Hamburg. Sie messen mehr als 200, teils mehr als 300 Meter und sind Wahrzeichen ihrer Städte. Doch für Touristen zugänglich sind hierzulande nur ein halbes Dutzend Fernsehtürme - warum eigentlich?
Die Skyline der Bundes- und vieler Landeshauptstädte wird durch einen Fernsehturm bestimmt. Für die Öffentlichkeit zugänglich sind jedoch nur die wenigsten.
Und trotz der Tatsache, dass sie oft Wahrzeichen ihrer Städte sind, können aktuell gerade einmal sechs von ihnen von der Öffentlichkeit besichtigt werden - der mit 368 Metern höchste und bekannteste ist wohl der Fernsehturm am Alexanderplatz in Berlin.
Die anderen öffentlich zugänglichen Fernsehtürme sind der Olympiaturm München, der Rheinturm Düsseldorf, der Fernmeldeturm Mannheim und der Stuttgarter Fernsehturm - sie alle haben, wie der Berliner Turm, auch ein gastronomisches Angebot in luftiger Höhe. Der Sechste im Bunde ist der Florianturm in Dortmund. Hier ist die Gastronomie laut der Stadt Dortmund aktuell nicht verpachtet, die Turmterrasse könne aber für Feiern gemietet werden.
Ein gutes Dutzend Türme mit öffentlichem Bereich
Interessant zu wissen: Von den etwa 300 Fernmeldetürmen in Deutschland entsprechen der Deutschen Funkturm GmbH zufolge gerade einmal etwas mehr als zwanzig der landläufigen Vorstellung eines Fernsehturms.
Und nur insgesamt 14 Bauten in Deutschland seien als sogenannte Sondertürme überhaupt mit einem öffentlichen Bereich ausgerüstet worden, hieß es von der aus der Deutschen Post hervorgegangenen heutigen Betreiberfirma. Wegen der empfindlichen Funktechnik bedarf es hierfür separater Aufzüge und klar voneinander abgegrenzter Räumlichkeiten.
Bedenkt man, dass für die lückenlose Abdeckung Deutschlands etwa alle 50 Kilometer ein Fernmeldeturm errichtet wurde, dürfen sich die wenigen Städte mit einem begehbaren Turm in Sichtweite glücklich schätzen. Der älteste Sonderturm - Vorbild für alle Folgenden - wurde 1956 in Stuttgart eingeweiht. Er zählt, wie oben aufgelistet, zu den halben Dutzend öffentlich zugänglichen Stahlkolossen.
Acht weitere sind aber trotz öffentlichen Bereichs aktuell nicht für Besucherinnen und Besucher zugänglich: Dazu zählen laut der Deutschen Funkturm GmbH der Europaturm in Frankfurt am Main, der Fernmeldeturm Nürnberg, der Heinrich-Hertz-Turm in Hamburg, der Colonius in Köln, die Fernsehtürme in Dresden und Schwerin sowie der Fernmeldeturm Kulpenberg in Thüringen und der Fernsehturm in Schlemmin zwischen Rostock und Stralsund in Mecklenburg-Vorpommern.
Betrieb als touristisches Wahrzeichen ist teuer
Warum sind diese Bauten nicht auch zugänglich? Der Sprecher der Deutschen Funkturm macht deutlich, dass die baulichen Voraussetzungen weit nicht das einzige Kriterium sind. Der Betrieb eines Fernsehturms als touristisches Wahrzeichen sei teuer. Damit sich Kommunen dies leisten können, benötige es ein wirtschaftliches Konzept, das auch Fragen wie die Verkehrsanbindung, Fördermittel und Investoren berücksichtigt.
Dass dies selbst für Landeshauptstädte schwierig sein kann, zeigt der Fall Schwerin. Der 1964 eröffnete Fernsehturm der Hauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern hat zwar alles, was es für eine touristische Nutzung braucht - das Restaurant und die Aussichtsplattform sind jedoch aktuell geschlossen. Den Eigenanteil für den für die Wiedereröffnung nötigen Förderzuschuss kann die Stadt nicht aufbringen.
Abseits des Hauptzwecks der weithin sichtbaren Sendetürme müssen sich Kommunen ihr Wahrzeichen also leisten können. Andernfalls bleibt die phänomenale Aussicht von Deutschlands höchsten Gebäuden der Öffentlichkeit verwehrt.
Wird der Tele-Michel wieder zum Besuchermagneten?
In anderen Landeshauptstädten ist man laut Funkturm-Gesellschaft schon weiter: Zuversichtlich sein dürfen die Bürger und Touristen in Dresden und Hamburg: Hier seien die gemeinsamen Bemühungen - inklusive der Finanzierung - schon weit gediehen.
In der Hansestadt ist die sogenannte Bauvoranfrage bereits bewilligt und der Bauantrag damit in Sichtweite. Teil des Gesamtpakets sind hierbei auch immer Gelder des Bundes, diese fließen dem Sprecher zufolge aus dem Topf für den Denkmalschutz.
In Hamburg hat sich für die Neugestaltung und den künftigen Betrieb ein Dreiergespann aus Messegesellschaft, dem Gründer des Marketing-Events OMR und dem Projektentwickler Home United gefunden. Sie wollen den Heinrich-Herz-Turm - der im Volksmund Tele-Michel genannt wird - wieder zu einem Publikumsmagneten machen. Restaurant und Aussichtsterrasse sind hier 2001 geschlossen.
Bis der erste Gast den Ausblick über Hamburg wieder genießen können wird, dürfte es jedoch mindestens bis 2025 dauern. Laut Webseite der Stadt Hamburg wird der Umbau nach bisherigen Schätzungen 37 Millionen Euro kosten, diese tragen je zur Hälfte Bund und Land. (dpa)