Wilhelmshaven/Kiel/Rostock. Die Urlaubsorte an Nord- und Ostsee erwarten in den Sommerferien viele Gäste. Die Stimmung ist optimistisch, trotz ein paar Sorgen.

Norddeutschlands Urlaubsorte an Nord- und Ostsee stehen in den Startlöchern für die Sommerferien. Die Buchungslage an den Küsten von Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ist gut bis sehr gut, wie aus einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei Tourismusverbänden hervorgeht. Allerdings hält der Trend zu kurzfristigeren Buchungen an. Auch Fernreisen werden nach der Pandemie wieder attraktiver. Besonders Kurzentschlossene haben daher gute Chancen, noch freie Unterkünfte zu finden. Sorgen bereitet Tourismusverbänden weiter der Mangel an Arbeitskräften. Urlaubsgäste müssen sich auf teils eingeschränkten Service und höhere Preise etwa bei Strandkörben und Fährtickets einstellen.

Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen beginnen am Donnerstag die Ferien. Niedersachsen und Bremen starten Anfang Juli. In Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Schleswig-Holstein ist es Mitte Juli soweit. Ein Überblick, wie es an Nord- und Ostseeküste zum Start der Ferien aussieht:

Buchungslage

Schleswig-Holstein ist auch in diesem Sommer beliebt. „Nach guten Übernachtungsergebnissen in den ersten Monaten dieses Jahres ist Schleswig-Holstein auch für den Sommer in vielen Regionen sehr gut gebucht“, sagte die Geschäftsführerin der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein, Bettina Bunge. Teils liegen die Buchungen demnach unter dem Vorjahresniveau. Viele Touristiker erwarteten weitere kurzfristige Buchungen, so dass mit einer ähnlich guten Auslastung wie im Vorjahr beziehungsweise 2019 gerechnet wird.

„Es ist noch Luft nach oben“, sagte auch Lisa Zeiger von der Tourismus-Agentur Nordsee mit Blick auf die niedersächsische Nordseeküste. Die Auslastung von Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen sei zwar grundsätzlich gut, es sei aber auch zu spüren, dass nach den Einschränkungen in der Pandemie für viele auch Fernreisen interessanter würden. Ungebrochen sei dagegen die Nachfrage nach Camping-Urlaub am Wasser.

Mecklenburg-Vorpommern stellt sich auf eine Topsaison ein. „Die Branche ist startklar für das Sommergeschäft und hat sich mit attraktiven und neuen Angeboten vorbereitet“, sagte der Chef des Tourismusverbandes MV, Tobias Woitendorf. Die Beherbergungsbetriebe rechnen für Juli und August mit einer Auslastung von etwa 82 Prozent.

Anreise

Zum Ferienbeginn in Nordrhein-Westfalen erwartet der ADAC noch keine endlos langen Staus auf Autobahnen. Allerdings geht der Verband von einem staureichen Reisesommer aus. „Die Reiselust der Deutschen ist nach den Corona-Jahren wieder groß. Schon an Ostern und Pfingsten war sehr viel mehr los auf den Straßen als 2022 oder davor“, teilt der ADAC auf seinen Internetseiten mit. Neben den NRW-Urlaubern sind schon Reisende aus Nordeuropa unterwegs sowie Urlauber, die nicht an Ferientermine gebunden sind.

Richtung Küste dürfte es unter anderem auf den Auto- und in den Personenzügen nach Sylt an den Wochenenden voll werden. Bei den Fähren auf die nordfriesischen Inseln Föhr und Amrum macht sich der Start in die Feriensaison ebenfalls bemerkbar. „Gerade an den Wochenenden ist die Auslastung der Schiffe recht gut, da die Hauptreisetage nach wie vor die Samstage sind“, sagte der Prokurist der Wyker Dampfschiffs-Reederei, Nick Obert.

Strandkorbpreise

Für Strandkörbe und -zelte müssen Urlauber entlang der Nord- und Ostseeküste teils tiefer in die Tasche greifen. Als Gründe werden unter anderem gestiegene Anschaffungs-, Lagerungs- und Personalkosten genannt, wie eine stichprobenartige dpa-Umfrage bei Strandkorbvermietern an Nord- und Ostsee in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ergab.

Gastronomie

Ein Fischbrötchen am Hafen, das Drei-Gänge-Menü im Restaurant oder Kaffee und Kuchen im Bauernhofcafé - das gastronomische Angebot in den Urlaubsorten ist vielfältig. Allerdings müssen sich Feriengäste vielerorts auf gestiegene Preise einstellen. In Mecklenburg-Vorpommern stiegen die Preise bei den touristischen Unternehmen laut Tourismusverband im zweiten Quartal um zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Am stärksten machte sich das bei den gastronomischen Betrieben (21 Prozent) und am geringsten bei den Beherbergungsbetrieben (11 Prozent) bemerkbar. An der niedersächsischen Nordseeküste wurden zuletzt unter anderem Fährtickets und Gästebeiträge teurer.

Personal

Der Mangel an Arbeitskräften macht vielen Betrieben zu schaffen - sowohl an der Küste als auch auf den Inseln. „Zurzeit haben die Ostfriesischen Inseln weniger ein Problem mit der Anzahl der Gäste als vielmehr mit der Anzahl der Gastgeber, die vor allem im Dienstleistungsbereich die Gästewünsche befriedigen“, sagte der Geschäftsführer der Nordseeheilbad Borkum GmbH, Göran Sell, kürzlich. Einzelne Restaurants und Hotels mussten deshalb schon Ruhetage einlegen. Um mit weniger Kräften in Küche und Service umzugehen, variieren manche Gastronomen nach Angaben des Dehoga Schleswig-Holstein etwa bei der Speise- und Getränkekarte oder bei den Öffnungszeiten.

Neuheiten

Neben Fischbrötchen, Wattwanderungen oder einer Auszeit im Strandkorb haben die Küsten in diesem Jahr auch einiges Neues zu bieten: An der Ostsee dürfte einer der Besuchermagnete in diesem Jahr wieder die Insel Rügen und dort vor allem der Skywalk sein. Die neue Aussichtsplattform oberhalb des Kreidefelsens Königsstuhl war Mitte April nach knapp zweijähriger Bauzeit eröffnet worden. Einen Kurzausflug vom Festland auf die Ostfriesischen Inseln - das ist in diesem Sommer durch mehrere neue Wassertaxen möglich. Mit den Minifähren sind seit Kurzem etwa Juist, Spiekeroog und Wangerooge häufiger gezeitenunabhängig zu erreichen. (dpa)