Kiel. Der Tourismus in Grömitz, St. Peter-Ording & Co. brummt – das führt zu höheren Preisen. Hoteliers beobachten weiteren neuen Trend.

Wer an Nord- und Ostseeküste seinen Urlaub plant, muss mit höheren Zimmerpreisen rechnen. Denn die Preise für Hotelübernachtungen sind bis zu 30 Prozent teurer geworden, und sie könnten sich noch weiter erhöhen. Urlaub an der Küste bleibt beliebt, und so ist die Buchungslage in den Hotels gut. Zu diesen Zeiten kann es noch spontan klappen:

Das Strandhotel Fontana in Timmendorfer Strand an der Ostsee ist für die Ferienzeit zu 60 bis 70 Prozent ausgelastet. Gute Chancen auf ein Zimmer haben Urlauber in der Nebensaison, das sind die Monate März, April, Mai, Oktober, November und Dezember. Die Preise für die Zimmer sind in den vergangenen zwei, drei Jahren zwischen 25 und 30 Prozent gestiegen. Das liege an der allgemeinen Preisentwicklung. Sarah Kim Zusset vom Strandhotel Fontana hat schlechte Nachrichten: „Wir gehen davon aus, dass die Preise auch für 2023 noch einmal um fünf bis zehn Prozent steigen werden.“

Nord- und Ostsee: Hotels ab Mai stark nachgefragt

Hanna Langbehn vom HofHotel Krähenberg in Grömitz: „Die Monate ab Mai sind stark nachgefragt. Es gibt noch Lücken in den Ferien, aber die Kunden müssen gegebenenfalls auf Wunschdaten verzichten.“ In den Ferien werde es aber zunehmend weniger. Die Spontanbuchungen in der Nebensaison hätten zugenommen, teilweise buchen die Gäste ein bis zwei Tage vor oder erst am Tag der Anreise. Die Zimmerpreise seien gestiegen, „aber nicht durch Corona, sondern weil die Preise für Energie, Personal und Waren teurer werden. Wir zahlen übertarifliche Löhne, haben während des Lockdowns alle Löhne aufgestockt, Corona-Prämie ausgezahlt und nebenbei renoviert“, sagt Hanna Langbehn.

„Außerdem müssen wir in der Hauptsaison genügend Geld einnehmen, um damit die Nebensaison zu finanzieren, in der die Preise zu niedrig sind, um kostendeckend zu arbeiten. Da wir unseren Mitarbeitern aber einen Ganzjahresjob anbieten, müssen wir auch in den umsatzschwachen Monaten geöffnet haben.“

„Das Buchungsaufkommen steigt kontinuierlich an"

Karl J. Pojer von der DSR Hotel Holding, zu der die Marken A-Rosa, aja Resorts, Henri Hotels, Hotel Neptun und Louis C. Jacob gehören: „Das Buchungsaufkommen steigt kontinuierlich an, verstärkt ab April. Die Nachfrage ist sogar höher als vergangenes Jahr um diese Zeit.“ Für die Hamburger Märzferien gebe es viele kurzfristige Buchungen. „Für Ostern und Sommer zeichnet sich bereits jetzt eine sehr gute Entwicklung ab. Vor allem unsere Ostseestandorte und Sylt sind sehr beliebt.“ Die Nachfrage für den Sommer sei sehr hoch. „Wir erwarten für die Sommermonate eine Auslastung von über 90 Prozent.“

Der Trend gehe, beschleunigt durch die Pandemie, deutlich zu Spontan­buchungen. Die Gäste entscheiden je nach Wetteranlage, ob sie ans Meer fahren oder nicht: „Wetter-Apps spielen eine immer größere Rolle“, so Pojer. Die Preiserhöhungen seien moderat: „Wir haben uns bei den Kosten an die Inflation angepasst und an Mehrkosten, die durch die von der Regierung vorgeschriebene Corona-Maßnahmen entstanden sind.“ Genaue Zahlen nennt er keine.

„Letztlich entscheidet die Nachfrage den Preis"

Auch beim StrandGut Resort in St. Peter-Ording reichen die Buchungsanfragen bis in den Herbst hinein. „Wir haben in den letzten zwei Wochen eine extreme Buchungsanfrage. Die Menschen planen wieder Urlaube, sodass gerade zu Feiertagen Kapazitäten enger werden“, sagt Kerstin Brandt, stellvertretende Direktorin des StrandGut Resorts. Ostern sei zu 70 Prozent ausgebucht. Die Wochenenden seien nur noch eingeschränkt buchbar, Sonntag bis Donnerstag sei es einfacher.

Die Preise für Hotelzimmer seien in Schleswig-Holstein im Vergleich zu anderen Bundesländern recht stabil geblieben. Brandt: „Letztlich entscheidet die Nachfrage den Preis. Je stärker die Nachfrage und die Buchungslage im Haus für den Zeitraum, je höher der Preis.“ Ein Blick in die Onlinebuchung des Hotels zeigt: In den Maiferien liegen die Preise derzeit bei 165 bis 225 Euro die Nacht für ein Doppelzimmer.

Nord- und Ostsee: Chance auf ein Zimmer vor allem unter der Woche gut

Die Hotels der HeimatHafen Hotels an Nord- und Ostsee (Lighthouse Hotel & Spa, Beachmotels, Bretterbude) verzeichnen eine Auslastung von 60 Prozent. „Wir sind schon ganz gut gebucht. An den Wochenenden natürlich mehr“, sagt Christian Sroka. Unter der Woche habe man noch Chancen, ein Zimmer zu bekommen. Die Preise für ein Zimmer richten sich in den HeimatHafen-Häusern nach der Nachfrage. „Wir haben bei uns in den Hotels ein flexibles Pricing, das individuell angepasst wird.“ Eine Stichprobe zeigt: Ein Doppelzimmer während der Woche ist derzeit ab 149 Euro zu bekommen. In den Märzferien erst ab 208 Euro.

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Auch Ferienwohnungen sind teurer geworden. Ulf Michel, Inhaber der Sylt Lofts in Westerland und Rantum, hat bereits mehr als die Hälfte seiner Ferienwohnungen belegt: 56 Prozent sind für die Zeit von März bis August in Westerland bereits gebucht, in Rantum rund 34 Prozent. Die Preise der Sylt Lofts sind seit Eröffnung im Jahr 2015 um rund 15 Prozent gestiegen. Kostentreiber seien die Inflation und die gestiegenen Energiepreise.