Hamburg. Der Sommer naht. Zeit für schöne Tage an den norddeutschen Küsten. Wir haben zehn Ausflugsziele für Sie zusammengestellt.
Hansa-Park – Freizeitvergnügen mit Suchtfaktor
Meistens ist es nicht leicht, sich zu entscheiden: Ostseeurlaub oder Städtetrip? Ferienwohnung oder Hotel? Freizeitpark oder Meer? An der Ostsee gibt es zum Glück nicht nur ein Entweder-oder – sondern oftmals beides. Bestes Beispiel: Ein Besuch im Hansa-Park – Deutschlands einzigem Freizeitpark am Meer in der Gemeinde Sierksdorf.
Selbst zwischen Achterbahn und Kettenkarussell ist die Ostsee zum Greifen nah: Einen der besten Blicke auf das Meer hat man von dem 2019 eröffneten Freifallturm Highlander, dem höchsten und schnellsten sogenannten Gyro Drop der Welt. Die 460.000 Quadratmeter Parkfläche sind in verschiedene Themenbereiche eingeteilt wie Abenteuerland, Bonanza City, Wikingerland oder die Reiche des Nordens.
Höhepunkt des Parks – im doppelten Sinne des Wortes – ist die Achterbahn „Der Schwur des Kärnan“, dessen Rückwärtsfreifall aus mehr als 60 Metern Höhe im Turm des Kärnan weltweit einzigartig ist. Der Suchtfaktor ist groß. Daher lohnt sich oft der Kauf einer Saisonkarte. Sie meinen, ein Besuch reicht? Dann wären Sie die Ausnahme! 83 Prozent der 1,4 Millionen Besucher jährlich sind Wiederholungstäter.
Alte Schmalspurbahnen
Wer historisches Bahnfahren liebt, der sollte sich einmal eine Fahrt mit einer alten Schmalspurbahn gönnen. So verkehrt zum Beispiel in Mecklenburg die Bäder-Bahn Molli regelmäßig zwischen Bad Doberan und Kühlungsborn, wobei sie auch das noble Seebad Heiligendamm durchquert. Mollis Spurweite beträgt 900 Millimeter, die unter Dampf befahrene Strecke ist gut 15 Kilometer lang, die Fahrzeit beträgt rund 40 Minuten. Auf Rügen gibt es ein Pendant, das sich „Rasender Roland“ nennt.
Die Rügensche Kleinbahn betrieb von 1895 bis 1945 ein ausgedehntes Schmalspurbahnnetz mit einer Spurweite von 750 Millimetern. Übrig blieb nur der Teil von Putbus über Binz, Sellin und Baabe nach Göhren. Auf der gut 24 Kilometer langen Strecke verkehren Dampfloks und Waggons, die teilweise fast 100 Jahre alt sind. Und auch auf den Ostfriesischen Nordseeinseln verkehren noch aktive Inselbahnen, darunter eine historische auf Borkum.
molli-bahn.de;
ruegensche-baederbahn.de;
borkumer-kleinbahn.de
Schiffstouren an der Küste
Die Möglichkeit, mal an Bord eines Schiffes zu gehen und dabei vom Meer ans Land zu gucken statt andersrum, gibt es vielerorts an der Küste. So kann man zum Beispiel an der Ostsee von Kappeln aus zum Leuchtturm Schleimünde fahren, mit einem Zeesenboot der traditionellen Fischerei auf der Boddenseite des Darß nachspüren, mit der nachgebauten mittelalterlichen Pommernkogge „Ucra“ oder dem Traditionssegler „Weisse Düne“ das Stettiner Haff erleben oder sich von der Binzer Seebrücke aus in Richtung Kreidefelsen aufmachen.
Die etwa dreistündige Fahrt führt entlang des ehemals geplanten KdF-Seebades Prora und des Fährhafens Mukran zum kurzen Zwischenstopp in die Hafenstadt Sassnitz. Kurz hinter der Stadt beginnt die Kreideküste, die insbesondere in den Vormittagsstunden in der Sonne leuchtet. Höhepunkt der Fahrt ist die Ansicht des Königsstuhls von der Seeseite.
Der imposante, 118 Meter hohe Kreidefelsen gilt als Wahrzeichen der Insel Rügen. Beliebt an der Nordsee sind Tagestörns mit dem „Adler Cat“ nach Helgoland oder mit MS „Hauke“ auf Seetierfang. Auch möglich sind Nationalparkerlebnisfahrten ab Wilhelmshaven.
adler-schiffe.de;
pommernkogge-ucra.de;
weisse-duene.com;
reederei-warrings.de/nationalparkerlebnisfahrten;
zeesbootfahrten.de
Welterbe Haithabu
Dass die Wikinger im frühen Mittelalter in Nordeuropa den Ton angegeben haben, wissen seit „Wickie“ selbst die meisten Kinder. Dass man ihnen aber noch heute auf die Spur kommen kann, weiß erst, wer schon einmal in Haithabu nahe Schleswig Station gemacht hat. Dort, an der Schlei, lag einst eine bedeutende Siedlung der Wikinger, sie zählt heute zum Weltkulturerbe der Unesco.
Wenn die Corona-Zahlen niedrig genug bleiben, soll das Wikinger-Museum in Haithabu wieder fürs Publikum geöffnet werden. darin und in sieben rekonstruierten Häusern, die sich auf dem historischen Gelände befinden, lässt sich gut nacherleben, wie die Menschen im Norden in dieser Epoche gelebt haben.
Waldkletterpark Cuxhaven
In 13 Metern Höhe zwischen Bäumen hängen und in wenigen Hundert Metern Entfernung die Nordsee durch die Blätter erspähen – das geht im Waldkletterpark in Cuxhaven. Auf sieben Routen können Kinder und Erwachsene von einer Baumplattform über 72 unterschiedliche Elemente wie Netze oder Autoreifen zur nächsten klettern.
Voraussetzung: eine Sicherheitseinweisung und für die meisten Parcours eine Größe von mindestens 1,40 Metern. Die Highlights des Parks, im Ortsteil Sahlenburg direkt neben dem Campingplatz Wernerwald, sind für einige Kletterer vermutlich die größten Herausforderungen: die 75-Meter-Seilrutsche und der Schlusssprung – aus acht Metern Höhe.
Dorfbesuch in Tetenbüll auf der Halbinsel Eiderstedt
Kennen Sie Tetenbüll? Diesen aus Städtersicht kleinen Ort im Herzen der Halbinsel Eiderstedt? Hier leben um die 600 Einwohner, hinzukommen 170 Zweitwohnungsbesitzer. Die Gemeinde besteht aus ein paar Ortsteilen und elf Kögen, liegt in der Eiderstedter Marsch – und hat alles, was ein intaktes Dorf braucht: einen Sportverein, einen Ringreiterverein, eine Feuerwehr und geboßelt wird auch noch. Warum Sie Tetenbüll besuchen sollten, wenn Sie sich an der Westküste aufhalten?
Wegen der wunderschönen, jahrhundertealten sanierten Kirche (St. Anna) mit ihrer grandiosen Holzdecke und dem spätgotischen Altar, wegen des ehemaligen Kaufmannsladens Peters mit der vollständigen Einrichtung eines Kolonialwarenhändlers aus dem frühen 19. Jahrhundert, um den sich ein Förderverein kümmert, wegen zahlreicher historischer Gebäude und gepflasterter Straßen, wegen des lütten Hafens Everschopsiel mit grünem Strand und kleiner Badestelle – und nicht zuletzt wegen der kultigen Dorfgaststätte Kirchspielkrug. Haben Sie schon einmal Mehlbüdel mit Kassler und Kirschsoße gegessen? Denn man tau!
Dänischer Wohld
Wer von Kiel nach Eckernförde fährt, dem kann es leicht passieren, dass er Schwedeneck rechts liegen lässt. Die kleine Gemeinde im Kreis Rendsburg-Eckernförde hat zwar nur gut 2800 Einwohner, aber ansonsten einiges zu bieten. „Dänischer Wohld“ nennt man die Halbinsel, auf der sie liegt. Wenn man sich schon nicht durch die etwa 4000 Jahre alten Hünengräber angezogen fühlt, dann vielleicht durch die Strände.
Schwedeneck setzt sich aus mehreren Ortschaften zusammen. Stohl, Dänisch-Nienhof, Hohenhain, Surendorf und Grönwohld haben Strände der unterschiedlichsten Art zu bieten: Kur-, Hunde-, Natur- und FKK-Strände, einige sind abgabefrei. Wunderbar und fast nie überlaufen ist beispielsweise der Naturstrand in Dänisch-Nienhof. Er ist breit, was besonders Familien mit kleinen Kindern zu schätzen wissen, zumal das Wasser im Uferbereich sehr flach ist. Ein Restaurant mit verglaster Außenterrasse bietet einfache, aber sinnvolle Gaumenfreuden.
Man kann sich dort Strandkörbe mieten, durch den Wald streifen oder am Strand nach Versteinerungen suchen. Der Erfolg ist fast schon garantiert. Und wer einmal eine Steilküste entlangwandern möchte, findet in Surendorf die richtigen Gegebenheiten vor.
ostseebad-eckernfoerde.de/daenischer-wohld
Flusssauna in Rostock
Ein wirklich heißer Tipp: Neuerdings bereichert eine Flusssauna das Wellness-Angebot der Hansestadt Rostock. Der Name ist Programm, denn gemeint ist tatsächlich ein zehn mal vier Meter großes Floß mit Saunaraum und Panoramafenstern, auf dem bis zu acht Personen schwitzen können. Das kostet 35 Euro pro Person und ist trotz Corona auch jetzt schon möglich, wenn alle Personen aus demselben Haushalt kommen. Inhaber der Flusssauna sind Sandra und Ronald Kley, die unter anderem geführte Kanutouren auf der Warnow anbieten.
Auf dem Floß gibt es für die Wellnessgäste einen Ruheraum mit Liegesitzen, Wasser, Tee, Kaffee und Obst sowie eine Badeleiter. Wer möchte, kann sich in der Küche auch kleine Snacks zubereiten. Einen Bootsführerschein brauchen Gäste übrigens nicht, denn diese werden von den Inhabern zum gewünschten Ort gebracht und von dort nach drei Stunden auch wieder abgeholt.
Angeln gehen
Auf Sylt kann man nicht nur aus der Nordsee sein Abendessen fischen, sondern auch aus den Binnengewässern der Insel. Einfach die Rute raus und los, das geht aber nicht, nötig ist hier wie andernorts ein Jahresfischerei- und Erlaubnisschein. Angler mit gültigem Fischereischein eines anderen Bundeslandes müssen in Schleswig-Holstein zusätzlich 10 Euro Fischereiabgabe entrichten. Urlauber ohne Fischereischein benötigen einen „Urlauberfischereischein“.
Dieser kostet 20 Euro, ist für 28 Tage gültig und kann dann noch einmal für 10 Euro um weitere 28 Tage verlängert werden. Bei der Erstausgabe kommen 10 Euro für die Fischereiabgabe hinzu. Besonders an Sommerabenden stehen die Chancen auf Schollen, Makrelen und Hornhechte gut.
Wer lieber dem Ostseedorsch nachstellen will, findet in Orten wie Heiligenhafen, Lohme oder Warnemünde passende Kutter und Angelboote (einfach mal im Internet nach „Dorschangeln Ostsee“ suchen).
sylt.de/entdecken/sport/angeln;
angel-seetouristik.de;
ostsee-angeltouren.de;
ms-tanja.de;
ms-seho.de;
ostsee.de/wassersport/hochseeangeln.html
Ab ins Watt
Wattwandern zählt zu den Klassikern für Nordseeurlauber. Das kann man barfuß tun – was nicht ganz ungefährlich ist wegen scharfkantiger Muscheln und sicher erst ratsam, wenn die Temperaturen etwas milder sind – oder mit ausrangierten alten Turnschuhen, die man hinterher entsorgt oder wäscht. Insider empfehlen Surfschuhe aus Neopren oder auch eine doppelte Lage dicker Tennissocken.
Gummistiefel hingegen taugen eher nicht fürs Watt, weil man sich damit festsaugen kann, nur bei leichten Familienwanderungen sollte man sie in Erwägung ziehen. Eine Wattwanderung sollte immer in Begleitung eines Wattführers geplant werden. Denn der kennt sich mit den Gezeiten aus und stellt die rechtzeitige Rückkehr sicher. Zudem machen Wattführer unterwegs auf Flora und Fauna aufmerksam.
Touren gibt es viele, zum Minsener Oog führt zum Beispiel Gerke Ennen vom Strand in Schillig. Auf der fünfstündigen Tour hält er immer wieder an, erzählt etwas über das Wattenmeer und gräbt verschiedene Lebewesen wie zum Beispiel Herzmuscheln aus. Etwas kürzer ist eine Wanderung zwischen Amrum und Föhr mit Einführung in die Natur sowie Kultur und Geschichte der Region: Sie dauert etwa drei bis dreieinhalb Stunden. In Büsum zum Beispiel gibt es auch leichtes Wattwandern mit Musik für Kinder.
nordseetourismus.de/wattwanderung-an-der-nordsee;
die-nordsee.de/besondere-wattwanderungen;
wattlopen.de
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