Schon seit 50 Jahren ist der Agent 007 im Kino zu sehen, im November startet der neue Film “Skyfall“. Eine Fan-Tour nach London und Beaulieu.
London/Beaulieu. Es war einer der Höhepunkte bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele Ende Juli in London: In einem Einspielfilm betritt Daniel Craig den Buckingham-Palast. Der Schauspieler wird dort als Geheimagent Ihrer Majestät zuerst von den Corgis und dann von seiner Königin - "Mr. Bond!" - begrüßt, um anschließend mit ihr scheinbar aus einem Hubschrauber über dem Stadion einen Fallschirmsprung zu riskieren und vom Himmel zu fallen. Königliche Noblesse traf auf den verwegenen Charme eines Filmhelden, der in diesem Jahr seinen 50. Kino-Geburtstag feiert. Es war ein echter Coup vom verantwortlichen Regisseur Danny Boyle.
So ganz nebenbei war es auch der etwas andere Trailer für den am 1. November in die Kinos kommenden neuen 007-Film "Skyfall" (!) und wurde weltweit von einem Milliardenpublikum gesehen. Beim Verleih Sony wird man sich die Hände gerieben haben. Der Kurzauftritt zeigte, welchen Stellenwert Bond mittlerweile in der öffentlichen Wahrnehmung besitzt. Der fiktive Charakter wird zu einem realen Repräsentanten des Vereinigten Königreichs. Und zu einem effektiven Werbeträger mit Fremdenverkehrsfaktor, denn wer sich in London und Umgebung als Tourist oder Fan auf seine Spuren begibt, kann dort reichlich Beute machen.
James Bond, damit assoziiert man schmierige Schurken, schöne Frauen, schnelle Schlitten, schicke Schusswaffen oder vielleicht einen Wodka-Martini mit Olive. Den könnten Sie beispielsweise besonders stilvoll im Dukes trinken. In dem in einer kleinen Sackgasse zwischen Mayfair und Green Park gelegenen Hotel logierten nicht nur Lord Byron, Frédéric Chopin und Oscar Wilde. Hier pflegte auch Ian Fleming seine Drinks zu bestellen, und er trank ausgesprochen gern und viel. Der 1964 gestorbene Journalist und frühere Geheimdienstler war Autor der Spionageromane, auf die die Agentenfilme zurückgehen. Im Keller des Hotels mit dem nostalgischen Flair befindet sich das Restaurant Thirty Six. Hier legt man Wert auf die Verarbeitung heimischer Zutaten und bietet vom 22. bis zum 31. Oktober ein James-Bond-Menü an. Einer der Gänge basiert auf dem klassischen Martini-Wodka, ist aber interessanterweise weder geschüttelt noch gerührt oder überhaupt ein Drink. Wer noch näher an die Duftmarken von Daniel Craig heranmöchte, kann das in einem anderen ganz neuen Fünf-Sterne-Hotel versuchen. Das Four Seasons im Stadtteil Canary Wharf direkt an der Themse bietet aus seinen großen Fenstern einen atemberaubenden Blick über die Skyline der Metropole inklusive der spektakulären neuen Hochhäuser Gherkin und Shard.
Im Pool dieser Unterkunft planschte Craig bei den Dreharbeiten zum neuen Film, in der Präsidenten-Suite entspannte er sich. Allerdings werden die Szenen im Film aus dramaturgischen Gründen nach Asien verlagert. Die Übernachtung in dem luxuriösen Haus, das übrigens einem Griechen gehört, kostet ab 270 Euro pro Doppelzimmer - und ist deshalb vielleicht eher etwas für notorische Goldfinger.
Freien Eintritt kann man dagegen in der National Gallery am Trafalgar Square genießen, obwohl Spenden dort gern gesehen sind. Vor einem Bild von William Turner bekommt Bond in "Skyfall" vom neuen Gadget-Spezialisten Q (Ben Whishaw) eine Pistole in die Hand gedrückt, die nur er abfeuern kann, weil sie die Abdrücke seiner Handflächen "erkennt". Wem das zu kulturlastig ist, der kann sich in den National Dining Rooms der Gallery davon überzeugen, dass die englische Küche längst viel besser ist als ihr Ruf. Auch die alkoholfreien Cocktails sind dort zu empfehlen.
So gestärkt, lockt die große James Bond Movie Tour. In Kleinbussen wird man durch die Metropole gefahren und erfährt von kundigen Führern, was, wann, wo in London mit welchen Bond-Darstellern gedreht wurde. Die Busse haben DVD-Player an Bord, damit man die entsprechende Szene vorher oder anschließend ansehen kann. Wer das Glück hat, den Schauspieler Aki als Guide zu bekommen, kann sich auf viel Insiderwissen freuen. Er weiß auch, wo in "Skyfall" der Auslandsgeheimdienst MI6 unterkommt, weil im Film das alte Gebäude zerstört wird. Drei Stunden dauert so eine Tour (die auch für Fans von Harry Potter, Sherlock Holmes und Jack the Ripper angeboten wird).
Eine Attraktion, die sich leider schon aus dem Staub gemacht hat, ist die Ausstellung "Designing 007: Fifty Years of Bond Style", die bis Anfang September im Barbican auf drei Etagen zu sehen war. Eine originelle und liebevoll zusammengestellte Mischung aus Storyboards, Kostümen, Gadgets, Filmausschnitten, Requisiten und Fotos, kenntnisreich, aber durchaus humorvoll und mit einem Schuss Selbstironie präsentiert. Das Stahlgebiss des von Richard Kiel gespielten Killers "Beißer" aus "Der Spion, der mich liebte" und "Moonraker - Streng geheim" findet sich darin ebenso wie der aufsehenerregende orangefarbene Bikini von Halle Berry aus "Stirb an einem anderen Tag" und ein leeres Cocktailglas. Die Sammlung geht jetzt nach Toronto und wird möglicherweise im kommenden Jahr in Deutschland gezeigt.
Wer Lust auf frische Luft hat, sollte sich direkt am Riesenrad London Eye Tickets für eine Speedboat-Tour gönnen. Die Stadt vom Fluss aus zu erkunden ist eine besondere Attraktion, auch wenn die Erläuterungen der Gebäude am Ufer immer wieder mit der Information endeten "and then it burned down" (dann brannte es ab). Zunächst geht es im gemächlichen Tempo über den Fluss, aber dann dreht der Bootsführer auf, und man jagt Bond-mäßig über die Themse. Ein toller Spaß. Schwangere und Menschen mit Rückenleiden müssen leider draußen bleiben. Ist aber wohl auch besser so. Hinterher fühlt man sich zumindest geschüttelt, vielleicht auch ein bisschen gerührt.
London ist bekanntlich nicht England, und Bond ist zwar eher ein Großstadtmensch, aber manchmal muss er einfach raus. Und das macht er meistens stilvoll. Edle Autos und abenteuerliche Fahrzeuge sind feste Bestandteile seiner Aufträge. Wer Benzin im Blut hat, sollte sich nach Beaulieu auf den Weg machen. Das historische Herrenhaus der Familie Montagu liegt im Naturschutzgebiet New Forest zwischen Bournemouth und Southampton.
Pferde, Esel, Kühe und Schafe laufen dort frei herum. Auf dem Anwesen der Montagus befindet sich das National Motor Museum. Ein Teil der Ausstellungsräume zeigt die weltweit größte Sammlung von Bond-Vehikeln. "Bond in Motion. 50 Vehicles. 50 Years" lautet der Titel, gezeigt wird natürlich ein Aston Martin DB 5. Nur das Originalmodell aus "Goldfinger" mit den eingebauten Maschinenpistolen, der schusssicheren Panzerplatte und dem Schleudersitz wurde schon 1997 gestohlen und gilt seitdem als verschwunden. Aber keine Bange, es gibt jede Menge Fahr-, Flugzeuge und Boote zu sehen: edle, verschrammte und auf Hochglanz polierte. Zum Beispiel das dunkle Q-Boot, mit dem Pierce Brosnan in "Die Welt ist nicht genug" über die Themse kachelte. Natürlich sind auch ein paar skurrile Exemplare dabei wie das "Pig" aus "Der Hauch des Todes". KGB-General Georgi Koskov wollte darin in den Westen überlaufen und wurde in einem Pipeline-Inspektionsgerät im wahrsten Sinne des Wortes als Rohrpost weggeschossen. Oder das Krokodil, das Roger Moore in "Octopussy" als Mini-U-Boot nutzte.
Ganz aktuell konnten sich die Ausstellungsmacher auch schon zwei Geländemotorräder aus "Skyfall" sichern.