Pylos. Auf der “MS Europa“ bestimmen die Passagieren den Kurs. Einige lieben Kreuzfahrten so sehr, dass sie in die HafenCity umgezogen sind.
Wie viele Kreuzfahrten Korinna Klasen-Bouvatier schon gemacht hat, kann sie nicht genau sagen. „Sicher mehr als 20“, sagt sie. Die 69-jährige Hamburgerin hat ihre Reisen schon immer lieber auf dem Wasser verbracht als an Land. Alles andere wäre allerdings auch verwunderlich gewesen: Ihr Großvater fuhr zu See, ihr Vater saß im Aufsichtsrat der Hapag. Seekrankheit? Kennt die Familie Klasen nur aus dem Wörterbuch.
Oft waren sie alle gemeinsam unterwegs. Meist auf der "MS Europa". Dieses Mal ist Klasen-Bouvatier allein hier. Nachdem ihr Ehemann vor einigen Jahren starb, musste sie sich neu sortieren. Wer Klasen-Bouvatier einmal lachen gehört hat, der weiß, dass das Zuhausesitzen und das Die-Decke-über-den-Kopf-Ziehen keine Option gewesen wären. Also entschloss sie sich, ihre Leidenschaft fürs Reisen auch allein weiter zu pflegen. Und zwar da, wo sie sich zu Hause fühlt. Auf der "Europa".
Frau Klasen-Bouvatier ist nicht die einzige Alleinreisende auf dem Schiff. Rund 30 weitere Gäste sind ohne Begleitung an Bord. Allein sein muss aber niemand sein. Gleich zu Beginn der Kreuzfahrt wurde eine kleine Cocktailrunde für die Alleinreisenden zum Kennenlernen organisiert. Die Hamburgerin hat längst Anschluss gefunden.
„Allein in einem normalen Hotel Urlaub zu machen, das wäre nichts für mich gewesen“, sagt Klasen-Bouvatier, die bereits in Kanada, New York und Indien gelebt hat. „Das hätte ich irgendwie langweilig gefunden." Auf der "Europa" ist das anders. Man sieht die Welt und gleichzeitig ist es ein bisschen wie zu Hause. Sie kennt jede Ecke, weiß, wo die Stoffbezüge ausgetauscht wurden, die Crew kennt sie seit Jahren mit Namen. Als man ihr vor einiger Zeit vorgeschlagen hat, die Überraschungsreise zu buchen, hat sie nicht lange gezögert. „Ich war einfach neugierig, wie das funktioniert“, sagt sie.
Dass man nicht immer seine Wunschroute bekommt, hat sie bei der zweiten Abstimmung gemerkt. Wieder hat Kapitän Mark Behrend drei Routen vorgestellt.
A: Pylos (Griechenland), Sykarus (Sizilien), Otranto (Apulien).
B: Kefalonia, Korfu (beides Griechenland), Kotor (Montenegro).
C: Gytheio (Griechenland), Saranda (Albanien), Kotor (Montenegro).
Mit knapper Mehrheit entschied sich das Parlament für A. Klasen-Bouvatier hatte bei B die Hand gehoben „Ich war noch nie auf Korfu und hätte das gern mal gesehen“, sagt sie. Aber von Enttäuschung kann nicht die Rede sein. „Ich nehm' es, wie es kommt“, sagt sie. Und am Ende ist vielleicht sowieso nicht jedes einzelne Ziel für sich wichtig, sondern das Ganze. Und die letzte Kreuzfahrt war es für Klasen-Bouvatier ja ohnehin nicht. Die nächste Reise mit der "Europa" ist längst gebucht – allerdings dann eine kürze Distanz: von Hamburg nach Sylt.
Wenn die 69-Jährige nicht auf Kreuzfahrt ist oder zu Besuch bei Freunden, die sie auf der ganzen Welt hat, dann kommt sie immer wieder nach Hamburg zurück. Seit einigen Jahren hat sie dort eine Wohnung in der HafenCity. Den Grund dazu für erraten ist nicht schwer: „Von meiner Wohnung aus kann ich die Kreuzfahrtschiffe so schön beobachten.“
Hier finden Sie die aktuelle Position der "MS Europa" und eine Livecam
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