neben dem neuen Dünenpark gibt es weitere große Projekte.

Wohnraum ist auch in Grömitz knapp, wie vielerorts an der Küste. Und deshalb ist Manfred Wohnrade, der neue Tourismuschef des Seebades froh, dass die vier erwachsenen Kinder bereits aus dem Haus sind und er nur für sich und seine Frau eine neue Bleibe suchen muss. Er erwarte ja keinen Meerblick, sagt er.

Im Moment pendelt er die 35 Kilometer noch von seinem Wohnort Heiligenhafen, seiner früheren Wirkungsstätte in das etwas südlicher gelegene Seebad Grömitz. „Ich bin aber sehr optimistisch, dass wir in Kürze echte Grömitzer werden, Zugezogene.“ Er möchte zwischendrin sein, um die Gäste kennenzulernen und am Wochenende über die Promenade laufen und einfach vor Ort sein.

Grömitz: Neuer Tourismuschef kommt aus Heiligenhafen

Wohnrade folgt auf seinen Kurzzeit-Vorgänger Stefan Krieger, der mitten im Lockdown sein Amt angetreten hatte. Dieser war zuvor Kur- und Tourismusdirektor im Staatsbad Salzuflen. Warum er so schnell wieder abdankte, ist unklar. Anfang September hat der Routinier Manfred Wohnrade übernommen, der denselben Job fast 20 Jahren in Heiligenhafen innehatte und inzwischen die an die 100 Mitarbeiter weitgehend kennengelernt.

Nach der Bürgermeisterwahl im Frühjahr 2020, bei der er angetreten, aber nicht erfolgreich war, war es für ihn Zeit für etwas Neues. „Ich habe in Heiligenhafen vieles touristisch begleitet“, sagt Wohnrade. Sein Name sei mit einigen Projekten verknüpft, fügt er hinzu. Und nicht jedem in der Stadt habe die Entwicklung gefallen. Das Wahlergebnis habe bei ihm aber die Erkenntnis reifen lassen, dass er in den touristischen Bereich gehöre. Ein weiteres Schlüsselerlebnis sei das Scheitern des Projekts Hotel mit Schwimmbad gewesen.

„Grömitz ist noch mal eine ganz andere Nummer“

„Da habe ich schon gedacht, vielleicht war das für die Stadt Heiligenhafen oder für die Einwohner in den letzten Jahren doch ziemlich viel und die touristische Weiterentwicklung wird durchaus kritisch gesehen“, sagt Wohnrade. Das heiße aber nicht, dass die neue Aufgabe eine Art Flucht war. Er sei gefragt worden, ob er sich das vorstellen könne und „ich bin froh, dass alles so gekommen ist.“ Der Tourismus-Routinier betont: „Grömitz ist für mich noch mal eine ganz andere Nummer.“

Man habe ihn gefragt, ob er sich den Wechsel vorstellen könne und ja, das habe ihn gereizt. „Grömitz hat 15.000 Gästebetten, Heiligenhafen 8000. Grömitz hat etwa 1,6 Millionen Übernachtungen, Heiligenhafen etwa 900.000 im Jahr“, rückt Wohnrade die Größenordnungen zurecht. Auch die Corona-Pandemie habe keine große Delle bewirkt.

Viele Bayern kommen zum Urlaub an die Ostsee

Man habe gemerkt, dass es durchaus Parallelen zwischen Grömitz und Heiligenhafen, aber auch Scharbeutz und Timmendorf gab: „Als das Reisen wieder möglich war, haben uns die Gäste förmlich überrannt“, sagt der 55-Jährige. So seien viele Gäste aus Bayern, die sonst eher ans Mittelmeer fahren, erstmals zum Urlaub in den Norden gekommen.

An zwölf Stegen bietet der Grömitzer Yachthafen 780 Liegeplätze und Gastliegplätze.
An zwölf Stegen bietet der Grömitzer Yachthafen 780 Liegeplätze und Gastliegplätze. © Unbekannt | Tourismus-Service Grömitz / britta-horchemer

Während er in seiner Wirkungszeit in Heiligenhafen viele Großprojekte angeschoben hat, sei er nun in Grömitz in der Situation, „dass die Dinge teilweise schon in der Umsetzung sind“, sagt Wohnrade. Das wohl größte Projekt ist der Dünenpark im Vordeichgelände mit dem ehemaligen Freibad. Es wird nach jahrelangen Planungen nun realisiert. Auf dem etwa 28.000 Quadratmeter großen Grundstück seien gerade die Erdarbeiten im Gange.

Hostel mit Doppelnutzung geplant

Das geplante Gelände wird bis zu eineinhalb Meter angehoben, um hochwassersicher zu werden. Geplant ist darauf ein Hostel mit Doppelnutzung. „Dort werden auch in der Saison die ehrenamtlichen DLRG-Mitarbeiter untergebracht. In der Spitze sind das 55 Personen, die die 18 Wachtürme am Strand besetzen“, sagt der Tourismuschef. Das sei eine intelligent gelöste Kombination aus Hostel und Rettungsschwimmern, weil die ja nur begrenzt im Jahr da seien.

Das Hostel mit 90 Betten baut die Gemeinde seinen Angaben zufolge selbst, der Vertrag mit einem Betreiber solle in Kürze unterschrieben werden. Weiter in Planung sei ein Beachclub, der in Erbbaurecht vergeben werden soll und der ganzjährig im Betrieb sein soll. Beides soll im Frühjahr 2023 möglichst gleichzeitig eröffnet werden.

Abenteuer- und Wasserspielplatz für die Kinder

Auf dem Gelände sollen zudem fünf Gewerbeeinheiten für zwei Gastronomiebetriebe und Einzelhandel entstehen. Außerdem ist ein großer Abenteuer- und Wasserspielplatz geplant, „als Familienbad denken wir ja auch an Kinder“, so Wohnrade. In einem dritten Bauabschnitt soll auf dem Dünenpark-Gelände ein Multifunktionsgebäude mit Kletterhalle und Kinderspielangeboten entstehen, um auch außerhalb der Saison ein gutes Angebot zu haben. Während der Bauzeit gebe es nur eine Behelfspromenade, damit die Gäste ungehindert am Strand spazieren können.

Grömitzer Veranstaltungen im Oktober
Wikinger-Markt, 8.-10. Oktober: Große und kleine Wikinger-Fans bekommen Einblick in die Welt der Nordmänner und lernen Tugenden wie Tollkühnheit, Geschicklichkeit und Kraft kennen. Für Kinder gibt es im Angebot Runen-Schreiben, Schwertkampf, Heusackschlagen oder Kinderarmbrustschießen.LichterMeer, 20.-24. Oktober: Von 17.30 bis 23 Uhr wird der Grömitzer Kurpark mit Illuminationen und Farben verwandelt. 30 Licht-Stationen lassen den Kurpark erstrahlen.Umweltwoche, 11.-17. Oktober: Umweltexperten erklären die Natur in Grömitz und machen auf die Relevanz von Erhaltung und Pflege der Umwelt aufmerksam. Zum Programm gehören eine Steilküstenwanderung, eine Bernsteinführung, eine Radtour zum Haus der Natur, der Bau von Insektenhotels, eine Themen-Fackelwanderung. Bei der Strandgut-Aktion am 15. Oktober ab 15 Uhr wird Müll gesammelt.Wiederkehrende Veranstaltungen: Jeden Donnerstagabend im Oktober Spieleabend für die ganze Familie im Strandhaus, jeden Freitagabend im Oktober Fackelwanderung. Alle Details zum  Gesamtprogramm unter www.groemitz.de/veranstaltungen.

An der Seebrücke, die derzeit nur an Wochenende begehbar ist, werden zwei Plattformen in der Mitte der Brücke neu gebaut, um dort zu verweilen, aber auch einen Kinderspielplatz mit Rutsche, eine kleine Tribüne und auch einen Rettungspunkt für die Rettungsteams. „Erlebnis-Seebrücken sind im Moment groß im Trend“, sagt Wohnrade. Auch die Nachbarbäder Timmendorfer Strand, Scharbeutz und Haffkrug planen gerade neue Brücken.

Auch wieder Konzerte in Grömitz geplant

Bei der Planung für die kommenden Monate habe man auch Veranstaltungen an der Ostsee wieder stärker im Blick, immer unter dem Vorbehalt, dass es erlaubt sei.. „Vieles fand in der letzten Zeit im Kurpark statt, aber alles, was möglich ist, wollen wir wieder mehr am Meer machen.“

Für das kommende Jahr plane man auch wieder ein, zwei größere Veranstaltungen wie beispielsweise Konzerte am Strand. Auch „Ostsee in Flammen“, ein Höhenfeuerwerk, sei hoffentlich wieder möglich. „Im Moment sind wir optimistisch, dass wir auch viele Dinge wirklich durchführen dürfen.“

„Ostsee in Flammen“ – der neue Tourismuschef Manfred Wohnrade hofft, dass die Veranstaltung kommendes Jahr in Grömitz wieder möglich ist (Archivbild).
„Ostsee in Flammen“ – der neue Tourismuschef Manfred Wohnrade hofft, dass die Veranstaltung kommendes Jahr in Grömitz wieder möglich ist (Archivbild). © dpa | Katja Kreder

Ostsee: Tourismuschef Wohnrade setzt auf seine Erfahrung

Wohnrade profitiert bei seiner neuen Aufgabe von seinen langen Erfahrungen im Tourismus. „Vielleicht habe ich einen kleinen Vorteil. Ich kenne mich hier sehr gut aus. Nicht nur hier, sondern an der gesamten Küste“, sagt er. Grömitz sei eine größere Destination als Heiligenhafen, aber viel Abläufe seien ähnlich. „Die Probleme sind identisch. Fachkräftemangel, es fehlt an Wohnungen und auch die Mobilität ist ein großes Thema.“

Da möchte er Dinge umsetzen. Gerade das Thema Mobilität werde seit Jahren heiß diskutiert. Ziel müsse es sein, dass der Gast, der mit dem Auto anreist, es während seines Urlaubs nicht mehr bewegen muss. Das würde zu einer Entzerrung führen und das gelte auch für andere Orte, aber dafür müsse man Angebote und Anreize schaffen. „Nicht jeder möchte die ganze Zeit mit dem Fahrrad fahren.“