Der hohe Norden lockt in der dunklen, eisigen Jahreszeit mit beleuchteten Pisten im internationalen Standard. Ein künstlicher Gletscher hält gar bis Mitte Juni
Es hat etwas Erhabenes, langsam auf dem Haupt des einzigen Berges der Welt entlangzugleiten und den Blick über die Unendlichkeit einer weiß-grün gefleckten Weite aus Seen und Wäldern schweifen zu lassen, die Bären und Wölfe ihr Zuhause nennen. Man spürt, wie die Uferlosigkeit der Landschaft jedweder Bedrückung den Boden unter den Füßen wegzieht. Aufatmen, Auftanken. In Wirklichkeit ist das Levifjäll mit gerade mal 500 Metern Seehöhe zwar kein richtiger Berg, aber einmalig ist es schon - zumindest für finnische Verhältnisse.
Vom auf fast 68 Grad nördlicher Breite gelegenen, solitär aus lappländischer Ebene aufragenden Gebirgskörper führt Finnlands einzige Weltcup-Piste talwärts. Alljährlich am zweiten Novemberwochende gibt sich hier die Elite des alpinen Skirennsports die Ehre. Bis zu 10 000 Zuschauer säumen dann die 52 Prozent steile Piste an der World Cup Gondoli. Durchaus bemerkenswert angesichts des Umstands, dass die Gemeinde Kittilä, zu der das Levifjäll gehört, nur 6000 Einwohner hat - auf einer Fläche halb so groß wie Schleswig-Holstein. Das Skiresort zu Füßen des Fjälls heißt kurz Levi und ist der wahr gewordene Traum der Finnen, trotz der topografischen Herausforderungen eines weithin topfebenen Landes, ein alpines Skiziel von internationalem Standard zu formen.
Levis am Reißbrett entworfenes Skidorf könnte auch in Colorado stehen, das neue, auf dem Fjäll thronende Hotel "Panorama" erinnert architektonisch an französische Skistationen, und Après-Ski im "V'inkkari" steht Partys in Ischgl in nichts nach.
Eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von einem verschlafenen Nest in der Mitte von Nirgendwo zum meistbesuchten Skigebiet Suomis spielte die Umwandlung von Kittiläs Airport vom Militär- zum Zivilflughafen. Nur acht Kilometer sind es vom Terminal bis zur Talstation von Finnlands erster Gondelbahn. Täglich schweben bis zu zehn Linienmaschinen ein, pro Saison 400 Charterflüge. Aus England, Russland und den Niederlanden. Die Finnen kommen zwar erst ab Februar zum Skifahren nach Lappland, dank der dunkelheitsindifferenten englischen und russischen Gäste lohnt sich der Betrieb aber auch im Dezember und Januar. Dann werden die Pisten beleuchtet.
Auch das rund 40 Kilometer westlich des Flughafens gelegene Ylläs setzt in den Weihnachtsferien auf die angelsächsische Klientel, die es hinreißend findet, die Festtage statt im heimischen Nieselregen in der tief verschneiten Heimat des Weihnachtsmanns zu verbringen. Tief sind allerdings auch die Temperaturen. In den Januarnächten kann es schon mal bis minus 40 Grad runtergehen. In solchen Nächten eine der mit zauberhaften Eisskulpturen dekorierten Eissuiten im "Snow Hotel" von Ylläs zu beziehen, erfordert Überwindung, auch wenn es dort angeblich nie kälter als minus fünf Grad wird.
Ein wohltuendes Kontrastprogramm zu solcher Kälte bietet die Symbiose von finnischer Kultur und alpiner Wintertechnik: die Saunagondel. In die huscht man an der Bergstation der Ylläs Gondoli. Die vier Kilometer lange, schwebende Runde über das lappische Winterwunderland hat genau die Länge eines klassischen Saunagangs. Zurück auf dem Berg hat man dann die Wahl zwischen einem Bad im Schnee oder einem im bedeutend wärmeren Hot Tub. Berg trifft die Sache am Yllasfjäll übrigens eher als in Levi: Mit 718 Metern Gipfelhöhe, 463 Metern Höhendifferenz und bis zu drei Kilometern langen Abfahrten ist Ylläs das beste Skigebiet östlich des finnischen Meerbusens.
Ganz im Osten Finnisch-Lapplands liegt nahe der russischen Grenze das zweitpopulärste alpine Skiziel Finnlands: Ruka. Hier lernt man verstehen, warum die Finnen neuerdings nicht nur Medaillen im Langlauf und Skispringen gewinnen. Zwar ist Ruka alljährlich Auftaktstation des Weltcups der Skater und Springer, aber auch Freestyler finden hier ideale Bedingungen vor. Ruka verfügt über eine exquisite Buckelpiste, einen permanenten Skicross, eine Jump-Area und über einen riesigen Terrainpark mit Superpipe. Zum Winter 2010/11 kommt auch eine zumindest weltcuptaugliche Slalompiste hinzu, die man dem Rukafjäll allerdings nur mit Bulldozern abringen konnte.
Dem berühmtesten Sohn des Ortes dürfte es trotzdem recht sein. Kalle Palander, Slalom-Weltmeister von 1999, veranstaltet in Ruka Camps für Nachwuchsrennläufer. Die fanden bisher, ebenso wie die Burton Snowboard Camps, auf der Piste 12 statt, besser bekannt als Rukas künstlicher Gletscher. Dank der konstant tiefen Temperaturen können hier im Winter problemlos sieben Meter technischer Schnee aufgebracht werden. Der hält dann bis Mitte Juni, wenn die Sonne schon fast 24 Stunden scheint. Der Strom zur Schneeerzeugung - darauf legt man in Ruka wert - stammt aus Wasserkraft.
Anreise: Finnair ( www.finnair.com ) fliegt täglich ab Hamburg via Helsinki nach Kittilä und Kuusamo. Weiter mit Transferbussen nach Levi, Ylläs und Ruka.
Zahlen: Levi - 26 Lifte, 48 km Pisten; Ylläs - 30 Lifte, 52 km Pisten; Ruka - 20 Lifte, 25 km Pisten.
Preise: Skipass Levi/Ylläs: 140-163/88-99 Euro (6 Tage Erw./Kinder) Informationen: www.levi.fi , www.yllas.fi , www.ruka.fi