Bei Aldi, Lidl & Co. lässt sich Schnäppchen-Urlaub buchen. Aber man muss auf den Buchungszeitraum achten

Seit zehn Jahren verkaufen Discounter auch Reisen. Schnäppchen sind durchaus möglich, allerdings sollten Verbraucher vor der Buchung genau hinsehen.

Ferien vom Supermarkt, bei dem man sonst günstig Milch oder Biomöhren kauft, sind heute nichts Ungewöhnliches mehr. Die Angebote werden im Fernsehen, im Internet und auf Flyern in den Läden intensiv beworben und klingen verlockend: Sieben Nächte All-inclusive-Urlaub im bayerischen Chiemgau kosten bei Kaufland ab 299 Euro, eine 15-tägige Indien-Reise inklusive Flug, Hotels mit Halbpension ist bei Lidl ab 799 Euro zu haben, und für den „Traumurlaub zum Jubiläum“, neun Tage auf Mauritius mit Charterflug, Übernachtungen mit Halbpension, muss man bei Aldi ab 999 Euro zahlen.

Aldi war 2007 Vorreiter im Tourismusgeschäft, andere folgten schnell. Allein mit Lidl sind nach Angaben von Sprecher Mario Köhler in Neckarsulm in den vergangenen zehn Jahren drei Millionen Kunden verreist. Nach Einschätzung des Touristikfachmagazins „FVW“ hat Lidl inklusive Kaufland im Jahr 2015 mit dem Reisegeschäft einen Umsatz von 150 Millionen Euro gemacht, die Aldi-Gruppe 90 Millionen Euro und die Rewe Group (z. B. Penny) 60 Millionen Euro.

Je näher der Urlaub an der Hauptsaison, desto teurer

Die Discounter sind bei den Reisen in der Regel nur als Vermittler tätig. Hinter den vermeintlich attraktiven Angeboten stehen sogenannte Direktveranstalter. Bei Penny ist das zum ­Beispiel Clevertours, bei Aldi sind es Berge & Meer, Eurotours, Center Parcs und Select Holidays. Kaufland arbeitet mit BigXtra Touristik zusammen. Mit den Kooperationen sparen sich die Discounter eigene Strukturen und können teilweise speziell geschnürte Reisepakete für wenig Geld anbieten. Lediglich Lidl hat im September 2016 mit „Lidl Holidays“ einen eigenen Veranstalter ­gegründet, um nach Firmenangaben „Auswahl, Qualität und Preis zu verbessern“. Man werde sich auf Hotels und Ziele konzentrieren, die nicht im ­Portfolio der Reiseveranstalterpartner vorhanden seien.

So schön die Reisen auf den ersten Blick klingen, nicht selten haben sie einen Haken. Die Super-Schnäppchen-Preise gelten meist nur zu einzelnen Terminen, gerne in der Nebensaison. Üblich ist: Je näher der Urlaub an der jeweiligen Hauptsaison des Ziels liegt, desto höher ist der Preis. Oder die Tour fällt in eine vom Wetter her eher ungünstige Saison, mit eventuell viel Regen oder großer Hitze. So findet die Indienreise bei Lidl im Juni statt. Dann ist es dort üblicherweise sehr heiß, in Jodhpur bis 39 Grad. Viele Aktionsreisen sind limitiert: Sind die Plätze weg, ist Schluss. Angeboten werden zudem Restplätze, die auf anderem Weg bisher nicht verkauft werden konnten. Oder das offerierte Hotel ist froh über Gäste, die günstig buchen und dafür gewisse Einschränkungen in Kauf nehmen. Über Penny kann man beispielsweise sieben Nächte mit Flug und Halbpension im Hotel Iti Llaut Palace in Playa de Palma auf Mallorca ab 499 Euro buchen. Der Name ist Programm, mit Lärm muss gerechnet werden. In den „generellen Hinweisen“ heißt es: „Es finden Baustellentätigkeiten neben dem Hotel statt. Auf dem Nachbargrundstück wird ein großer Hotelkomplex gebaut (Anreisen bis Ende Juni).“

Für zeitlich flexible Reisende und Leute, die erstmals exotische Eindrücke sammeln möchten, sind durchaus tolle Erlebnisse zum kleinen Preis möglich. Ein Aldi-Sprecher kündigte in einem Brancheninterview an, die Bereiche Kreuzfahrt- und Eventreisen auszubauen. Bevor man sich für ein Angebot entscheidet, sollte man darauf achten, welche Leistungen inklusive sind und welche Zusatzkosteneventuell noch anfallen, raten Verbraucherschützer. Beate Wagner von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf empfiehlt, zu vergleichen: „Sie können nie davon ausgehen, dass ein Buchungsweg immer preiswerter oder teurer ist als ein anderer. Zum Teil finden Sie für ein und dieselbe Reise erhebliche Preisspannen.“ Verbrauchertipps stehen unter www.verbraucherzentrale.nrw/tipps-fuer-die-online-reiseplanung.