Luxemburg. Nach 24-stündigen Verhandlungen haben sich die EU-Länder auf ein weitgehendes Verbot geeinigt. Wer eine Ausnahmegenehmigung erhält.

Fischer dürfen in der westlichen Ostsee künftig keinen Dorsch und zumeist keinen Hering mehr gezielt fangen. Die EU-Länder haben sich nach mehr als 24 Stunden Verhandlung am Dienstag darauf geeinigt, dass lediglich Beifang in Höhe von knapp 490 Tonnen Dorsch und 788 Tonnen Hering möglich sein soll, teilten die EU-Länder mit. Vergangenes Jahr durften EU-weit noch 1600 Tonnen westlicher Hering und 4000 Tonnen westlicher Dorsch gefangen werden. Hintergrund der neuen Regeln sind besorgniserregende Entwicklungen vieler Fischbestände in der Ostsee.

Damit folgen die Länder beim Hering dem Vorschlag der EU-Kommission, beim westlichen Dorsch übersteigt die Einigung den Vorschlag der Brüsseler Behörde um rund 165 Tonnen. Für Deutschland bedeutet das, dass 435 Tonnen westlicher Hering und 104 Tonnen westlicher Dorsch gefangen werden dürfen.

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Ausnahmegenehmigung für Fischerboote unter 12 Meter

In der Einigung findet sich eine Ausnahmegenehmigung für Fischerboote unter 12 Meter, die mit „passivem Fanggerät“, also etwa Stellnetzen weiterhin gezielt Heringe fischen dürfen, bestätigte eine Sprecherin des Bundesagrarministeriums. In einer Mitteilung wies das Ministerium zudem darauf hin, dass es dem Beschluss nicht zustimme. Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) hatte vergeblich gefordert, dass über den westlichen Hering im Dezember entschieden werden sollte, weil dieser Bestand wandert und auch andere Länder von ihm fischen.

Die Verhandlungen mit diesen Ländern finden erst Ende des Jahres statt. Klöckners Befürchtung ist demnach, dass eine strikte EU-Entscheidung für die Ostsee andere Länder zu einer höheren Fangmenge in anderen Meeren verleiten könnte. Zahlreiche Organisationen für Umweltschutz kritisieren schon lange zu hohe Fangmengen.

Fischereiverband nennt EU-Beschlüsse eine Katastrophe

Nach den EU-Beschlüssen drohen nach Einschätzung des Fischereiverbandes schwere Folgen für die Branche. „Unter dem Strich ist das für die deutsche Fischerei, das muss man ganz klar sagen, eine Katastrophe“, sagte Verbandssprecher Claus Ubl am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.

Dorsch und Hering seien die „Brotfische“. „Und wenn die dermaßen gekürzt werden, dass man sie nicht mehr gezielt befischen darf, dann kann sich jeder ausrechnen, dass da kaum noch ein Fischer von überleben kann“, sagte Ubl. Nach den jüngsten EU-Beschlüssen dürfen Fischer in der westlichen Ostsee künftig keinen Dorsch und zumeist keinen Hering mehr gezielt fangen.

Verband befürchtet Strukturwandel in der Ostseefischerei

Es sei abzuwarten, welche Hilfsmaßnahmen kommen. „Aber ich rechne damit, dass es in den nächsten Jahren einen Strukturwandel in der deutschen Ostseefischerei geben wird“, sagte Ubl. Wichtige Strukturen dürften wegbrechen, weil sie nicht mehr zu halten seien.

„Denn wenn ich keinen Fisch fange, kann ich auch Strukturen wie Kühlhäuser, Eismaschinen und anders nicht mehr halten - und wenn die einmal weg sind, sind sie weg.“ Wohin sich die Ostseefischerei entwickeln werde, könne noch niemand sagen. Vielleicht werde der Bund ja noch ein weiteres Abwrackprogramm auflegen. Dass die Quoten für Scholle und Sprotte angehoben wurden, werde einigen Fischern helfen, zu überleben.