Grytviken. In Grytviken auf Südgeorgien wurden mehr als 50.000 Wale geschlachtet. Auf ihrer Reise ins ewige Eis machte die MS Bremen hier Halt.

Auf Südgeorgien, 4000 Kilometer vom Südpol entfernt – also genauso weit wie Hamburg zum Nordpol – befinden sich die blutigsten Orte am anderen Ende der Welt. In Grytviken haben die Norweger bis in die 1960er-Jahre mehr als 50.000 Wale geschlachtet und unter anderem zu Walöl verarbeitet. In allen antarktischen Gewässern wurden insgesamt 1,5 Millionen Wale erlegt.

Wer mit einem Expeditionskreuzfahrtschiff nach Südgeorgien und dann weiter zur antarktischen Halbinsel reist, trifft in Grytviken auf ein Geisterdorf. Rostige Tanks, verlassene Walfangschiffe mit Harpunen und alte Fabrikgebäude rosten vor sich hin. Die Industriebauten sind stumme Zeugen einer massenhaften Vernichtung der größten Säugetiere der Erde.

Der industrialisierte Walfang auf Südgeorgien begann 1904

 „Allein auf Südgeorgien wurden von 1904 bis 1965 rund 175.000 Wale getötet“, sagt Eckart Pott. Der Naturwissenschaftler und Landeskundliche Lektor begleitet gerade eine Reise der „MS Bremen“ (Hapag-Lloyd Cruises) mit 145 Passagieren in die Antarktis. Ein Besuch dieser Geistersiedlung gehört zu fast jeder Reise.

Das Walfangschiff Petrel mit Harpune
Das Walfangschiff Petrel mit Harpune © Edgar S. Hasse | Unbekannt

Der industrialisierte Walfang begann auf Südgeorgien mit dem norwegischen Kapitän Carl Anton Larsen im Jahr 1904. Das Schlachten sollte für den Norweger höchst profitabel werden, denn die Rendite lag bei 75 Prozent.

In den Sommermonaten schufteten rund 500 Männer an den Laderampen, auf den Flensdecks, in der Tran- und Knochenkocherei. Um die Männer bei Laune zu halten, wurden ein Kino gebaut und ein Fußballplatz eingerichtet. 1913 wurde sogar eine norwegische Holzkirche aufgebaut, die nach der Renovierung noch heute sehr gut erhalten ist und in der Antarktis-Reisesaison bevorzugt von Kreuzfahrern besucht wird.

Polarforscher Ernst Shackleton ist nahe Grytviken begraben

Die Briten, zu deren Hoheitsgebiet Südgeorgien gehört, betreiben hier ein kleines Museum und unweit des Ortes eine Behörde mit Biosecurity-Experten. Sie kontrollieren, dass die Reisenden keine Pflanzensamen oder ähnliches einschleppen.

Nicht weit von der Geistersiedlung in Grytviken befindet sich ein Friedhof, auf dem der Polarforscher Ernst Shackleton begaben liegt. Seine Männer nannten ihn respektvoll „The Boss“, und er setzte sein Leben aufs Spiel, um seine Leute zu retten. Tatsächlich konnte Skackleton sie nach mehreren Anläufen von der Polarinsel Elephant Island befreien und in Sicherheit bringen.

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Seit 1994 gibt es ein internationales Walschutzgebiet im Südpolarmeer. Doch die japanische Regierung jage in diesem Gebiet nach wie vor unter dem Deckmantel des wissenschaftlichen Walfgangs, kritisiert Greenpeace. Zuletzt wurden pro Saison rund 300 Zwergwale erlegt.

Die Reise auf der "MS Bremen" wird von Hapag-Lloyd Cruises unterstützt.